Der Wildpark Ernstbrunn hat sich in den Leiser Bergen im Weinviertel als Besuchermagnet etabliert. Seit 40 Jahren gibt?s den Park mittlerweile und immer mehr Menschen wissen die natürliche Begegnung mit Wildtieren zu schätzen. alles roger? hat sich das wilde Paradies für Mensch und Tier näher angeschaut.
Text: Martina Bauer
Wie eine Märchenlandschaft sehen die 60 Hektar aus, in die der Tierpark Ernstbrunn eingebettet ist. Wiesen, Wälder, Teiche, und hoch über all dem liegt das Schloss Ernstbrunn auf einer Anhöhe. Der Schlossherr, Fürst Heinrich Reuß, ist auch der Betreiber des Wildparks, wo sich rund 250 Tiere tummeln.
Auch ein Wolfsforschungsinstitut befindet sich auf dem Gelände des Parks. Bei diesem Projekt geht es aber nicht um Auswilderung, sondern um Verhaltensforschung. Nachzucht ist aus diesem Grund in Ernstbrunn kein Thema. Die 15 Tiere sind vasektomiert (sterilisiert) und stammen aus Russland oder Kanada. Ihr Verhalten wird dem von Hunden gegenübergestellt. Generell hat man sich im Wildpark das Ziel gesetzt, das Verhalten von wilden Tieren gegenüber den Haustieren zu erforschen.
Steinbock, Mufflon, Wildschwein
Darum gibt es in diesem Park unter anderen auch Steinböcke und Ziegen, Mufflons und Schafe, Wildschweine und Hängebauchschweine zu bestaunen. Also jeweils die Stammform und das, was der Mensch durch Züchtung, oder auch Überzüchtung, daraus gemacht hat. Für Verhaltensforscher ein spannendes Gebiet. Für die Besucher eher zweitrangig.
Rund 80.000 Gäste strömen pro Jahr in den Park, wobei es alleine an einem schönen Sonntag schon mal 1.500 sein können. Die Tiere sind daran gewöhnt und haben kaum Scheu vor ihren Bewunderern. Besonders zutraulich sind die Sikahirsche, die sogar aus der Hand fressen, wenn man sie ihnen ruhig und ohne rasche Bewegung entgegenstreckt. Ganz anders agiert da das Rot- und Damwild, das besonders scheu ist. Diese Tiere beobachten selbst gerne, und zwar meist aus der Distanz. Obwohl auch sie an die Menschen gewöhnt sind, halten sie lieber Abstand. Zu sehen sind sie trotzdem, wenn sie sich nicht gerade im Wald verstecken.
Steinbrüche und Eichenwald
Das Besondere am Wildpark Ernstbrunn ist nicht nur die Weitläufigkeit, sondern auch die natürlichen Lebensräume der Tiere in Kombination mit genug Möglichkeiten für die Besucher, sie dennoch zu sehen. So sind die Steinböcke und die Mufflons zum Beispiel in aufgelassenen Steinbrüchen untergebracht und die Wildschweine tummeln sich wie in der freien Wildbahn im Eichenwald.
Dieses Zusammenspiel wird in Ernstbrunn großgeschrieben. Die Tiere sind dort mehr als Betrachtungsobjekte für Menschen. Darauf legt auch der tierpflegerische Leiter Christopher Göls besonders viel Wert. Er freut sich darüber, dass es den Tieren auf diesem riesigen Areal so gut geht und die Menschen dennoch die Möglichkeit haben, sogar Gehege zu betreten und mit den Tieren in Kontakt zu kommen, wenn diese es zulassen. Nur der Lebensraum der Wölfe ist tabu. "Außer, man hat eine rote Kappe auf und einen Korb mit einer Flasche Wein mit", scherzt Göls in Anlehnung an das Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf. Böse sind die Wölfe nicht, aber natürlich auch nicht ungefährlich, wenngleich sie in Ernstbrunn von Menschen aufgezogen wurden. Beeindruckend ist auf jeden Fall ihr Geheul, das immer wieder zu hören ist.
Neue Aussichtsterrasse
Besonders beeindruckend ist das, wenn man gerade beim romantischen Teich mit Blick auf den umliegenden Ort Dörfles sitzt. Dort tummeln sich übrigens unzählige Koi-Karpfen, die bis ans Ufer kommen, wenn man ihnen ein paar Brotkrümel ins Wasser wirft.
Ein ganz anderes Bild wird sich künftig von der Aussichtsterrasse bieten. Derzeit wird im Wildpark Ernstbrunn nämlich gebaut. Der Eingangsbereich wird komplett neu und behindertengerecht gemacht. Eröffnet wird der Teil im Spätsommer, was dem Besuch generell aber keinen Abbruch tut.