Nikola Tesla: Das sagenumwobene Technikgenie

Foto: Dickenson V. Alley
Foto: Dickenson V. Alley

Zuerst scheiterte er beim Studieren, dann entfaltete sich sein ganzes Genie: Die Rede ist von Nikola Tesla, der in der österreichischen Monarchie geboren wurde. Er war Erfinder der modernen Stromübertragung und meldete im Laufe seines Lebens über 280 Patente an. Die geben bis heute viele Rätsel auf.


Text: Helmut Neuhold

 Der "Altösterreicher" Tesla wurde als Untertan Kaiser Franz Josephs am 10. Juli 1856 an der kroatischen Militärgrenze geboren. Teslas Vater war orthodoxer Priester und ermöglichte seinem Sohn den Besuch des Gymnasiums, nach dem er sich für ein Studium an der Technischen Hochschule in Graz entschloss. Tesla erwies sich allerdings als ziemlich fauler Student und musste die Einrichtung schließlich verlassen.

Er fand in der Folge eine Stelle als Maschinenbauer in Marburg (Maribor), führte aber einen ziemlich lasziven Lebenswandel und bekam Ärger mit der Polizei. Schließlich fand er sich als Aushilfslehrer in seiner Heimatgemeinde wieder und schien keine großartige Zukunft vor sich zu haben. Doch irgendwie schaffte er es mit finanzieller Hilfe seines Onkels, 1880 einen Studienplatz an der Prager Karls-Universität zu ergattern. Allerdings blieb auch dort sein Studium völlig erfolglos, da es ihm noch immer am nötigen Fleiß mangelte.

Schließlich ging Tesla nach Budapest, wo er 1882 als Telegrafentechniker arbeitete. Dabei geriet er auch in den Dunstkreis des Erfinders der praktischen Glühbirne, Thomas Alva Edison. Auf dessen Empfehlung wurde Tesla nach Paris geschickt, wo er sich mit der neuen elektrischen Beleuchtung der Stadt beschäftigte.

 Beim Erfinder Edison beschäftigt

Im Juni 1884 zog Tesla nach New York, wo er fix für Edison arbeiten sollte. Doch auch dieses Dienstverhältnis dauerte aufgrund des komplizierten Charakters Teslas nur einige Monate, ehe er absprang und sich selbstständig machte. Ab 1885 gab es in rascher Folge Tesla-Patente für technische Geräte aller Art. Doch 1886 befand sich Teslas Firma auch schon im Konkurs, da er von seinen Geschäftspartnern hereingelegt worden war.

Somit schlug sich das große Genie einige Zeit als Hilfsarbeiter durchs Leben. Dann aber konnte er Leute mit Geld für seine Ideen begeistern - besonders vom Wechselstrom, mit dem bis heute elektrische Energie erzeugt, übertragen und in Steckdosen zur Verfügung gestellt wird.

1887 gründete Tesla seine zweite Firma und wurde schnell immer bekannter. Der Edison-Konkurrent Westinghouse unterstützte ihn und somit konnte er sich gegen einige lästige Konkurrenten behaupten. Westinghouse betrieb mit Tesla die Konvertierung vom Edison-Gleichstrom zum Wechselstrom, wobei die Zusammenarbeit nicht ohne Spannungen verlief.

 Trafos und drahtlose Energieübertragung

Endlich war Tesla auch finanziell großer Erfolg beschieden und er produzierte Patente am laufenden Band. Zum Beispiel für Unterbrecherkontakte, Transformatoren und Lichtbogenlampen. Von da an war er bis zu seinem Lebensende von der Idee besessen, Energie drahtlos zu übertragen. Dazu machte er viele Experimente und inszenierte auch Vorführungen vor einem staunenden Publikum.

Ab 1891 amerikanischer Staatsbürger, bewies Tesla bei seinen Darbietungen auch ein großes Showtalent, wobei ihm Kritiker eine zu okkulte Ader vorwarfen. Auch in Europa bereits populär, reiste er wieder in seine alte kroatische Heimat. Richtig große Anerkennung fand er bei der Weltausstellung 1893 in Chicago. Danach richtete der Erfinder in New York ein großes Labor ein und experimentierte weiter mit der drahtlosen Energieübertragung.

