Frankreich gegen Peru, Dänemark gegen Australien und Argentinien gegen Kroatien, das werden am 21. Juni die Spiele bei der Fußball-WM in Russland sein. Genau 40 Jahre vorher, bei der Weltmeisterschaft in Argentinien, sprach die Fußballwelt von Österreich: Weil die Mannschaft des vor elf Jahren verstorbenen Helmut Senekowitsch in Córdoba Titelverteidiger Deutschland mit einem historischen 3:2 (0:1), dem ersten Sieg seit über 47 Jahren gegen den großen Nachbarn, entthronte und heimschickte. alles-roger?-Kolumnist Peter Linden interviewte den Helden dieses Spiels, Hans Krankl.
alles fußball? von Peter Linden
Warum gibt's den Córdoba-Mythos noch immer?
Weil es immer etwas Schönes, Tolles, Erfolgreiches bleiben wird, ein Stück Fußballgeschichte. Selbst wenn ich nicht mehr leben werde, tot bin, werden die Leute noch über
Córdoba reden. Daran wird sich nichts ändern. Das wird immer Sportgeschichte bleiben. Wie Toni Sailer, Franz Klammer, Hermann Maier, Toni Innauer, Niki Lauda.
Diese Legenden gewannen aber nachhaltig Titel. Córdoba war nur ein Prestigegewinn.
Aber ein gewaltiger. Eine David-Goliath-Geschichte, die immer für Emotionen sorgt, die eben Stoff für Helden-Geschichte liefert. Nicht zu vergessen, dass wir damals zuvor 47 lange Jahre gegen Deutschland nicht gewonnen hatten. Da bedeutet so ein Match wie Córdoba schon etwas. Ich weiß, es gibt Besserwisser, die ihre Nase rümpfen, wenn von Córdoba geredet wird, obergescheit meinen, wir leben nur in der Vergangenheit. Da muss ich fragen: Sollen wir uns dafür entschuldigen, dass wir vor 40 Jahren dieses Spiel gewonnen haben.
In der Begeisterung sind dem Hans Krankl in der Kabine schon einige Sager herausgerutscht, die in Erinnerung bleiben. Weil damals die Journalisten nach WM-Spielen noch in die Kabinen durften. Etwa die Frage, wo er denn bei Ihrem Solo zum Siegestor war, der Herr Kaltz. Und Sie das mit der Feststellung "Stocksteif war er, der Herr Kaltz" beantworteten. Oder als Sie zu Ihrem Freund Herbert Prohaska meinten, wie super es jetzt doch die österreichischen Urlauber an den Stränden von Jesolo und Caorle haben werden, weil sie endlich einmal die Deutschen häkerln könnten.
Wir waren ja aufgezuckert, weil wir wussten, was in den deutschen Medien vor diesem Match in Córdoba stand. Dass nur die Höhe des deutschen Sieges infrage stehe, wir kein Hindernis für den Weltmeister sein würden, und auch die deutschen Spieler überhebliche Kommentare abgaben. Darunter eben auch Kaltz. Darauf wollten wir eine Antwort geben. Und da haben wir uns eben speziell gefreut, als sie gelungen war.
Ihr Volleytor zur 2:1-Führung wurde in der deutschen ARD-Sportschau danach zum Tor des Monats gewählt. Auch ungewöhnlich.
Ich bekam eine Goldmedaille dafür, die hab' ich heute noch daheim. Ein ARD-Reporter kam nach Wien geflogen, überreichte sie mir auf der Wiese vor dem Wohnpark in Alterlaa, wo ich damals wohnte. Ich kann nur sagen, die Wahl zeigt den Sachverstand und den guten Geschmack der deutschen Bundesbürger. Davor ziehe ich meinen Hut.
Sie und die damaligen Mitspieler werden an diesem 21. Juni erstmals in der Hofburg vom Bundespräsidenten empfangen. Was bedeutet das für einen, der inzwischen 65 Jahre alt ist?
Eine Ehre, wenn das offizielle Österreich seinen Respekt zeigt. Das will ich nicht missen. Aber ich hoffe, mir ist keiner böse, mir ist die Feier am Abend wichtiger. Weil erstmals fast alle von damals wieder zusammen sind. Leider lebt das Betreuerteam mit Helmut Senekowitsch und Georg Schmidt nicht mehr, sind Bruno Pezzey, Peter Persidis und Günther Happich zu früh verstorben. Ich hab' alle anderen angerufen und der Kontakt war gleich so wie damals. Mit Roland Hattenberger, Kurt Jara, Franz Oberacher, Gerhard Breitenberger, Erwin Fuchsbichler und so weiter. Obwohl ich mit einigen schon seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Das bedeutet mir sehr viel. Heribert Weber ist jetzt todunglücklich, weil er draufgekommen ist, dass er schon vor einem Jahr für diese Zeit eine Kreuzfahrt gebucht hat und er dadurch diesen Tag in Wien versäumt.
Was wird die WM in Russland bringen?
Ich hoffe sehr auf den Sieg meiner spanischen Freunde. Spanien, Italien, Brasilien und Argentinien sind in dieser Reihenfolge meine Lieblingsmannschaften. Die Italiener haben leider die Qualifikation nicht geschafft
Und wie ist Ihre Meinung über Titelverteidiger Deutschland?
Sehr gefährlich. Weil es gleich zwei Spielergenerationen mit einer mörderischen Qualität gibt. Also mehr als nur eine Stammelf, viele gleichwertige Alternativen.
Und wird sich auch 2018 einer wie 1978 Hans Krankl finden, der Deutschland k. o. schießt?
Da gibt's genug. Diego Costa, der Raubritter bei Spanien, oder Neymar bei Brasilien, Messi bei Argentinien. Und so weiter.