"Ich habe ein richtig gutes Gefühl"

Foto: BVB
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Seit Fußballtrainer Peter Stöger vom Tabellenletzten 1. FC Köln direkt zum Spitzen­klub Borussia Dortmund wechselte, ist er in Deutschland noch öfter Gesprächsthema als zuvor. Im Interview mit alles roger?-Kolumnist Peter Linden sprach er nach dem Auftakt der Frühjahrssaison der Deutschen Bundesliga über seine Vertrauensmänner, den auf ihm lastenden Erwartungsdruck, den BVB-Star­stürmer mit Allüren und über Gerüchte, wie es bei ihm selber weitergehen könnte.


alles fußball? von Peter Linden

Nach der 1:2-Cupniederlage bei Bayern München knapp vor Weihnachten titele Alfred Draxler, Chef-Kolumnist bei "Bild", dass Stöger noch ins Trainingslager muss. Weil die Körpersprache nicht an den Kult-Trainer, der er lange Zeit in Köln war, erinnerte. Sondern er gedämpft wirkte, als sei es ihm unangenehm, jetzt den großen BVB zu trainieren. Und es kam vor dem ersten Spiel der Frühjahrssaison zum Krach um seinen Top-Torjäger. Wie fühlt sich Peter Stöger wirklich?

Wie einer, der versucht, die Riesenchance, die sich ihm geboten hat, zu nützen. Hätte ich mich nach dem Aus in Köln leer gefühlt, wäre es nicht dazu gekommen. Ich habe aber Aki Watzke bei seinem Anruf schon daran erinnert, dass ich der Trainer bin, der zuvor in 14 Runden mit Köln nur drei Punkte gewann.

Musste sich der Trainer Peter Stöger für Dortmund umstellen? In Köln wurde er mit der Mannschaft groß. In Dortmund sind fast nur klingende Namen, die schon horrende Summen verdient haben. Wie sind Sie an die ganze Sache herangegangen?

Ich habe mir die Sorgen der Spieler angehört, mir auch nie den Schuh angezogen, dass es nach acht Runden ohne Sieg mit nur drei Punkten wieder Siege gab, weil da ein neuer Trainer gekommen ist und gescheit herumredet. Alles umzuwerfen kam für mich nicht infrage. Mit meiner Philosophie von Fußball habe ich dann erst im Jänner im Trainingslager Marbella begonnen, um den richtigen Zugang zu den Spielern zu finden. Mit den Methoden, mit denen ich bisher erfolgreich war.

Dazu gehörte, dass Sie den studierten oberösterreichischen Soziologen Werner Zöchling mit ins Trainingslager nahmen.

Wenn Manfred Schmid an meiner Seite ist, fühl ich mich wohl. Genauso ist es bei Zöchling. Das hat sich bei Austria und Köln ja auch bewehrt. Nämlich den Gemeinschafts-und Gruppengedanken umzusetzen und Ziele umzusetzen, was wir in dieser Saison noch erreichen wollen. Es ist doch bei allen Klubs das Gleiche, war auch selbst bei Vienna, GAK oder Wiener Neustadt genauso: Die Spieler wollen sich wohlfühlen und besser werden. Nur der Level ist halt ein unterschiedlicher. So viel individuelle Qualität bei einer Mannschaft wie in Dortmund hatte ich zuvor bei meinen sechs Stationen sicher noch nie.

Was sind da die Ziele?

Vom Champions-League-Platz ist bei Dortmund immer die Rede. Jetzt ist neu die Europa League dabei. Da heißt es, so weit wie nur möglich kommen. Generell kann man das so ausdrücken: Dortmund ist so ein Top-Klub, bei dem die Erwartungen heißen, jedes Spiel zu gewinnen. So gut sehen sie sich. Selbst wenn es auswärts gegen Bayern geht. Die Erfahrung habe ich durch die Kritik nach der Cupniederlage in München gemacht. Aber alles halb so schlimm, man darf sich dadurch nicht verrückt oder kopfscheu machen lassen.