 Blitze einfangen

Als Persönlichkeit sehr schwierig, hatte Tesla viele seltsame Ticks und liebte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und den Kontakt mit der Prominenz, obwohl er an Depressionen litt. Die versuchte er sogar selbst mit Elektroschocks zu behandeln. Sein Interesse war generell extrem breit gestreut. Er beschäftigte sich unter anderem mit den neu entdeckten Röntgenstrahlen, Radiowellen, Fernsteuerungen und geriet in Konkurrenz mit dem italienischen Funkpionier Guglielmo Marconi.

Trotz des Erfolges ging es ihm finanziell nicht gut, weil seine Ausgaben immer sehr hoch waren. Dennoch baute er in Colorado Springs ein großes Labor mit einem Mast, der dazu dienen sollte, Blitze einzufangen. Tesla machte ein großes Geheimnis um diesen Ort und schon bald gab es viele Gerüchte über seine dortigen Experimente, die bis heute anhalten.

Bei den Versuchen mit Blitz­entlandungen kam es in der Anlage oft zu Bränden. Ungeachtet dessen forschte er fanatisch am "Welt-Energie-System" weiter. Während er auf das Bezahlen seiner Rechnungen und der Löhne seiner Mitarbeiter vergaß, produzierte er weitere Patente, ehe er schließlich total verschuldet das Feld räumen musste.

 "Freie Energie" als zentrales Thema

Teslas Forschungen glitten in der Folge immer mehr ins Transzendente und Metaphysische ab, wobei er auch die Energie von Menschen anzapfen und übertragen wollte. Das führte zu massiver Kritik an ihm. Tesla glaubte auch an die "freie Energie" als alternatives Energiekonzept, die man nur anzapfen müsse. Sein Projekt "Wardenclyffe Tower" in Long Island sollte einerseits ein Hochenergie-Funksender sein, wie auch der weltweiten drahtlosen Energieübertragung dienen.

Teslas Hauptgeldgeber, der international einflussreiche Banker J. P. Morgan, stieg schließlich aus und das Projekt scheiterte 1905. Tesla landete vor Gericht, war schwer verschuldet und wurde zum Alkoholiker. 1908 konnte er durch die Erfindung der Tesla-Turbine wieder einigen Erfolg erzielen, ehe es abermals mit ihm bergab ging. Im Vorfeld und während des Ersten Weltkriegs experimentierte Tesla viel mit Kriegstechnik und dachte auch schon an Strahlenkanonen gegen U-Boote und andere Ziele. Wegen seiner Sympathie für die Deutschen geriet er dann in den Fokus des amerikanischen Geheimdienstes.

 Seiner Zeit weit voraus

Tesla war gegen Ende seines Lebens völlig verschuldet, beschäftigte sich aber weiterhin mit ziemlich futuristischen Ideen wie jener der Strahlenkanone. Insgesamt brachte er es auf mehr als 280 Patente in 26 Ländern, davon 112 in den USA. Als der ungewöhnliche Erfinder 1943 in einem New Yorker Hotel tot aufgefunden wurde, waren seine Forschungen in der Allgemeinheit schon fast in Vergessenheit geraten. Heute sind die Ideen von Tesla populärer und präsenter denn je.

Tesla agierte völlig unangepasst, gemessen an der konventionellen Wissenschaft, und stieß so auf Lösungen und Erfindungen für die nicht nur damals sehr aktuellen Probleme bei der Verwendung von elektrischer Energie. Doch das war ihm zu wenig - er wollte die Energie als solche erforschen und deren Übertragungstechniken revolutionieren. Das macht seine Überlegungen heute noch sehr aktuell, denn unsere Zivilisation ist noch viel abhängiger von Energie, als sie es zu Teslas Zeit war. Er fand ja auch Möglichkeiten der Übertragung von Energie, ohne auf Kabel und andere Verbindungen angewiesen zu sein. Doch letztlich scheiterte er an der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit jenseits des Show-Charakters.

Daran hat sich nichts geändert. Energie lässt sich ohne Kabel oder Draht kaum übertragen - abgesehen von Funk- und Radiowellen, die man aber schon zur Zeit Teslas kannte. Es bleibt, dass Nikola Tesla ein Erfinder ohne Scheuklappen war, seiner Zeit immer voraus. Ein Beispiel sind seine Konzepte zur Verwendung von Energiestrahlen als Waffe, die heute auf amerikanischen Kriegsschiffen eingesetzt werden. Und nicht zuletzt aufgrund seiner Forschungen finden wir im heutigen Straßenverkehr immer mehr innovative Autos, die seinen Namen tragen.

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