300 Jahre Maria Theresia

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Vor 300 Jahren wurde Maria Theresia geboren. Der Historiker Helmut Neuhold beleuchtet auch weniger Bekanntes aus dem Leben der Kaiserin, die nicht nur souverän Groß-Österreich regierte, sondern auch 16 Kinder zur Welt brachte.

"Sie hat ihrem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht", sagte Friedrich der Große über Maria Theresia. Sie war die einzige weibliche Regentin der Habsburger-Dynastie. Aber sie stellte fast alle männlichen Habsburger weit in den Schatten. Unter ihrer Herrschaft entwickelte sich eine Art von "Goldenem Zeitalter", es gab eine kulturelle Blüte, wichtige Reformen wurden durchgeführt und das Reich erreichte eine Stabilität, auf die spätere Generationen mit Neid blickten.

Kaiser Karl VI. hatte drei Töchter und keine Söhne. Die älteste hieß Maria Theresia, doch die weibliche Erbfolge war bei den Habsburgern nicht üblich. Die "Pragmatische Sanktion" sollte das ändern. Trotzdem wurde die 1717 geborene Maria Theresia nicht als Thronfolgerin vorbereitet. Das wichtigste Fach der "Ausbildung" unter den Jesuiten war Religion in der härtesten Variante. Maria Theresia sollte über diese Indoktrinierung nie hinwegkommen.

Liebesheirat

Sie durfte ganz ungewöhnlich einen geliebten Prinzen heiraten. Der Traumprinz der Erzherzogin hieß Franz Stephan von Lothringen, sah gut aus, war aber keine große Leuchte. Diese Heirat bedingte einen schmutzigen Deal, bei dem das Reichsland Lothringen an den französischen Erbfeind kam. 1740 starb der erfolglose und prunksüchtige Karl VI. ziemlich überraschend nach einem Jagdausflug, bei dem er mit einem Lustknaben "verkehrt" hatte.

Die Pragmatische Sanktion sollte nach dem Willen des Verstorbenen die Herrschaft Maria Theresias in den Erblanden garantieren und Franz Stephan sollte Kaiser werden. Doch es kam alles ganz anders. Plötzlich stand die neue Königin von Ungarn und Böhmen sowie Erzherzogin von Österreich einer Welt von Feinden gegenüber. Alle Mächte hatten den Vertrag unterschrieben und sich entsprechend bezahlen lassen. Nun fielen fast alle über die arme Maria Theresia her. Der Österreichische Erbfolgekrieg begann. Er war lang und opferreich, aber Maria Theresia konnte ihr Erbe dank fähiger Heerführer sowie durch die Hilfe Englands erhalten. Bis auf Schlesien, das an den "bösen Mann aus Berlin", König Friedrich II. in Preußen, fiel.

Dieser hätte sie ursprünglich heiraten sollen, wurde nun aber der Lieblingsfeind der "Kaiserin". Seinem militärischen Genie und seiner bestens gedrillten Armee war schwer beizukommen. Letztlich wurden mit Friedrich "dem Großen" vier Kriege geführt, von denen der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763 fast ein Weltkrieg war. Aber der Antipode aus Berlin schaffte es, Schlesien zu behalten. Preußen wurde Großmacht und Konkurrent Österreichs.

 

Zahlreiche Reformen

Maria Theresia griff Ideen der Aufklärung auf, aber deren ideelles Konzept blieb ihr fremd. Dazu war sie in ihrem Verständnis zu konservativ. Für sie ging alles von göttlicher Vorsehung und Gnade aus und sie musste sich nicht vor dem Volk rechtfertigen. Ihre Reformen sollten nicht dazu dienen, die Menschen aus ihrer feudalen und religiösen Unmündigkeit zu befreien, sondern sie sollten der Dynastie helfen, schlagkräfiger zu werden. Es ging um militärische Stärke und nicht um "edle Ziele" oder die Freiheit. Später hat man Maria Theresia als "aufgeklärte Absolutistin" bezeichnet. Sie hat es jedenfalls geschafft, sich mit fähigen Beratern zu umgeben, um diese für sich zu nutzen.