Die Medien schrieben aus dem Trainingslager über Zöchling als Stögers Zusammenschweißer, der Grüppchenbildungen im Team stoppen sollte. Eine Woche später passierte 24 Stunden vor dem Rückrundenstart die Sache mit Torjäger Pierre Emerick Aubameyang, den Sie wie Ihre Vorgänger Thomas Tuchel und Peter Bosz wegen disziplinärer Verfehlungen aus dem Kader werfen mussten. Was Sie in Ihrer sympathischen, offenen Art genau erklärten und begründeten. Zeigt das nicht doch, dass Sie sich für Dortmund etwas Neues einfallen lassen müssen?

Soll ich mir die Sache leicht machen und sagen, ich setzte einfach meine besten Spieler ein, egal was rundherum passiert, weil ich nur einen Vertrag bis Saisonende habe? Das kommt nicht in Frage, ist keine Sekunde eine Überlegung wert. Es geht mir darum, die Mannschaft weiterzuentwickeln, solange ich in Dortmund bin. Und das kann nur über die Gruppendynamik gelingen. Der Teamgeist muss über allem stehen und wer dagegen gravierend verstößt, kann nicht dabei sein.

Sie sollen im Freundeskreis erzählt haben, mit den deutschen Stars der Borussia würden sie keine Probleme sehen, eher mit den Legionären.

Privatgespräche kommentiere ich nie. Offiziell habe ich das nie gesagt, würde mich davor auch hüten.

Aber ist Aubameyang nicht der Beweis dafür?

Noch einmal, ich mache keine Unterschiede zwischen den Spielern. Aubameyang ist meistens gut gelaunt und ein durchaus netter Bursche, aber ich schaffe es nicht, genau in ihn hineinzusehen. Wenn er einen Tag vor dem ersten Rückrundenspiel bei einer wichtigen Teamsitzung, zu der alle anderen Spieler, auch die verletzten, kamen, fehlt, dann gibt er mir das Gefühl, dass ihm das anscheinend nicht so wichtig ist, er anscheinend nicht fokussiert ist. Dann muss man die Konsequenzen ziehen, halt einen anderen spielen lassen. Er hat mir gesagt, die Sitzung vergessen zu haben. Wir alle wissen, dass dies nicht der Fall ist. Aber ich bin, was die Zukunft betrifft, nicht nachtragend. Das war ich auch noch nie und das wird immer so bleiben.

Ohne Aubameyang gelang im ersten Spiel nach der Winterpause kein Tor, obwohl es Chancen genug gab. Und das kostete damals den möglichen Sprung auf Platz zwei, sorgte für Pfiffe bei den enttäuschten 80.000 Fans. Aubameyang war bislang in dieser Saison an der Hälfte der Dortmunder Tore beteiligt.

Aber man kann aus einem Match nicht auf die 16, die in der Rückrunde noch folgen, schließen.  Wir waren schon zielstrebig, aber in diesem Spiel gegen Wolfsburg leider nicht effektiv und kaltschnäuzig. Ich weiß, bei einem Verein wie Borussia Dortmund sollte man da hinkommen, dass man die Chancen verwertet. Aber ich habe trotzdem ein richtig gutes Gefühl. Wir gehen weiter in der Entwicklung.

Zerbrechen Sie sich über die Zukunft nach dieser Saison schon den Kopf? Gibt's da schon Ziele? Es stand schon in Prognosen zu lesen, Bayern würde Sie bei Dortmunder Erfolgen als Nachfolger für Jupp Heynckes in Erwägung ziehen.

Es fehlt mir die Zeit, mich mit netten Spielereien und Kombinationen der Medien zu beschäftigen. Wenn die Entwicklung bei der Borussia weitergeht, wird sich alles ergeben. Mich schon fünf Monate vorher damit zu beschäftigen, was im Juni passieren wird oder könnte, wäre verschwendete Energie.

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