Dem Plastik den Kampf ansagen. Dieses Motto hat sich das Wiener Unternehmen IPT auf seine Fahnen geheftet. PLA (biologisch abbaubare Plastikflaschen) statt PET soll die Plastikberge mindern. alles roger? hat erfahren: Schon Ende des Jahres könnten die ersten rein biologischen Flaschen bei uns im Handel sein.
Text: Martina Bauer
Den Orangensaft austrinken und die Flasche auf den Komposthaufen schmeißen. Man muss kein Öko-Freak sein, um sich das als traumhaft auszumalen. Genau das ist bereits Realität. In England sind diese Flaschen schon im Umlauf. Und auch bei uns werden sie bald den Weg in den Handel finden. "Ende des Jahres sollte es so weit sein", prophezeit der Importeur Michael Fritscher. "Noch bremsen die jeweiligen Marketingabteilungen, weil sie nicht so recht wissen, wie sie das Produkt verkaufen sollen", erklärt der Geschäftsführer von IPT.
Teurer, aber hohe Nachfrage
Schwer vorstellbar, zumal das Material fast nur Vorzüge hat. Der einzige Nachteil gegenüber PET: es ist rund fünf Mal so teuer. Den Orangensaft um 79 Cent gibt's in so einer Flasche dann nicht. So viel ist klar. Allerdings sollte die Umwelt jedem Konsumenten die paar Cent mehr wert sein.
Dass es so nicht mehr lange weitergehen kann, hat Michael Fritscher schon länger erkannt. Vor ein paar Monaten ist er dann auf die PLA-Produkte gestoßen und war sofort begeistert. PLA steht für Polylactic Acid, also Milchsäure. "Wir importieren das Grundmaterial aus Asien, aus dem man jede Art von Flasche oder welche Verpackung auch immer herstellen kann. Mittlerweile exportieren wir sie in sieben europäische Länder (Deutschland, Schweiz, Italien, Slowenien, Kroatien, Tschechien, Slowakei). Die Nachfrage ist groß, weil sich auch der Handel und die Getränkeabfüller mit dem Thema Plastik beschäftigen müssen. Es ist höchste Zeit. Mit der Einstellung der Plastiksackerl haben sie schon ein Zeichen gesetzt, aber das reicht noch nicht", weiß Fritscher.
Mais, Zuckerrübe, Kaktus
PLA-Produkte sind rein pflanzlich und nicht nur biologisch abbaubar, sondern sogar kompostierbar. Sie bestehen aus Mais, Zuckerrüben und einer Kakteenart. Grundsätzlich ist das nicht neu, aber "mit unserem Produkt ist PLA nach 20 Jahren endlich erwachsen geworden. Bis dahin war es nämlich nicht ausreichend temperaturbeständig. Wir sind bei uns die Ersten, die nahezu die gleiche Qualität bringen wie PET-Flaschen", freut sich Fritscher, der weiß, dass eine Lebensmittelkette bei der Markteinführung die Nase vorne haben wird. Ende des Jahres soll das Geheimnis gelüftet werden. Bis dahin ist Stillschweigen vereinbart.
Die Verrottung der PLA-Verpackungen dauert - je nach Umgebung - rund sieben Monate. Dann hat sich die Flasche wirklich zur Gänze aufgelöst. Nicht wie bei einem Getränkehersteller, der ein ähnliches Produkt bewirbt, das aber nur zu 30 Prozent pflanzlich ist. "Der Rest ist PET und somit Augenauswischerei", sagt der IPT-Geschäftsführer.
Wie der CO2-Fußabdruck bei der Herstellung von PLA aussieht, das weiß er nicht, aber bei der Verwertung ist er CO2-neutral. "Das Recycling von Glas und von PET erfordert ja auch einen ganz hohen Energieaufwand, und irgendwann ist bei Plastik auch Schluss, weil das Material müde wird und dann auch irgendwie entsorgt werden muss", erklärt der innovative Geschäftsmann. Ein Pro-blem, das sich bei einer PLA-Flasche nicht stellt. Die kann man auch auf den Komposthaufen schmeißen ...