Die Leser, Hörer und Seher laufen den Mainstreammedien in Scharen davon. Das Vertrauen ist weg. Um den alternativen Medien zu schaden, erfanden die etablierten Medien den Kampfbegriff der "Fake News". Doch die mediale Zeitenwende ist längst eingeleitet und kaum noch aufzuhalten, ist sich Werner Reichel, Chefredakteur der Zeitschrift Frank&Frei, sicher.
Text: Werner Reichel
Der Spiegel, Deutschlands wichtigstes Nachrichtenmagazin, hat schon bessere Zeiten erlebt. Nur noch 730.000 Stück Auflage im letzten Quartal des vergangenen Jahres. Ein neuer Tiefpunkt. Ein Jahr zuvor waren es noch um rund 50.000 Hefte mehr. Ein Ende der rasanten Talfahrt ist nicht in Sicht. Der Spiegel bildet keine Ausnahme, der gesamten deutschen und österreichischen Mainstreampresse geht es ähnlich. Einigen sogar noch dreckiger. Etwa dem Stern. Dessen Auflage sinkt in atemberaubendem Tempo: Minus 100.000 Exemplare in einem Jahr. Das Ende ist nah. In Österreich dasselbe Bild. Nur ein Beispiel: News hatte 1995 noch knapp 20 Prozent Reichweite, 2016 waren es nur noch knapp über fünf.
Warum die Leser den einstigen Platzhirschen am Medienmarkt in Scharen davonlaufen, darauf gibt eine neue Studie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz eine klare Antwort. Der Feststellung "In meinem persönlichen Umfeld nehme ich die gesellschaftlichen Zustände ganz anders wahr, als sie von den Medien dargestellt werden" stimmten 71 Prozent ganz oder teilweise zu.
Vertrauensverlust
Im Klartext: Drei von vier Deutschen haben kein Vertrauen mehr in die klassischen Medien. Der Lügenpresse-Vorwurf kommt also nicht - wie gerne behauptet - nur aus der "rechten" Ecke, sondern aus fast allen Teilen der Gesellschaft. Das ist ein vernichtendes Urteil. In Österreich dürfte das Ergebnis einer solchen Befragung ganz ähnlich ausgehen.
Dieser massive Vertrauensverlust ist kein Phänomen, das über Nacht aufgetaucht ist, sondern hat eine lange Vorgeschichte. Vor allem die Ereignisse aus dem Jahr 2015 haben viel zu der Entfremdung zwischen Medienmachern und -konsumenten beigetragen. Damals, während des "Willkommensherbstes" und nach der historischen Silvesternacht von Köln, haben die meisten Journalisten die Berichterstattung mehr oder weniger abgeschafft und durch Meinungsjournalismus, Desinformation und Propaganda ersetzt.
Gleichschaltung
Es ging nicht mehr darum, die Menschen darüber zu informieren, was passiert, sondern sie für die Politik der offenen Grenzen und des offenen Sozialstaates zu begeistern. Und weil der Zweck die Mittel heiligt, zeigte man den Menschen Bilder von zerlumpten Frauen und Kindern, obwohl vorwiegend junge Männer nach Europa strömten, und man versuchte, die sexuelle Belästigung Hunderter Frauen in Köln einfach totzuschweigen. Nur den sogenannten alternativen Medien und den Social-Media-Kanälen war es zu verdanken, dass diese Vorgänge bekannt wurden. Bis heute haben die Medienmacher daraus nichts gelernt, weil sie sich keiner Schuld bewusst sind. Wie die Medien damals agierten, war aus ihrer Sicht schließlich kein Fehler, sondern Absicht und politische Notwendigkeit. Man kämpfte für eine Sache, die man selbst für gut hielt und noch immer hält. Fast alle großen Medien machten mit und empörten sich gleichzeitig darüber, wenn Kritiker von Gleichschaltung sprachen.
