Weltgrößtes Museum für Jukeboxen und Flipper eröffnet.
Text: Martina Bauer
Zwanzig Jahre und zwanzig Millionen später ist es endlich so weit" ... Mit diesen Worten eröffnete Excalibur-City-Boss und alles roger?-Herausgeber Ronnie Seunig das weltweit größte Museum für Jukeboxen, Wurlitzer und Flipperautomaten - die Terra Technica, gleich hinter der tschechischen Grenze bei Kleinhaugsdorf.
Empfangen von jungen Damen, die aussahen, als wären sie einem dieser tollen Werbe-Emailleschilder entsprungen, geht es für die Gäste in die "heiligen Hallen" der Terra Technica. Vor den Besuchern liegen mehr als 8.500 Quadratmeter mit weit mehr als 4.000 Exponaten. Knapp 700 Jukeboxen, 250 Flipperautomaten, 300 Videogames und zahllose technische Geräte aus allen Epochen. Aufgeteilt sind diese Juwelen in sechs Sektoren für Jukeboxen, eine Videogame-Ausstellung und eine Sound- and-Vision-Abteilung.
Die Zeitreise startet um 1880. Edles altes Holz, die Kinderschuhe der Technik, Orchestrien, Polyphone, Phonographen und Nickelodeons dominieren diese Zeit. Die Schallplatte bahnt sich erst langsam ihren Weg in die Bars und Wohnzimmer. Edison lässt grüßen. Es ist so schwer vorstellbar, heute, wo die Musik auch aus Mobiltelefonen kommt. Und dennoch sind sie real, diese wunderschönen Geräte, von deren Existenz kaum jemand, der sich nicht intensiv mit der Materie beschäftigt, weiß.
20 Jahre Arbeit
Ronnie Seunig hat sich beschäftigt. 20 Jahre lang sammelte, hortete, restaurierte und reparierte er fast jedes einzelne Museumsstück mit viel Liebe und Hingabe. Drei Mal musste er sein Haus erweitern und dennoch war nie genug Platz für seine "Babys". Kaum war wieder so ein Goldstück fertig, musste er es schweren Herzens wieder auslagern. Proportional zur Anzahl der Geräte wuchs auch der Wunsch nach einer richtigen Heimat für sie.
Wenn schon, denn schon. Solche Raritäten brauchten ein würdiges Zuhause. Eines, wo viele Menschen diese Schätze schätzen können. Ein Museum. Den Namen dafür gab es ja bereits fast so lange wie die Idee selbst. Bereits vor einigen Jahren hat Ronnie Seunig mit dem damals erfolgreichen Anwalt Wolfgang Brandstetter beim Rumschrauben über den Namen für so ein Museum philosophiert. Terra Technica sollte es heißen. Darin waren sich die beiden einig.
Nun stand einer da, erzählte, wie es zu diesem Museum kam, und bat den anderen ebenfalls auf die Bühne. Excalibur-City-Boss und alles roger?-Herausgeber Ronnie Seunig empfing Vizekanzler und Justizminister Wolfgang Brandstetter. "Ein Waldviertler ist drei Leut', der Ronnie ist zehn Waldviertler", erklärt der Vizekanzler dem Publikum. Damit meint er die beinahe übermenschliche Leistung, die Ronnie in dieses einmalige Projekt gesteckt hat.
Vom Möbel zum Blickfang
Zwei gestandene und äußerst erfolgreiche Männer freuen sich wie die Kinder. Das ist so ansteckend, und genau dieser Zauber ist es, der den Besucher auf der Reise durch die Zeit der Jukeboxen und Flipperautomaten in der Terra Technica begleitet.
Im Sektor II etwa, wo man sich um 1920 wiederfindet und den ersten Schellackplatten mit 78 Umdrehungen begegnet. Verstärker sind so weit ausgereift, dass sie in Jukeboxen eingesetzt werden können. Die Faszination bleibt gleich. So wie ein paar Schritte und zehn Jahre später, in Sektor III, wo mit den 1930er-Jahren das goldene Zeitalter anbricht und die Jukebox bunt wird. Das einfache Möbel wird zum Blickfang. Auch für die zahlreichen Promis, die beim Pre-Opening aus dem Staunen gar nicht rauskommen. Doch es geht weiter.
