Die Taxi-Konkurrenz Uber bringt die etablierten Taxiunternehmer stark in Bedrängnis und hat einige Existenzen gekostet. Die Taxibranche fordert eine Anpassung der Gesetze oder zumindest die Einhaltung der gegebenen Vorschriften. Passiert ist bis heute nichts.
Text: Michael Troy
Uber bringt Taxler ins Schleudern. Das Online Fahrvermittlungsunternehmen ist im Dauer-Kriegszustand mit etablierten Beförderungsunternehmen auf der ganzen Welt. Das global stark wachsende kalifornische Unternehmen - es operiert gegenwärtig in 540 Städten - will mit seiner Fahrdienst-App die Welt durchqueren. Der erklärte Gegner sei "ein Arschloch namens Taxi", meinte Uber-Chef Travis Kalanick einmal. Dank der Unterstützung mächtiger Investoren wie Google und Goldman Sachs ist die Kriegskasse gut gefüllt und der Jahresumsatz 2015 von 1,5 Milliarden US-Dollar beachtlich. Uber ist beharrlich auf der Überholspur. Auch im Kampf mit Konkurrenten sind die Uberisten nicht zimperlich, drängeln, wo sie können, und scheuen keine Konfrontation. Immer öfter verursachen sie mehr als nur einen symbolischen Blechschaden.
Aber in einigen Ländern drohen die gewohnten Highspeed-Siegesfahrten stecken zu bleiben, wie etwa bei den Nachbarn in Deutschland: Mehrere Gerichte haben Uber den Fahrbetrieb untersagt. Es heißt, Uber stifte seine Fahrer quasi zum Verstoß gegen das Personenbeförderungsgesetz an. Derzeit dürfen die Uber-Chauffeure noch flitzen, aber in einigen Städten werden die legalen Fahrspuren immer enger für das US-Unternehmen.
Für Uber sind viele Gesetze, die das Geschäftsmodell verbieten oder einengen sollen, überaltert. In der Sprachregelung des Unternehmens: "Man muss neue Rahmenbedingungen für moderne Dienste wie Uber schaffen." Was damit genau gemeint wird, ist nicht ganz klar. Freie Fahrt ins Ungewisse? Schlittenfahren mit den Behörden und geltenden Gesetzen?
Laut Uber-Umfragen wollen immer mehr Menschen "eine Anpassung der Personenbeförderungsgesetze an die Smartphone-Ära", auch in Österreich. Das mag ja sein, aber wie aussagekräftig sind die Zahlen, wie groß tatsächliche die Zustimmung? Das Unternehmen verzerrt mit statistischen Tricks die Resultate zu seinen Gunsten. Die wichtigsten Kritikpunkte:
> Uber lässt ausschließlich 18- bis 35-Jährige befragen, und zwar online. Ältere und weniger technikbegeisterte Menschen, die vermutlich skeptischer sind, werden nicht befragt.
> Oft sind die Fragen sehr allgemein und verschweigen kritische Punkte. So ist vom Ridesharing die Rede, worunter man auch klassische Mitfahrzentralen verstehen könnte. Über die juristischen Streitigkeiten verliert Uber kein Wort. In Deutschland zum Beispiel fragte man, ob "Regierungen der Ridesharing-Idee mehr Unterstützung zukommen lassen sollen?" Hätte man gefragt, ob Fahrer ohne Personenbeförderungsschein Menschen herumkutschieren dürfen, hätten wohl nicht 55 Prozent zugestimmt. Ein wesentlicher Punkt, weil eigentlich jeder Uber-Fahrer werden kann, ohne Fahrkenntnisse und ohne Sicherheitstraining.
Uber bedient sich klassischer PR-Methoden. Wer eine Diskussion steuern will, liefert Argumente für die eigene Position. Uber tut das sehr effektiv und kann so geschickt von seinen vielen Gesetzesverstößen ablenken. Kritik wird zurückgewiesen. "Unsere Umfragen sind relevant und unsere Geschäftspraktiken seriös", betont die Firma. Für Uber unterstreicht der weltweite Erfolg die Akzeptanz für das "so moderne" Geschäftsmodell. Inzwischen gibt es aber unabhängige Umfragen mit weniger positiven Ergebnissen und vermehrt Stimmen, die Uber-Geschäftspraktiken und Methoden kritisch bewerten.
Knifflige Nebenerscheinungen brachte eine pikante Story in Le Figaro an den Tag. Ein Franzose hat neulich eine 45-Millionen-Euro-Schadenersatzklage gegen Uber eingereicht. Er habe Uber einmal auf dem Smartphone seiner Ehefrau benutzt, sich dann aber ausgeloggt. Sie erhielt trotzdem weiterhin Mitteilungen darüber, wann und wo ihn Uber-Chauffeure abholen würden. Und entdeckte auf die Art seine Seitensprünge, heißt es in der Klage. Blöd gefahren. Sollte er die 45 Mille gewinnen, wäre es sicher besser, schon geschieden zu sein oder zumindest nur noch mit Taxis zu fahren.
In unserer Bundeshauptstadt geht es um andere Praktiken. Wiener Taxiunternehmen werfen dem Unternehmen wiederholt unlauteren Wettbewerb vor. Viele Uber-Fahrer fühlen sich ausgenützt und offenbaren, dass sie für ihren Aufwand viel zu wenig verdienen. Wie viel genau, ist schwer zu eruieren, aber die Schwankungsbreite ist sehr groß. Angeblich verdienen manche Fahrer nur 40 oder 50 Euro für bis zu zwölf Stunden Fahrdienst. Drängt sich die Frage auf, warum sie es überhaupt machen. Vielleicht hängt es mit dem Lockvogel SMS-Nachrichten an die Fahrer von Uber zusammen, die täglich gute Verdienstmöglichkeiten versprechen. Wie viele Uber-Chauffeure tatsächlich auf Wiens Straßen unterwegs sind, ist nicht klar, laut Schätzungen handelt es sich um eine mittlere dreistellige Zahl.
In Wien hat sich jetzt der Taxiunternehmer Dr. Ernst-Peter Lagler in einem Brief an Vizekanzler Mitterlehner gewandt. In der Hoffnung, mehr Klarheit zu schaffen und konsequente, vernünftige Regelungen einzuleiten, um die stark angeschlagenen Wiener Taxiunternehmen vor den scheinbar unterlauteren Uber-Methoden zu schützen.
Ob die Politik in Österreich bereit ist, hier einzugreifen, ist ungewiss. Die Diskussionen gehen mit Sicherheit weiter. Und die Uber-Fahrer kurven weiterhin mehr schlecht als recht auf Wiens Straßen herum. Wien fährt anders.