Jean Claude Juncker und sein Kampf gegen den Krampf

Foto: beigestellt
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Sind wir doch mal ehrlich. Haben wir uns beim äußerst fragwürdigen NATO-Gipfel-Auftritt von Jean-Claude Juncker in Brüssel nicht alle das gleiche gedacht? "Was für ein törichter alter Mann und obendrein noch sturzbetrunken. Darf so jemand Präsident der EU-Kommission sein und mit seinem Verhalten diese Institution sowie die westliche Wertegemeinschaft ins Lächerliche ziehen?"


alles roger?-Kolumne von Felix Baumgartner

Natürlich gilt - wie immer - die Unschuldsvermutung, und zahlreiche EU-freundliche Medien und Politiker rätseln nun, ob es nicht auch eine Krankheit sein könnte. Dabei ist nicht die Alkoholsucht als Krankheit gemeint, sondern Junckers angeblich wieder akut gewordenes Ischias-Problem.

Er habe unter großen Schmerzen gelitten. Dies sei angeblich die Spätfolge eines schweren Autounfalls von vor fast 30 Jahren, den der damalige luxemburgische Finanzminister nur knapp überlebt habe. Im Netz findet man leider keine Details zu Junkers Unfall. War der EU-Kommissionspräsident damals etwa auch alkoholisiert, als der Unfall passierte? Wie gesagt, es gilt die Unschuldsvermutung.

Berichte über die Gehprobleme Junckers, ausgelöst durch übermäßigen Alkoholkonsum, sind nicht neu. Im EU-Wahlkampf 2014 wurde ihm das von EU-Skeptikern und britischen Medien vorgehalten, was er aber stets zurückwies.

Majestätsbeleidigung von Vilimsky

Harald Vilimsky, Delegationsleiter der FPÖ im Europaparlament, hatte die Bilder des schwankenden und auf mehrere Gäste gestützten Kommissionspräsidenten beim NATO-Gipfel zum Anlass genommen, einen raschen Rücktritt Junckers zu fordern. Vilimsky steht mit seiner Behauptung nicht alleine da. Auch der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem hatte Juncker früher schon mal als "verstockten Raucher und Trinker" bezeichnet.

"Der mittlerweile zum Online-Hit gewordene Auftritt eines torkelnden und von mehreren Staatschefs gestützten Juncker im Rahmen eines der jüngsten Gipfeltreffen in Brüssel macht die gesamte Europäische Union zur Lachnummer und dies in einer gesamt sehr schwierigen Situation für die EU", so Vilimsky. Er führte an, dass es in den vergangenen Jahren "eine Reihe von offensichtlichen Alkoholproblemen" gegeben habe, "die immer wieder zu einer Serie peinlicher Videos" geführt habe.

Als Kommissionspräsident sollte man besondere Verantwortung haben und unterliege auch einer überdurchschnittlich hohen kritischen Beurteilung. "Daher bleibe ich dabei: Er möge den Hut nehmen und der EU damit einen positiven Neustart ermöglichen", betonte Harald Vilimsky. Er hat mit seiner Rücktrittsforderungen natürlich absolut Recht. Spätestens seit dem letzten Auftritt am NATO-Gipfel erhärtet sich der Verdacht, dass der Genussmensch Juncker ein echtes Alkoholproblem hat.

Einzigartige Ischias-Symptome

Haben Sie schon mal mit dem Ischias oder einem Bandscheibenvorfall zu tun gehabt? Googelt man die beiden Suchbegriffe, findet man dort typische Symptome dafür: Torkeln, Lachen, Krawatten von Politikern vergleichen, andere Menschen abknutschen und Ohrfeigen verteilen.

Na bitte, da haben wir ja den Beweis. Junckers Torkeln war ein medizinischer Notfall, der zwar nicht notärztlich versorgt wurde, aber dafür wurde er von den beim EU-Gipfel umherstehenden freiberuflichen Arzthelfern in ihren schwarzen Anzügen hervorragend erstversorgt, beziehungsweise erstgestützt. Der gute Jean-Claude ist also kein Trinker und alles ist gut. Wir sind froh darüber, denn sonst könnten unsere Träume von der Europäischen Union zerplatzen, wenn an der Spitze dieser wichtigen Institution ein alkoholkranker, verwirrter alter Mann stünde.

Ich muss aber zugeben, dass ich immer noch skeptisch bin. Denn wenn wir uns die Vergangenheit Junkers genauer ansehen, sind Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit und Integrität durchaus berechtigt.

Lügen und Konzerngeschenke

> Während der Eurokrise dementierte Juncker 2011 ein geplantes Geheimtreffen einiger EU-Finanzminister zur Lage in Griechenland, das in Wahrheit zur gleichen Zeit stattfand. Die Nachrichtenagentur dapd zitierte Juncker in dem Zusammenhang mit dem Satz: "Wenn es ernst wird, muss man lügen."

> Im November 2014 deckte ein internationales Rechercheteam auf, dass in der Amtszeit von Jean-Claude Juncker als luxemburgischer Regierungschef seit 2002 komplizierte Steuerabkommen zwischen mehr als 340 internationalen Konzernen und Luxemburg abschlossen wurden, welche Hunderte Milliarden Euro durch Luxemburg schleusten und damit Steuern in Milliardenhöhe sparten.

> Im Oktober 2014 leitete die Europäische Kommission eine Untersuchung gegen Amazon ein. Nach Ansicht der Europäischen Kommission hatte die Regierung Luxemburgs wiederum unter der Leitung von Jean-Claude Juncker Amazon illegale Staatshilfen in Form von Steuervorteilen zukommen lassen. Die in Luxemburg ansässigen Tochterunternehmen von Amazon haben dadurch bei einem Umsatz von rund 13 Milliarden Euro nur circa 70 Millionen Euro an Steuer abführen müssen, was einem Steuersatz von etwa 0,5 Prozent entspricht.

"Golden Boy" und "Schandfleck"

2015 wurde Juncker deshalb vom österreichischen "Netzwerk für soziale Verantwortung" der "Schandfleck des Jahres" als Auszeichnung für "besonders unsozial handelnde Unternehmen, Institutionen oder Einzelpersonen" verliehen.

Doch das kann dem guten EU-Präsidenten egal sein, hat er doch 2010 bereits das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich bekommen. Kontroverser können Verleihungen nicht sein. War da etwa auch Alkohol im Spiel? Beim goldenen Ehrenzeichen für die Republik Österreich liegt der Verdacht nahe. Dieses Mal aber beim Verleiher, nicht bei Juncker.

"Kein Zurück"

Mein absoluter Lieblingssatz von Juncker ist aber einer, mit dem er 1999 die Staats- und Regierungschefs der EU in der Europapolitik ermuntere: "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."

Mit diesem Satz, egal ob nüchtern oder betrunken ausgesprochen, hat Herr Juncker sein wahres Ich preisgegeben. Er hat mit dieser Aussage das europäische Volk zu nützlichen Idioten degradiert. Doch auch seine Zeit wird kommen und das früher als er glaubt. Jean Claude Juncker steht mittlerweile auf schwachen Beinen, das hat die Welt bei seinem letzten Auftritt mehr als deutlich gesehen. Europäische Rhetorik ist eben nicht europäische Realität.

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