Masernerkrankungen ließen den Ruf nach einer Impfpflicht laut werden. Der steirische Mediziner und Impfkritiker Dr. Johann Loibner erklärt im Gespräch mit alles roger?, warum er seine Meinung zum Thema Impfen änderte, wie gefährlich Masern wirklich sind, was Gesundheit ausmacht und warum am 6. Mai in Wien eine Demonstration für die Impffreiheit stattfindet.
Interview: Klaus Faißner
Waren Sie immer gegen das Impfen?
Wie jeder andere Arzt habe auch ich meine Patienten geimpft und Impfungen verteidigt. Erst als ein Kind nach einer FSME-Impfung eine Gehirnhautentzündung erlitten hat, hat es das erste Mal bei mir geklingelt. Danach habe ich erlebt, dass Menschen gelähmt wurden und das Schlimmste war ein Todesfall nach einer FSME-Impfung, die ein anderer Arzt einer Patientin verabreicht hat. Ab dem Zeitpunkt habe ich das Thema Impfen zu erforschen begonnen und das tue ich seit 25 Jahren. Die Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ich mich nicht auf die Behörden verlassen kann. Das ist die erschütternde Erkenntnis aus meinem Arztleben. Als Arzt muss man allein prüfen, urteilen und handeln.
War die Sperre der Rudolf-Steiner-Schule in Wien-Pötzleinsdorf wegen angeblich mehrerer Masernerkrankungen gerechtfertigt? Letztlich waren es keine Masern, sondern eine Rötelnerkrankung ...
Diese Vorgangsweise, Kinder und Lehrer vom Unterricht zu entfernen, ist eine reine Schikane nach dem Motto: "Jetzt zeigen wir es den Impfskeptikern". Normalerweise müsste zuerst ein behördlicher eingeschriebener Brief an die Eltern der Schüler gehen und zusätzlich könnte man dagegen berufen. Die Maßnahme, wegen einer Erkrankung Schüler und Lehrer in großem Ausmaß auszusperren, ist weder rechtlich noch fachlich-medizinisch gerechtfertigt.
Immer wieder ist von einem Masern-Rekordjahr in Österreich die Rede, weil bis Anfang März 64 Erkrankungen gezählt wurden. Ist das nicht alarmierend?
Wie will man das am Anfang des Jahres wissen? Im Jahr 2008 waren es über 400 Fälle. Wir haben einen sehr kalten Winter gehabt. Masern treten in den kalten Monaten auf und nicht in den milden, warmen Monaten. In den letzten 15 Jahren wurden durchschnittlich 94 Fälle pro Jahr registriert, das ist genau ein Fall pro Bezirk in Österreich. Masern sind erst seit 2002 meldepflichtig. Vorher war das nicht der Fall, obwohl es mehr Erkrankungen gab. Darüber muss man nachdenken, weil von einer Epidemie oder von ausufernden Masernzahlen keine Rede sein kann. Früher hat übrigens jeder Arzt Masern gekannt, heute sind sie so selten, dass viele Ärzte sie nicht mehr kennen.
Sind Masern so gefährlich, wie allgemein dargestellt? Immerhin soll eines von 1.000 daran erkrankten Kindern sterben.
Mit Zahlen aus Rumänien - es wird von 17 Toten durch Masern berichtet - wollen Impfbetreiber Angst erzeugen. Doch Rumänien ist, was Soziales, Bildung, medizinische Versorgung, Wohn- und Lebensmittelstandards betrifft, viele Jahrzehnte hinter uns. Auch bei uns sind nach dem Krieg bis in die 60er-Jahre die Masern schwerer verlaufen, weil die Menschen nicht ausreichend ernährt waren oder nicht so fantastische Wohnungen mit guten Heizungen hatten. Bei Armut und Elend verlaufen alle Krankheiten schwerer. Bei uns verlaufen Masern praktisch harmlos.
Sind geimpfte Kinder gesünder?
Jede Impfung ruft eine Krankheit hervor - die Impfkrankheit - weil in den Organismus Krankheitsstoffe eingebracht werden. Meistens sind die Krankheiten harmlos, aber es können auch schwere Krankheiten entstehen. Nach dem Impfplan sind 35 Impfungen bis zum 2. Lebensjahr vorgesehen. Da sollen Kinder und insgesamt die Menschen gesünder werden?
Wie sieht es im Vergleich zu früher aus?
Wir haben viel mehr kranke Kinder als früher, seien es Allergien, nervöse Erkrankungen, Fettsucht oder Zuckerkrankheit. In den 70er-Jahren haben bescheidene Spitäler für Kinder gereicht, jetzt haben wir riesige eigene Ambulanzen für sie. Die Eltern nicht geimpfter Kinder wissen, dass diese gesünder sind. Sie achten auch mehr darauf, dass ihre Kinder gesunde Lebensbedingungen haben.
