Die Falknerei gewinnt in Österreich wieder immer mehr an Popularität. alles roger? durfte in Schloss Waldreichs in Niederösterreich der Leiterin des Falknerei- und Greifvogelzentrums, Monika Hiebeler, einen Tag lang über die Schulter schauen - und die Könige der Lüfte beobachten.
Text und Interview: Roland Hofbauer
Die Falkner von Schloss Waldreichs haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe der Falknerei zu leben und die Greifvogelkunde an die Menschen weiterzugeben. Über 60 Vögel haben hier ein Zuhause gefunden, viele Greifvögel werden sehr erfolgreich nachgezüchtet. Die Falknerei wurde dank des Österreichischen Falknerbundes immaterielles Kulturerbe Österreichs bei der UNESCO. Schloss Waldreichs hat auch ein großartiges Falknereimuseum zu bieten, wo der Besucher durch die verschiedenen Zeitepochen der Falknerei reisen kann.
Majestätische Tiere
Die Flugshows an sich sind eine kleine Sensation. Egal, ob hier der riesige Seeadler die Beute schlägt oder auch vor Publikum fischen geht oder ein kleiner, wendiger Habicht sein Fluggeschick zeigt, die Leute sind begeistert. Doch nicht bei allen genießen Greifvögel einen besonders guten Ruf. Teilweise werden sie als Killer bezeichnet und auch um die Eulen, die gar nicht zu den Greifvögeln gehören, ranken sich viele Geschichten. Im Altertum sah man die Eulen als Hüter des Wissens und der Weisheit an und sie galten als Glücksbringer. Der heimische Volksmund hingegen sprach von lichtscheuem Gesindel und seit Jahrhunderten wird der Schrei des Waldkauz-weibchens als Klageruf des Todes gesehen. Abergläubische Menschen sahen und sehen in den Eulen auch die Großmutter des Teufels.
Eulen betrachten
Der Eulenpark bietet einen wunderschönen Spaziergang über das Schlossgelände. Da sieht man fast alle heimischen Eulenarten wie den Uhu, aber auch Exoten aus anderen Ländern. Natur- und Tierschutzvorschriften werden streng eingehalten - die Volieren, in denen die Vögel leben, sind weit größer als es Vorschrift wäre.
"Ein Steinadler ist wie eine geladene Waffe"
Interview mit Monika Hiebeler, Leiterin des Falknerei- und Greifvogelzentrums in Schloss Waldreichs
Seit wann gibt es das Falknerei- und Greifvogelzentrum?
Die Flugvorführungen haben am 1. Mai 2011 begonnen. Die Vorführungen finden von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 15 Uhr statt. Der Greifvogel hatte immer einen schlechten Ruf bei den Menschen, durch unsere Flugshows versuchen wir, hier ein bisschen aufzuklären.
Wie viele Vögel gibt es bei Ihnen?
Im Durchschnitt in etwa 60 Vögel. Durch den Eulenpark haben wir verschiedenste Eulen, es gibt europäische Arten wie Steinadler, Seeadler und Kaiseradler. Wir haben Mönchsgeier, Schneegeier, Habichtsadler, Mäusebussarde und viele mehr.
Welche Vögel werden bei der Flugshow eingesetzt?
In erster Linie Vögel, die zur Jagd eingesetzt werden können: Falken, Adler und heimische Greifvögel. Wir wollen ja heimische Greifvogelkunde vermitteln. Aber auch der Riesenseeadler kommt zum Einsatz.
Was macht Schloss Waldreichs so besonders?
Das müssen Sie eigentlich die Besucher fragen, aber ich denke, die Leute können hier auf einem riesigen Gelände umherwandern und sich die Vögel in aller Ruhe ansehen. Dazu hat man in der Natur ja gar keine Möglichkeit. Der Eulenpark ist auch einzigartig. Da sieht man die Tiere hautnah. In freier Wildbahn würde man an den Vögeln vorbeiwandern - so gut sind die gedeckt. Wir erzählen viel über die Geschichte der Falknerei, wie die Schusswaffen die Jagdvögel vertrieben haben. Die Falknerei ist im übrigen auch ein Weltkulturerbe.
Kommt es vor, dass Vögel bei der Flugshow einen Abflug machen?
Es kommt vor, dass manche bei den Vorführungen ein wenig später zurückkommen. Das kann viele Gründe haben, die Thermik oder eine Ablenkung. Generell kommen sie immer wieder zurück, aber unseren Kaiseradler musste ich einmal aus dem Nachbarort abholen.
Passiert es auch, dass Jäger auf die Vögel schießen?
Gott sei Dank kommt das grundsätzlich nicht vor. Das letzte Mal war das 1994 auf der Rosenburg der Fall, da hatte ein Geier Schrotverletzungen. Den haben wir aber immer noch, das ist unser Mönchsgeier, der ist 35 Jahre alt.
Hat man eine persönliche Beziehung zu den Vögeln?
Natürlich, zu jedem Vogel gibt es eine Geschichte. Besonders zu Großgreifvögeln entwickelt sich eine persönliche Beziehung. Gerade in den ersten Jahren baut man eine extreme Nähe auf, da hat jeder Vogel eine besondere Bezugsperson.
Ist die Falknerei ein Hobby, das jeder ausüben kann?
Nein, da muss man die Jagdprüfung haben, denn die Falknerei ist eine Art der Jagd. Die Haltung wäre theoretisch erlaubt, aber den Vogel bewegen darf man nur mit der Falknerprüfung. Man darf das ganze nicht unterschätzen. Ein Steinadler ist wie eine geladene Waffe. Mit diesen Jagdtieren umzugehen, erfordert jahrelange Erfahrung.