Journalisten als Polit-Aktivisten
Seitdem ist nichts passiert. Man macht weiter wie bisher, trotz dramatisch sinkender Auflagen. Die meisten Journalisten sehen sich als Polit-Aktivisten, die ihre noch vorhandene Medienmacht dazu missbrauchen, für ihre Ideologie zu kämpfen. Man will das Ruder noch einmal herumreißen. In Österreich schießen deshalb viele Medien aus allen Rohren auf die neue Regierung, insbesondere auf die FPÖ.
Man versucht jede Lächerlichkeit zu skandalisieren oder Fehler der Vorgängerregierung den Freiheitlichen in die Schuhe zu schieben. Sprich, man sägt weiter an dem Ast, auf dem man sitzt und belügt sich selbst und seine Kollegen über die wahren Ursachen der Medienkrise: Verantwortlich dafür seien vor allem das Internet und die Social-Media-Kanäle, die Menschen würden von bösen Rechtspopulisten verführt und alle jene, die nicht auf politisch korrekter Linie sind, seien ohnehin nur dumme Modernisierungsverlierer, rechte Hetzer und Rassisten. Mit der Abwertung und Dämonisierung seiner Kritiker, mit solchen Ausreden, Ablenkungsmanövern und Verschwörungstheorien schafft man es bis heute, sich jeglicher ehrlichen Diskussion zu entziehen.
"Haltet den Dieb!"
Dadurch ist in der Medienlandschaft ein Vertrauensvakuum entstanden, das aber nur sehr langsam von anderen, von den alternativen Medien, aufgefüllt werden kann. Das ist ein langwieriger Prozess. Das hat mehrere Gründe: Zwar haben die Menschen das Vertrauen in die klassischen Medien weitgehend verloren, doch den nächsten logischen Schritt, sich seine Informationen von den alternativen beziehungsweise freien Medien zu holen, fällt vielen noch schwer. Das darf nicht verwundern, eine jahre- beziehungsweise jahrzehntelange Beziehung beendet man nicht einfach so.
Zudem haben es die alten Medien geschafft, mit allerlei Unterstellungen ihre neuen Konkurrenten in Misskredit zu bringen. Man versucht Medien wie alles roger?, eigentümlich frei, Junge Freiheit oder andreas-unterberger.at das Leben möglichst schwer zu machen und unterstellt ihnen gerne genau das, was man selbst betreibt: Nachdem die Lügenpresse-Rufe immer lauter wurden, erfanden die etablierten Medien den Kampfbegriff "Fake News". Die lästigen alternativen Medien würden Propaganda und Unwahrheiten verbreiten, so der Vorwurf. Man schreit: "Haltet den Dieb!"
Idealismus und Demokratie
Doch es hilft nichts: Die Mainstreammedien und linken politischen Kräfte befinden sich längst in der Defensive. Weshalb man auch zu immer härteren Mitteln greifen muss. Etwa zu gesetzlichen Maßnahmen, die unter verschiedensten Vorwänden wie etwa der Bekämpfung von "Hetze" oder "Fake News" die Meinungs- und Pressefreiheit einschränken. Deshalb sind all die alternativen Medien, von denen die meisten, entgegen der linken Propaganda, aus reinem Idealismus betrieben werden, so wichtig für unsere Demokratie und für die Zukunft unserer Gesellschaft.
Sie sind das publizistische Gegengewicht und erfüllen jene Aufgaben, die die großen Medien schon lange nicht mehr wahrnehmen. Ohne sie hätte es keine Diskussion über die unkontrollierte Massenzuwanderung gegeben, ohne sie würden die negativen Folgen der offenen Grenzen nicht thematisiert, ohne sie könnte die EU ihre zentralistische Politik noch leichter durchdrücken, ohne sie wäre der politische Machtwechsel in vielen EU-Ländern nicht möglich gewesen. Also lassen Sie sich von den alten Medien und ihren verängstigen Mitarbeitern kein schlechtes Gewissen ein- und den Konsum alternativer Medien ausreden. Es braucht nicht nur eine politische, sondern vor allem auch eine journalistische Wende in Österreich und ganz Europa.