Was würde eine Impfpflicht bedeuten, etwa an Schulen, wie sie derzeit diskutiert wird?
Laut einer Erkenntnis des Oberlandesgerichtes Graz vor wenigen Jahren ist die Impfung ein medizinischer Eingriff. Über einen medizinischen Eingriff muss der Patient oder der Vertreter - also die Eltern der Kinder - persönlich und umfassend aufgeklärt werden und diesem dann freiwillig zustimmen. Das gilt auch für Schulimpfungen. Eine Aufklärung über große Medien reicht nicht. Würde eine Impfpflicht eingeführt, wäre dieses Menschenrecht gestorben und es wäre ein Rückfall in ein totalitäres System. Deshalb helfe ich bei der Organisation einer Demo in Wien am 6. Mai ab 11.00 Uhr für Impffreiheit mit. Wir hoffen damit, den drohenden Impfzwang verhindern zu können.
Informieren die gängigen Medien objektiv über das Thema?
Die Impfbetreiber kontaktieren Presseagenturen. Sie haben auch viel Geld und können daher auch täglich Meldungen aussenden, welche die Medien bequem übernehmen. Journalisten fragen nicht bei den Kritikern nach, sondern bei denen, die die Meldungen aussenden. Impfbetreiber brauchen diese Meldungen dringend, um den "Ungläubigen" Angst einzujagen. Auch schalten Impfbetreiber in den Medien ganzseitige Anzeigen, die als solche nur ganz klein gekennzeichnet sind.
Immer ist von "Herdenschutz" die Rede, also dass Nichtgeimpfte von einer hohen Durchimpfungsrate profitieren.
Der viel zitierte "Herdenschutz" ist eine Erfindung der Impfbetreiber. Den Begriff gibt es in der Biologie nicht. Er ist eine Fiktion.
Gefährden ungeimpfte Menschen andere?
Wie soll ein gesunder Mensch einen anderen anstecken? Und wenn jemand krank ist, bleibt er normalerweise zu Hause. Wenn behauptet wird: "In Nichtgeimpften ist das Virus", kann ich nur antworten: "Auch Geimpfte haben nach dieser Theorie das Virus in sich." Was generell verschwiegen wird: Einen hundertprozentigen Impfschutz gibt es nicht. Rund fünf Prozent der Geimpften erzeugen keinen erhöhten Antikörpertiter. Auch das Ethik-argument ist Fiktion: Krankheiten kommen nicht, weil man geimpft oder nicht geimpft ist. Sie kommen durch Kälte,
Mangelernährung, Schmutz, Verelendung oder Vernachlässigung der Kinder. Die Behauptung, dass ein geheimnisvolles Virus durch den Kosmos fliegt, ist primitive Impfpropaganda, die bei dem, der nicht nachdenkt, sofort einschlägt. Archaische Ängste, Dämonenglaube, Unwissen und Mythologie werden hier vermischt - Elemente aus dem finstersten Altertum, jenseits jeder Rationalität und Vernunft.
In welchem Ausmaß treten Impfschäden auf?
Es fehlt das Bewusstsein, dass Impfungen krank machen können. Wenn die Eltern zum Beispiel nach einer Impfung und einem darauffolgenden epileptischen Anfall des Kindes ins Spital gehen, heißt es als erstes, dass dies mit der Impfung nichts zu tun hat. Wenn Eltern für die Anerkennung eines Impfschadens dann zum Bundessozialamt gehen, sitzen dort - das weiß ich aus meiner Tätigkeit als Sachverständiger, der zahllose Gutachten bearbeitet hat - glühende Impfbefürworter. Und diese sagen immer: "Die Erkrankung hat mit der Impfung nichts zu tun." Nur wenn unabhängige Gutachter bestellt würden, käme das wahre Ausmaß der impfgeschädigten Menschen ans Licht.
Was empfehlen Sie Eltern, außer nicht zu impfen?
Sie sollen ihre Kinder stillen, vollwertig ernähren und mit ihnen an die frische Luft gehen, dann gibt es noch weniger Masern. Ganz wichtig bei Krankheiten ist das Vermeiden von fiebersenkenden Mitteln der Industrie, die meist für die Komplikationen verantwortlich sind. Vor Krankheit - die immer wieder vorkommen kann - schützt uns nur die Gesundheit, nicht irgendein Zauberkugerl oder ein Zaubersaft. Gesundheit verlangt eine aufmerksame Bildung der Eltern und Zeit für die Kinder.
Nähere Infos: www.aegis.at