Sonnenfels, Van Swieten, Bartenstein, Haugwitz, Kaunitz und auch ihr eigener Sohn Joseph II. versuchten sie zu mehr Liberalität zu bewegen und Maria Theresia gab manchmal nach. Daraus entstanden die Reformen, die ihr zugeschrieben wurden, wie die Schulpflicht, die Vereinheitlichung des Rechtswesens und die Gründung einer Militärakademie. Es ging vor allem darum, das Steuerwesen zu reformieren, um dem Staat, der einen Großteil seines Budgets für die Armee und den Hof verwendete, mit den nötigen Mitteln zu versorgen. Deshalb wurden Verwaltungsreformen durchgezogen, die sich an Preußen orientierten. Letztlich hinkte man aber immer hinter fortschrittlicheren Mächten hinterher.

Folter nicht abgeschafft

Ein typisches Beispiel für Maria Theresias Vorgehen war ihre "Constitutio Criminalis Theresiana". Dabei ging es um einheitliche Gesetze, aber nicht so um Modernisierung. So ist die Behauptung falsch, dass Maria Theresia die Folter abgeschafft habe. Sie institutionalisierte sie nur bürokratisch und legte genaue Regeln dafür fest. Erst Maria Theresias Sohn Joseph II. drängte massiv darauf, die Folter 1776 abzuschaffen.

Als besonderer Makel wird die Judenfeindschaft Maria Theresias angesehen. Sie war Zeit ihres Lebens Antisemitin, was sie oft genug bewies. Einen Höhepunkt bildete 1744 die Vertreibung der Juden aus Prag. 20.000 mussten die Stadt verlassen und die jüdische Gemeinde wurde aufgelöst. Bezüglich der Protestanten hegte die "Superkatholikin" auch nur feindliche Gefühle. Das erstreckte sich auch auf alle anderen Nichtkatholiken und die Freimaurer. Die "lästigen" Protestanten wurden in vielen habsburgischen Territorien weiterhin verfolgt und unterdrückt. Gegen die "allgemeine Unzucht" gründete Maria Theresia die "Keuschheitskommission". Damit sollten Prostitution, außerehelicher Geschlechtsverkehr und Homosexualität bestraft werden. Dabei konnte sie nicht einmal Kaiser Franz Stephan am Fremdgehen hindern. Wien galt übrigens damals als "des Reiches Erzhurenhaus". Die "Kaiserin" war auch Anhängerin der Bücherzensur.

Friedliebend oder kriegerisch?

Maria Theresia wird uns heute als friedliebend dargestellt. Dabei hat sie fast die Hälfte ihrer Herrschaft Kriege geführt. War der Österreichische Erbfolgekrieg ein Defensivkrieg, so ging es beim Siebenjährigen Krieg um die Eroberung Schlesiens und die Vernichtung Friedrichs "des Großen". Bei der Teilung Polens vergoss Maria Theresia einige Tränen, doch "sie weinte, aber sie nahm", meinte Friedrich II. dazu.

Das Verhältnis Maria Theresias zu ihrem Sohn und Nachfolger Joseph II. war sehr schwierig. Der nahm die Aufklärung ernst, bewunderte den Erzfeind Friedrich II. und wollte neben nachhaltigen Reformen eine aggressive Außenpolitik betreiben. Das führte zum "Kartoffelkrieg" von 1778/79 um den Besitz Bayerns. Der "Alte Fritz", mit dem Maria Theresia widerwillig Kontakt aufnahm, konnte dies schließlich verhindern und Österreich erhielt nur das Innviertel.

Österreich gut hinterlassen

Der alten "Kaiserin" ging es in ihren späteren Jahren vor allem darum, das zu verhindern, was ihr Sohn "anstellen" wollte. Sie sollte nicht mehr erleben, was mit ihrer nach Frankreich verheirateten Tochter Maria Antonia, genannt "Marie Antoinette", passierte. Maria Theresia starb am 29. November 1780 und hinterließ ihr Reich in einem viel besseren Zustand als beim Regierungsantritt 40 Jahre zuvor.

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