Vor allem in der angeblich stillsten Zeit des Jahres ist es oft besonders schwierig, zur Ruhe zu kommen. Statt der besinnlichen Adventzeit regiert der Weihnachtsstress. Es wird mehr gestritten und miteinander geschrien als in jeder anderen Jahreszeit. Dagegen gibt?s Mittel. Eines davon ist die Meditation. Das andere das Gebet.
Text: Martina Bauer
Beim Gebet sprechen wir zu Gott - und erhalten bisweilen auch Antworten. Bei der Meditation spricht Gott zu uns. So sagt eine wohl wahre Weisheit. Beim Meditieren geht's um die Stille in einem selbst. Um den Punkt, wo man auch empfangen kann. Das Göttliche oder das Licht - wie man es eben nennen mag. P. A. Straubinger, Produzent von Am Anfang war das Licht, ist auf dem Gebiet der Meditation ein Vollprofi. Darum lud er zu einem Vortrag zum Thema, der da hieß Das innere Licht wecken. alles roger? war dabei.
Der Saal füllte sich. Keiner der Besucher hatte Birkenstockschlapfen an. Und das lag nicht nur am Regen, der schon den ganzen Tag niederprasselte. Auch auf die Seele. Ein passender Abend, um sein inneres Licht zu erwecken.
Seit dem Frühjahr 2000 meditiert Straubinger zwei Mal täglich. Wirklich jeden einzelnen Tag. Nicht einen hat er ausgelassen. Der Mann weiß also, wovon er spricht, wenn es um Meditation geht.
Ganz bei sich sein
"Ich kann das nicht." "Da darf man ja an nichts denken." "Meditieren - das geht bei mir nicht." Sätze wie diese kennen alle, die eine Ausrede dafür gesucht oder es mal vermeintlich erfolglos probiert haben, mit falschen Erwartungshaltungen an sich selbst. "Das ist der größte Fehler, wenn man glaubt, dass man da irgendwas richtig oder falsch machen kann. Man kann nichts falsch machen bei der Meditation. Einfach nur aufrecht sitzen, die Augen schließen und mal ganz bei sich sein", verrät Straubinger das ganze Geheimnis zur Übung.
Obwohl er ein wahrer Profi auf dem Gebiet ist, sogar schon indische Ashrams besucht hat, wo man um 3 Uhr morgens aufsteht und bis 22 Uhr am Abend nur meditiert, passiert es auch ihm noch, dass sich ungewollte Gedanken über die Buchhaltung zum Beispiel einschleichen. Und genau darum geht es. Bei der Meditation genauso wie im Alltag, wo auch immer wieder mal Ungereimtheiten passieren. Der Umgang mit etwas, das man sich gerade anders gewünscht hätte. Dennoch bei sich bleiben, nicht gleich ausflippen, das ist die Devise.
"Kleiner Urlaub"
Für Straubinger ist das Meditieren "zwei Mal täglich ein kleiner Urlaub". Für blutige Anfänger ist es oft eine Qual. Man glaubt, bereits sitzen zu müssen wie alte indische Yogis, im Lotussitz, der dem Schneidersitz ähnelt, weil man nur so meditieren kann (was natürlich ein Blödsinn ist), dann schlafen die Beine ein, die Nase juckt und der Hund bellt. Naturgemäß ist sie dann dahin, die innere Achtsamkeit, wegen der man das alles veranstaltet, und oft auch die Lust.
Einfach dranbleiben. Nur nicht aufgeben. Beine bequem parallel auf den Boden stellen, Nase kratzen, Hund bellen lassen. Er wird schon wieder aufhören. Spätestens dann, wenn er die Energie des Meditierenden spürt, sobald es dem gelingt, seine Achtsamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten, wenn die ganze Aufmerksamkeit auf der inneren Stille der Gegenwart ruht. Dort, wo es kein Urteil, keine Bewertung und keine Kategorien gibt. Wo man unvoreingenommen und offen dem Nichts lauscht.
Gedankensurfen
"Gedanken sind wie Wellen. Du kannst sie nicht stoppen, aber du kannst lernen zu surfen", sagt Jon Kabat-Zinn, ein bekannter Achtsamkeitsmeditationslehrer aus den USA. Darauf schwören auch Stars wie Tom Hanks, Mick Jagger, Goldie Hawn, Clint Eastwood, Arnold Schwarzenegger und viele andere. Es reicht nicht, im Außen wohlhabend zu sein. Die innere Fülle will auch bedient sein. Am besten mit der Meisterschaft über Gedanken und Emotionen.
Im Seminarraum, wo P. A. Straubinger all das den Besuchern näherbrachte, folgte dann eine gemeinsame Meditation. Viele hatten damit Erfahrung, andere gar nicht. Für alle waren es aber 20 erfüllende Minuten. Dass das innere Licht tatsächlich geweckt werden kann, zeigte sich bei manchen auch in kaleidoskopartigen Lichtspielen vor dem inneren Auge. Eine Erfahrung, die man sich täglich gönnen sollte. Möglich ist es ja überall, wo man aufrecht sitzen kann. Man braucht also nur eine gerade Haltung einnehmen und eine gute Verbindung zu sich selbst.