Er arbeitete als Souschef im legendären Korso unter Reinhard Gerer und gilt als Erfinder der hilfestellenden Kochformate im TV. Christian Rach ist ein hochdekorierter Sternekoch, der seit seinem Erfolgsformat Rach der Restauranttester ein absoluter Publikumsliebling ist. Mit seiner lockeren, ruhigen Art hat sich der Saarländer in die Herzen der Zuseher und zu einem geradlinigen Interview in alles roger? gekocht.
Text: Roland Hofbauer
Sie gelten als einer der beliebtesten Fernsehköche, was macht eine positive Fernsehpräsenz aus?
Ich glaube, man muss einfach ehrlich bleiben, man darf kein Schauspieler sein. Alle Dinge, die ich mache, mache ich ja als Christian Rach. Das spüren die Zuseher, da würde ich mich nie verstellen.
Wie groß ist denn der Anteil der von Ihnen betreuten Restaurants, die sich wirklich retten konnten?
Man muss ja auch einmal ganz ehrlich sein. Alle Lokale, die mich um Hilfe bitten, haben ja einen gemeinsamen Nenner: Sie stehen alle kurz vor der Pleite. Also wenn ich dort nicht hinkomme, gehen diese Restaurants mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso pleite. Die Ausgangslage ist also wirklich miserabel. Wenn wir eines von zehn Lokalen retten können, dann ist das mit Sicherheit ein tolles Ergebnis.
Teilweise wurde recht unfair über Sie berichtet, zum Beispiel im MDR-Magazin Umschau. Wie gehen Sie mit solch einer Kritik um?
Ich habe diese Bericht-er-stattungen über das Scheitern der Lokale, denen ich geholfen habe, nicht gesehen. Ich wurde dann von einem anderen Medium darauf angesprochen und kann mir selber keine Vorwürfe machen. Ich und mein Team arbeiten mit ganzem Herzen, vollem Einsatz und nach bestem Wissen und Gewissen. Das Leben ist eben kein Drehbuch, es kann nicht immer alles klappen.
Haben Sie und Ihr Team auch nach Abschluss der Dreharbeiten noch Kontakt zu den Wirten?
Zu manchen. Da gibt es schon einige, bei denen die Hilfestellung eine echte Herzensangelegenheit ist. Da sind tolle Menschen dabei, mit denen hat man auch nach Drehschluss Kontakt. Ansonsten muss man sich das wie einen Arzttermin bei einer Notsituation vorstellen, da gibt es dann auch eher selten enge Verbindungen. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Mit ein paar der Menschen aus meinen Sendungen bin ich auch seit über zehn Jahren in Kontakt.
Wie schafft man den Spagat, bei teilweise widerlichen Zuständen in den Lokalen Ihrer Sendungen die Ruhe zu bewahren?
Manchmal denkt man sich wirklich: ,Um Gottes Willen, das darf doch in einem gastronomischen Betrieb nicht sein.' Es wird zwar vorab von einem Mitarbeiter der Betrieb gecheckt und manchmal wird dem Betreiber auch die Schließung nahe gelegt, aber manchmal ist man dennoch bestürzt. In dieser Situation heißt es dann: In der Ruhe liegt die Kraft. Ausflippen bringt gar nichts, schon gar nicht künstlich. Man muss immer auch Respekt vor dem Menschen haben, der um Hilfe bittet.
Was war der schlimmste Fall und wie haben Sie reagiert?
Ein Fall war wirklich so schlimm, das konnten wir nicht freigeben und RTL hat das auch im Endeffekt nicht ausgestrahlt. Näher möchte ich darauf nicht eingehen.
Wenn man so viel unterwegs ist wie Sie, wie kann man sich da noch aufwendig um sein Restaurant kümmern?
Tja, ich besitze seit sechs Jahren kein eigenes Restaurant mehr, aber ich bin auch nicht sehr traurig darüber. Das wäre auch von der Zeit nicht mehr machbar.
Als großer Freund von Kochsendungen und natürlich auch von Ihnen würde ich mich sehr über ein abermaliges Format wie Rachs Restaurantschule freuen. Ist so etwas geplant?
Ich habe mir dieses Format seinerzeit ausgedacht, um Jugendlichen zu helfen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Nun sieht die Situation ja ganz anders aus. Nun gibt es mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Ich könnte mir das natürlich auch mit jungen Flüchtlingen vorstellen, aber leider scheitert das an der unüberwindbaren Bürokratie.
Es fällt auf, dass - obwohl Sie zu Deutschlands Fernsehkoch-Elite gehören -, Sie kaum mit Ihren Kollegen bei großen Kochformaten wie The Taste oder Kerners Köche mitmachen. Wieso?
Ich gehe prinzipiell nicht in andere Kochsendungen, ich habe genug mit meinen Formaten zu tun. Meine Kollegen machen das dort ganz ausgezeichnet, die brauchen mich da wirklich nicht.
Gibt es Köche, die Sie bewundern und mit denen Sie einmal zusammenarbeiten möchten?
Es gibt ganz tolle Köche, die ich auf Augenhöhe sehe und schätze. Da möchte ich den österreichischen Koch Heinz Reitbauer auch gerne hervorheben. Aber richtige Vorbilder habe ich eigentlich keine mehr.
Wie lässt sich das Leben und der Zeitaufwand eines Fernsehkochs mit einem funktionierenden Familienleben kombinieren?
Als Koch hat man meist eine 80-Stunden-Woche, und wenn man erfolgreich sein möchte als selbstständiger Gastronom, ist es noch viel mehr Zeitaufwand. Als guter Koch ist es schwierig, eine glückliche Beziehung auf Dauer führen zu können.
Muss eine Frau heutzutage noch kochen können?
Männer und Frauen sollen beide kochen können, gerade frisch und gesund. Die Industrie führt uns ja vor, gerade was nachhaltige Ernährung betrifft.
Sie haben ja in den 80ern bereits einmal in Wien gearbeitet, könnten Sie sich ein Comeback in Österreich vorstellen?
Ich liebe Wien über alles. Für mich ist es eine der schönsten Städte der Welt. Ich besuche Wien mindestens einmal pro Jahr und werde das auch weiter tun.
Dürfen wir Sie einmal einladen und mit Ihnen eine Restauranttour durch Wiens Geheimtipps wie den Blunzenstricker, Rudis Beisl oder Zur wilden Schimansky machen?
Abgemacht! Das machen wir! Ich freue mich schon sehr darauf.