Sie ist die längstdienende Talkerin Europas, daher reif fürs Guinness-Buch der Rekorde und hat in diesem Jahr ihre 3.500ste Show. Im nächsten Jahr feiert sie ihr 20-jähriges Jubiläum und gerade hat sie einen neuen Dreijahresvertrag unterzeichnet. Barbara Karlich ist aus der österreichischen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken und alles roger? freut sich sehr, sie einmal ohne Maulkorb interviewen zu dürfen.
Interview: Martina Bauer
Gratulation zur 3.500sten Sendung und zu Ihrer Vertragsverlängerung. Wie kann man sich eigentlich so lange mit einem Format die Gunst der Seher sichern, was ist Ihr Geheimnis?
Da spielen mehrere Faktoren mit, in erster Linie denke ich, dass die Zuseherinnen und Zuseher merken: Die ist echt, mag und schätzt ihre Gäste und führt sie ergo nicht vor, lacht und weint mit ihnen mit und ist eine von uns. Ich bin optisch nicht perfekt, plage mich seit geschätzten 250 Jahren mit meinem Gewicht, ich tu mir auch schwer, den richtigen Mann zu finden. Das kommt bei den Menschen gut an, ich glaube, dass Perfektion überbewertet wird. Dazu kommt, dass ich mich nicht verstelle, ich bin vor der Kamera dieselbe Babsi wie zu Hause mit meiner Familie, beim Wäschewaschen oder beim Einkaufen.
Es gibt ja den Schmäh, dass der typische ORF2-Seher in der Früh den Sender einschaltet und dann den ganzen Tag nicht mehr die Kraft hat, weiterzuzappen. Könnte das ein Mitgrund für Ihre konstant guten Quoten sein?
So ein Blödsinn! (lacht). Unser Publikum ist zwar ein wenig älter, aber durch die Bank agil und vor Energie sprühend. Im übrigen sind die Oldies manchmal viel cooler als die Jungen! Wir werden nach wie vor gerne gesehen, da für jeden etwas dabei ist und sich die Show auch stetig weiterentwickelt. Jetzt wird auch über Politik, Geld oder Umweltschutz getalkt, nicht mehr nur ausschließlich über Liebe, Treue und den bösen Ex-Mann. Meine Show hätte durchaus auch Potenzial für mehr.
Wie meinen Sie das?
So eine Sendung wie Karlich danach, die es schon vor etlichen Jahren gegeben hat. Da haben wir Talkgäste nach ihrem Auftritt in der Show daheim besucht und haben berichtet, wie es ihnen ergangen ist. Das hatte wirklich sehr gute Quoten. Oder auch ein Format wie Talk Talk Talk mit den lustigsten Sagern und Hoppalas der Sendung.
Hätten Sie nicht Lust, einmal was anderes zu machen, oder was würde Sie nach der Barbara Karlich Show interessieren?
Ich bin mit meiner Sendung wirklich glücklich aber natürlich würde mich ein großes Abendformat in Showform sehr reizen. Ich glaube, ich beherrsche mein Handwerk sehr gut und wäre jeder Herausforderung gewachsen. Mich würden auch Sendungen über die Royals sehr faszinieren oder Musikshows. Die sind aber durch die Bank sehr gut und prominent vergeben - Bussi an Alfons Haider (lacht). Wenn es einmal mit der Karlich Show vorbei sein sollte, kann ich mir sowohl einen Job als Moderatorin bei TV oder Radio vorstellen, aber auch die Leitung einer Redaktion oder Kulturmanagement und PR. Aber solange mich die Leute mögen und der ORF mich lässt, möchte ich meine Show weitermoderieren. Von mir aus auch mit über 80 auf der Bühne, so wie die Rolling Stones.
In puncto Männer hatten Sie ja nicht gerade ein goldenes Händchen. Oft sprachen Sie von der großen Liebe, geblieben sind zwei Scheidungen und aktuell sind Sie Single. Was für einen Mann würden Sie denn suchen?
Meine erste Ehe wurde annulliert, daher war ich für mich erst einmal verheiratet. Ich glaube auch nach wie vor an die große und wahre Liebe, eventuell habe ich sie ja schon gefunden und wir konnten sie einfach nicht festhalten. Mit meinem Ex-Mann verbindet mich nach einer nicht so erfreulichen Trennungszeit jetzt eine gute und innige Freundschaft. Wir unternehmen viel mit unserer Tochter und telefonieren fast täglich. Roland mag zwar ein Hallodri sein, aber er ist ein guter Vater und hat mir mit unserer Tochter das schönste Geschenk gemacht. Wenn ich mir einen Mann wünschen könnte, wäre er respektvoll, charmant, treu, intelligent, humorvoll - gaaaanz wichtig, hätte blaue Augen und wäre nicht zu dünn. So ein Gerard-Butler-Typ.
Das klingt irgendwie nach ihrem Ex-Mann. Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal mit ihm zusammenzukommen?
Das liegt allein an ihm.
Darf sich eine Barbara Karlich eigentlich auch politisch äußern?
Ich bin in den letzten 19 Jahren sehr gut damit gefahren, mich politisch zurückzuhalten. Dafür gibt es genug andere Formate und genug andere Moderatoren, die glauben, sie müssten ihre politischen Ansichten den Menschen unter die Nase reiben. Aber ein Thema hat es mir besonders angetan, nämlich die Privatisierung von Trinkwasser, die von der EU gefördert wird. Das ist ein Skandal, in Portugal müssen bereits Menschen ihr Trinkwasser von großen Konzernen kaufen. Hier gehört sofort etwas unternommen, das muss gestoppt werden. Und Tiere sollten endlich keine Sache mehr sein.
Wie gehen Sie mit der aktuellen #metoo-Kampagne um?
Dass Männer ihre Macht gegenüber Frauen missbrauchen, ist letztklassig und beschämend. Ich finde die #metoo-Kampagne mutig und richtig. Wenn solche widerlichen Dinge wirklich passiert sind, gehören sie aufgearbeitet. Es ist ein erster und wichtiger Schritt und ich bin zunächst immer auf der Seite der Frauen. Aber Vorsicht bei Vorverurteilungen.
Wen hätten Sie denn gerne einmal von den Prominenten in Ihrer Show?
Von den Österreichern war schon so gut wie jeder bei mir, ich könnte mich nicht an eine einzige Absage erinnern. Aber natürlich wären da einige, die ich ehrfürchtig begrüßen wollen würde. Sämtliche europäische Königshäuser wären mir sehr willkommen, aber das wird es in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr spielen. Wir sind ein österreichisches Kultformat mit österreichischen Themen und Gästen, da verirren sich maximal einmal ein paar Deutsche Promis zu mir. Aber ich bin mit meinen Gästen sehr zufrieden, man darf nicht unverschämt sein.
Sie haben sich lange geziert, bevor Sie uns ein Interview gegeben haben, woran ist das gelegen?
Ich habe etwas abgewartet, bevor ich mein Okay gegeben habe, aber wenn Stars wie meine Freundin Natalia Ushakova, Kollegin Vera Russwurm, Reinhold Bilgeri, David Alaba und sogar Kristina Sprenger in diesem Magazin vorkommen, dürfte das auch für mich kein Problem sein. Außerdem habe ich jetzt bei eurem Chefredakteur was gut.