Linzer IT-Experten schützen heimische Unternehmen und Institutionen wie den Opernball vor Hackerangriffen. Diese stammen häufig aus den USA.
Sie wehren Angriffe ab, jede Stunde, jede Minute. Die IT-Experten von Blue Shield. Alleine der Erpressungstrojaner "Wanna Cry" verursachte am 13. Mai bei gut 200.000 Rechnern den Supergau. Große Konzerne, Spitäler und Polizeicomputer waren die Opfer. Auch Österreich war betroffen. Im Cyberspace tobt der Krieg. Es geht um Milliarden. Pro Erpressungsfall wurden 300 bis 600 US-Dollar für die Datenentschlüsselung gefordert. In Bitcoins, der bevorzugten Cyberkriegswährung. Es geht um Informationsabfluss ungeahnten Ausmaßes.
"Die meisten dieser Angriffe erfolgen von außerhalb Europas", berichtet Alois Kobler, Geschäftsführer des Linzer IT Threat Intelligence Unternehmens Blue Shield Security und erklärt, warum heimische Unternehmen auf europäische Technologie setzen sollten: "Die Mehrzahl der Angriffe wird von US-amerikanischen Netzwerken gesteuert. Die Marktführer unter den Schadsoftware-Spezialisten sind ebenfalls US-amerikanische Firmen mit Servern in den USA. Ein Teufelskreislauf, aus dem kaum ein Weg herausführt. Bis wir uns entschieden haben, mit österreichischem Know-how und Hirnschmalz dagegen anzukämpfen. Unsere Server mit den sensiblen Daten unserer Kunden stehen in Linz und nicht in der amerikanischen Wüste."
Vom Cyberkrieg betroffen sind wir alle. Je sensibler die Daten, desto konzentrierter die Angriffe. Internetkriminelle haben es vor allem auf Unternehmen und deren Mitarbeiter abgesehen, von denen sie auf perfide Weise Geld abstauben wollen. CEO-Fraud ist eine der lukrativsten Varianten für Kriminelle. Hier werden gefälschte E-Mails, die scheinbar von einem Mitglied der Unternehmensführung stammen - in Wortlaut und Inhalt täuschend echt - an das betroffene Unternehmen versandt, um schließlich nach Vertrauensschluss Überweisungen von hohen Geldbeträgen für einen vermeintlich gewöhnlichen Geschäftsfall zu fordern.
Ein oberösterreichischer Luftfahrtzulieferer war im zweistelligen Millionenbereich davon betroffen. "Unsere Technologie erkennt jede Bedrohung in Echtzeit. Das unterscheidet uns ebenfalls von konventionellen Anbietern. Man kann sich unsere Cyberabwehr als riesiges digitales Telefonbuch vorstellen, in dem alle Adressen vermerkt sind, von denen Bedrohungen ausgehen. Wird eine neue Adresse in Umlauf gebracht, erkennt unser System diese sofort und ohne Zeitverlust", erläutert der erst 30-jährige Kobler, der sich seit seiner Kindheit mit Computern und Software beschäftigt und sein erstes Unternehmen in diesem Bereich gründete, sobald er volljährig war.
Inzwischen interessieren sich höchstrangige Stellen in Österreich für sein Know-how. Der Informationsfluss ist in Wien traditionell besonders vielfältig; was Rang und Namen betrifft, ist der Opernball jenes Ereignis, das besonders schützenswert ist. Eben diese Aufgabe kommt der Blue Shield Security zu. "Unser neuestes Projekt betrifft ein Thema, das uns alle angeht, nämlich den Schutz der Energieversorgung, für das uns ein großer oberösterreichischer Anbieter engagiert hat", betont Kobler mit Stolz.