alles roger?-Kolumne von Stefanie Werger
Das hört sich nach Saustall an, aber in Sachen Bekleidung gibt es tatsächlich ein wachsendes Chaos mit meiner Handschrift. Es ist Frühling, und mein riesiger Kleiderschrank ist voll mit "Nix zum Anziehen", und das in mehreren Übergrößen aus verschiedenen Epochen. Höchste Zeit also, meine alten Klamotten zu entsorgen, und zwar radikal!
Da waren edle Klassiker und Lieblingsstücke in toller Qualität dabei, die ich seit vielen Jahren aufbewahrt habe. Nach jeder Blitzdiät versuchte ich vergeblich, meine wild ausufernden Kurven in das feine Tuch zu zwängen. Kaum getragene Bodys und Spitzendessous spotteten: "Vergiss es, Mädel, so große BH-Körbe gibt es nicht."
Zwei Riesensäcke habe ich schon vollbekommen, und da sind die ausgetretenen Schuhe noch nicht dabei. Mit jedem schönen Teil, das ich hineinstopfe, blutete mein Herz. Abnehmen wäre günstiger gewesen.
Der Caritas habe ich einmal einen Koffer mit schöne Sachen angeboten, aber ich hätte einen nicht unbeträchtlichen Preis dafür zahlen müssen, damit sie jemand abholt. Genauso reagierte das Vinzi-Dorf in Graz. Da ich in großer Zeitnot war, schäumte ich vor Wut, weil ich dachte, dass mittellose Menschen Freude damit gehabt hätten. Was für eine scheinheilige Welt!
Alle paar Jahre entferne ich manchmal sogar langjährige "Freunde" aus den Kontakten, die sich so gut wie nie bei mir melden. Sie tauchen erst auf wenn sie ihren Mist bei mir abladen wollen, oder wenn sie sich eine neue CD, Konzertkarten oder mein neues Buch von mir erwarten, handsigniert und gratis, versteht sich. In wenigen Sekunden sind sie gelöscht und bringen wieder mehr Speicherplatz am Handy.
Nach dem Ausmisten geht es mir immer besser, weil danach meist eine kreative Phase folgt, die ich sofort nutze. Mein Publikum will schließlich auch gepflegt werden, sonst könnte es passieren, dass selbst meine treuesten Fans eines Tages mich selbst ausmisten, und da wäre ich extrem wehleidig.
Stefanie Werger