Chrysler von Stan Laurel
Plötzlich funkelt da schwarzer Lack und blendet fast. Unfassbar! Ein Chrysler-6-Zylinder, Type Windsor C38W Limousine aus dem Jahr 1947. Nein, nicht irgendein Chrysler. Nicht irgendein Ami-Schlitten. Bei dem glänzenden Prachtexemplar handelt es sich um das letzte Fahrzeug von Stan Laurel, die dünne Hälfte des unvergesslichen Comedian-Duos Dick & Doof.
Laurel verließ die Bühne des Lebens Mitte der 60er-Jahre. Eine Zeit, in der bereits auch das Ende des Plattenspielers eingeläutet wurde. Die Disco wird immer populärer und nimmt den Jukeboxen die Kundschaft weg. Alles leuchtet, blinkt und strahlt in den buntesten Farben. Jö! Da hängen drei alte Automaten: Bazooka- und Wrigley's-Kaugummi sowie der mit den legendären PEZ-Zuckerln. Mittendrin steht das Batmobile aus dem Film Batman, das eine Jet-Turbine als Motor hat.
Wir sind in einer Zeit angekommen, an die sich schon sehr viele erinnern können: Im Sektor VI. Dem letzten Zeugnis der aktuellen Musikgeschichte. Die CD hat die 45er-Single abgelöst. Aber nicht endgültig. Die kleine schwarze Scheibe gibt sich nicht geschlagen, und nach MP3 und Internet-Jukeboxen feiert die Vinyl-Platte ein fröhliches Comeback. Zu schön ist das Knistern der Singles und LPs. Die englische Firma Sound Leisure reagiert darauf und baut wieder eine 45er-Single-Box. Die Vinyl Rocket gibt der Jukebox eine Überlebenschance.
500 feierten mit Ronnie Seunig
Wenn das kein Grund zum Feiern ist. In der Terra Technica beim Pre-Opening war das auf jeden Fall einer von vielen. Die Eröffnung des weltgrößten Museums für Jukeboxen, Flipperautomaten und Videogames wollten sich auch viele Gäste aus der Fachwelt nicht entgehen lassen. Das erlesene Publikum mit dem Kennerblick wusste die Exponate ebenso zu schätzen wie der Laie, der die Geräte nur aus den Wirtshäusern und Cafés von früher kennt. Mehr als 500 Gäste aus 14 Nationen teilten die unvergessliche Eröffnung mit dem Excalibur-Team.
Es ist atemberaubend, was Ronnie Seunig da über die Jahrzehnte zusammengetragen hat. All diese Liebe, die Leidenschaft und das Geld, das darin steckt, huldigen der Geschichte von der Entstehung bis ins Jetzt der Zeit. Ein Mann, eine Idee. An der Umsetzung war aber ein ganzes Team beteiligt. Nicht zuletzt alles roger?-Kolumnist Günter Freinberger alias Pindigi, der seit der letzten Ausgabe die Leser in seine Welt der Musik aus der Jukebox-Zeit entführt und seine großartige Flippersammlung eingebracht hat. Vom Architekten bis zum Bodenschrubber. Sie alle haben ihren Beitrag geleistet, damit die Terra Technica ihre Pforten für alle Musik- und Spieleliebhaber öffnen konnte.
Emotionalität und Promis
Vor allem in der Stunde des großen Erfolges, als es dann wirklich so weit war, und ihn alle dafür feiern wollten, gab der Excalibur-City-Boss den Dank und das Lob an sein fleißiges Team weiter. Allen voran Sohn Roger Seunig, der seinem Vater für dieses Projekt bei allen anderen Aufgaben den Rücken freigehalten hat. Jedem Einzelnen, der daran in irgendeiner Form beteiligt war, Wochenenden und Schweiß investierte, dankte Ronnie Seunig persönlich. Mit rührenden Worten, Handschlag und einer Urkunde, die wohl über viele Generationen weitergegeben wird.
Ja, es war emotional. Und wie! Auch, als Jazz Gitti, Horst Chmela, Waterloo & Robinson sowie die Beat-les und Elvis als Revival-Bands die Bühne rockten. Einige Urgesteine kamen aus alter Verbundenheit zum Hausherrn, wieder andere rauften sich dafür extra zusammen und weitere gaben dafür sogar ihre Auferstehung. Jazz Gitti brachte es mit ihrem Song auf den Punkt. A Wunda!