Ich würde gerne für Jesus kochen

Foto: Beigestellt
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Roland Trettl wird der George Clooney des Kochens genannt, war elf Jahre Chefkoch im Salzburger Haubenlokal Ikarus im Hangar 7 und gilt als einer der besten TV-Köche im deutschsprachigen Raum. Nun kehrt der gebürtige Südtiroler am 11. Oktober mit The Taste zurück auf den Bildschirm. alles roger? bat den Starkoch um ein Interview und bekam von Roland Trettl einige gesalzene Antworten.


Interview: Roland Hofbauer

 Hand aufs Herz, wie verrückt sind Köche eigentlich?

In Wahrheit ist jeder Koch verrückt, sonst würde man sich das alles doch gar nicht antun. Wenn man überlegt, wie viel Leidenschaft man in seine Arbeit steckt, und dann landet das Ergebnis ein bis zwei Tage später in der Toilette. Aber im Prinzip denkt man immer nur, dass die anderen verrückt sind, und die denken das über mich. Wobei ich das Verrücktsein eher positiv sehe. Herumschreiende Choleriker verabscheue ich. Wenn deine Mitarbeiter vor dir Angst haben, bringt das gar nichts.

 Macht Kochen eigentlich sexy, ist es sinnlich?

Es ist definitiv sinnlich, mit tollen, frischen Lebensmitteln zu arbeiten. Man kann schon mit seinen Kochkünsten verführen. Ich glaube, es ist eher der Akt, wie man mit den Lebensmitteln umgeht, wie man etwas angreift und welche Technik man anwendet. Wenn eine Frau das sieht, kann sie schon schwach werden.

 Im Oktober beginnt die neue Staffel von The Taste. Was darf man sich erwarten?

Es wird noch härter, noch professioneller und die Qualität der Kandidaten ist unglaublich hoch. Natürlich will ich dabei gewinnen, niemand will gerne den zweiten Platz machen. Aber hier können nur die Kandidaten gewinnen. Ich kann sie nur nach besten Kräften unterstützen. Die Zuseher können sich auf jeden Fall auf einiges gefasst machen.

 Zwischen den Kollegen wird viel gescherzt, manchmal auch bösartig. Wer liegt Ihnen denn besonders und mit wem können Sie gar nicht?

Tim Mälzer, Rosin oder Tim Raue sind alles Köche, die mir sehr ähnlich sind und die ich sehr schätze, mit denen komme ich gut klar. Der Unterschied zwischen mir und zum Beispiel Tim Mälzer ist, dass Tim seinen Mund permanent offen hat und pausenlos redet. Ich sag' wesentlich weniger, dafür macht alles Sinn und hat Niveau (lacht).

 Sie gelten als Legende des Hangar 7, welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit im Ikarus?

Ich wohne ja noch nach wie vor in der Nähe von Österreich, in Bad Reichenhall. Ich bin auch sehr oft in Salzburg und generell in Österreich unterwegs. Meine elf Jahre im Ikarus waren unglaublich intensiv und prägend. Abgesehen von dem hohen Stressfaktor habe ich dort die tollsten Menschen, neue Kulturen und die besten Köche der Welt kennengelernt. Ohne meine Arbeit dort wäre das in diesem Ausmaß nie möglich gewesen. Diese Arbeit hat meine Lebenseinstellung sehr positiv beeinflusst.

 Wie sehen Sie die Entwicklung des Kochens, was werden die Trends der nächsten Jahre sein?

Es wird hochwertig gekocht werden, aber damit meine ich nicht, dass nur die teuersten Lebensmittel verwendet werden. Hochwertig ist für mich eine gute Küche, in der alles verarbeitet wird, auch die nicht so zarten Stücke eines Tieres, und es trotzdem wunderbar schmeckt. Wir dürfen auch nicht bei Trends, die an den Haaren herbeigezogen sind, immer mitmachen. Da werden wir von der Industrie verarscht, die verkauft uns für blöd.

 Sie gelten als Verfechter der Nachhaltigkeit. Was halten Sie von bio, vegan und diesen Dingen? Ein österreichischer Haubenkoch hat einmal gemeint, dass Vegetarier dumm sind, da ihnen gewisse Enzyme bei der Ernährung fehlen?

Der Kollege hat dann wahrscheinlich zu viel Fleisch gegessen und ist selber ein bisschen dumm. Ich finde veganes Essen genauso gut wie vegetarisches, da kann man tolle Dinge kochen. Das Problem sind die Veganer an sich, denn die schränken sich bei der Ernährung ein und das ist für mich extrem. Ich kann mit keiner Form des Extremen etwas anfangen und ich will mich auch selber nicht einschränken.

 Stimmt es, dass Ihre Frau nicht glaubt, dass Sie ein guter Koch sind?

Das glaubt sie manchmal auch heute noch - ich werde von ihr bei jeder Gelegenheit ausgebessert. Egal was es ist, ob ich das Gemüse falsch schneide oder etwas anbrate, sie weiß es immer besser. Da muss ich ihr manchmal sagen, dass ich wirklich eine Kochausbildung genossen habe. Aber ich finde das auch gut, dass meine Frau als Yogalehrerin so viel Selbstbewusstsein hat, um mich in der Küche zu belehren. Das zeugt von großen Eiern (lacht).

 Wem sprechen Sie denn ab, ein guter Fernsehkoch zu sein, Tim Mälzer vielleicht?

Auf keinen Fall, Tim ist grandios. Ich bin mir aber bewusst, dass es ganz viele Köche da draußen gibt, die viel besser kochen als wir Fernsehköche. Aber es geht nicht nur da-rum, kochen zu können, man braucht Ausstrahlung, muss authentisch sein und muss wissen, was man wann sagt. Köche gibt es sicher bessere als mich, das Gesamtpaket muss aber passen.

 Wen würden Sie gerne einmal bekochen und was würden Sie auftischen?

Ganz klar, Jesus und Leonardo da Vinci. Ich würde für die beiden das letzte Abendmahl kochen. Mich würde interessieren, was Jesus denkt über den aktuellen Extremismus, der im Namen Gottes auf der ganzen Welt praktiziert wird. Leonardo dürfte dabei sein, da er das letzte Abendmahl ja gemalt hat. Ich würde den beiden etwas ganz Schlechtes kochen, damit sie sich leichter beim Abgang tun. Wenn ich zu gut koche, dann wollen sie vielleicht gar nicht gehen.

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