Fritz, Hans und Reinhold Willingshofer - das sind die Stoakogler, auch als Stoanis bekannt. Die Brüder hatten ihre volkstümliche Gruppe vor genau 50 Jahren gegründet und mit Liedern wie Steirermen are very good Superhits gelandet. Seit 2011 sind sie zwar nicht mehr aktiv, gefeiert wird trotzdem. alles roger? durfte im Stoani-Haus in ihrer steirischen Heimatgemeinde Gasen ein großes Jubiläumsinterview machen.
Interview: Martina Bauer
Gab es 2011 nach Karriereende so etwas wie einen musikalischen Pensionsschock?
Fritz: Absolut nicht. Wir haben das im April 2010 in der Schweiz bekannt gegeben und danach alle Verträge erfüllt. Wir konnten uns darauf einstellen.
Reinhold: Ungewohnt war, am Freitag daheim zu sein und nicht in einem Zelt schwitzen zu müssen. Ich hab? mir gedacht, ich hab mir da so ein schönes Platzl gebaut, also genieß ich das.
Hans: Wir waren 43 Jahre lang nie Berufsmusiker, sondern immer Bauern. Wir haben immer gewirtschaftet. Und daheim gibt's noch immer Arbeit.
Keine Berufsmusiker? Dafür wart ihr ganz schön erfolgreich.
Fritz: Ja, das stimmt, aber wir haben uns ganz bewusst dagegen entschieden.
Wann und warum?
Reinhold: Bei Steirermen - da glaubte man, jetzt geht die Welt auf mit all dem Merchandising.
Fritz: Das war 1992, da hatten wir ein Angebot, das uns schwindlig gemacht hat. Da waren wir aber schon auf drei Jahre ausgebucht. Da mussten wir uns dann entscheiden. In München gab es Verhandlungen mit dem Musik-Papst Hans Beierlein, mit einem unglaublichen Gagen-Angebot. Als 45-Jähriger musste ich sagen, das können wir nicht machen, wir haben Familie und Bauernhof. Dann waren alle leise. Beierlein sagte: "Okay, aber ich kann euch nicht mehr helfen. Macht euren Weg weiter."
Hans: Wozu soll ich nach Deutschland fahren, wenn ich hier meine Leute habe? Und hier passe ich her.
Habt ihr das jemals bereut?
Reinhold, Hans und Fritz,wie aus einem Mund: Keinen Tag!
Damit erübrigt sich die Frage, was wichtiger war, der Hof oder die Musik?
Hans: Es hat halt beides zusammengehört, aber wenn wir das Angebot angenommen hätten, hätten wir nur mehr eines gehabt.
Fritz: Und wer weiß, dann würde es das Stoani-Haus vielleicht auch nicht geben.
Wie viele Alben hattet ihr in eurer Karriere?
Fritz: 45.
Und wie viele Lieder?
Hans: 700.
Wer hat die alle geschrieben?
Reinhold: Selber, aber auch andere Komponisten. Die wussten, was für uns passt.
Fritz: Wir hatten viel Auswahl.
Welche Musik hört ihr denn jetzt privat, auch euch selbst?
Reinhold: Am Anfang nicht so, aber jetzt zur Erinnerung schon, Schlager, oft hören wir Lieder, die auch gut sind, aber keine Hits geworden sind.
Hans: Ich mag auch klassische Konzerte, meine Tochter ist Klavierlehrerin und das Enkerl spielt auch.
Fritz: Böhmische Blasmusik,
André Rieu, Kabarett mögen wir auch - wir wissen ja, wie viel Arbeit dahintersteckt.
Hans: Auch Jazz und Countrymusik.
Es gibt nicht viele große Stars, die so bodenständig geblieben sind wie ihr. Gab es da Momente, in denen euch der Erfolg zu Kopf zu steigen gedroht hat?
Fritz: Die Möglichkeit hätten wir gehabt. Ein Produzent hat mal gesagt, ihr wisst gar nicht, wie berühmt ihr seid und sitzt da am Bauernhof. Aber wir leben hier in der Natur und die muss man pflegen. Außerdem wollten wir das unseren Kindern vorleben.
Hans: Wir wollten die Arbeit machen, egal mit wem wir auf Tournee gehen.
Reinhold: Wir brauchten auch keinen Schutz. Alle sagten immer, wir sollen nicht zu den Leuten gehen, aber wir wollten zu den Leuten gehen.
War das euer Erfolgsgeheimnis?
Fritz: Ein bisschen schon, auf jeden Fall. Wir spielen heute noch im Stoani-Haus, wenn Busse kommen, zur Begrüßung. Bei 50 Bussen können wir das machen, aber im Sommer kommen so um die 200.
Was noch?
Reinhold: Wir haben uns nie verkauft und nie verbogen. Wir haben Korn angebaut und Erdäpfel. Da sind dann oft die Fans gekommen und haben geschaut, ob wir wirklich arbeiten. Fünf Minuten haben wir mit denen auch geplaudert, aber dann ging die Arbeit weiter. So ist auch das Stoani-Haus entstanden, da ist es umgegangen, weil die Fans gekommen sind, also haben wir für sie ein Haus eingerichtet.
Waren die vielen Fans für euch auch manchmal nervig, oder habt ihr diesen Hype um euch immer gemocht?
Reinhold: Wir haben nie ein Problem gehabt damit und haben heute noch keines.
Hans: Egal wo wir hinkommen, Schweiz, Bayern oder Österreich, auch im Urlaub beim Spazierengehen werde ich noch angeredet.
Reinhold: Wir sehen das als Ehre, dass uns die Leute kennen. Wir können meistens nicht in Ruhe irgendwo sitzen, aber das macht uns nichts.
Wie erklärt ihr euch diese weltweite Beliebtheit?
Reinhold: Wir stehen seit sieben Jahren nicht mehr auf der Bühne, und trotzdem wollen vierjährige Kinder unsere Musik hören. Diese Kinder können auch unsere Texte.
Auf YouTube hat der sagenhafte Titel Rumpti bumpti über 600.000 Aufrufe. Habt ihr dafür eine Erklärung?
Fritz: Den gibt es ja schon sehr lange, und du musst ja Show machen. Das Lied war dann in der Steiermark verboten. Das wurde zensuriert und durfte nicht mehr im Radio gespielt werden, weil es gegen Ende zweideutig war. In Kärnten war es zur gleichen Zeit aber ein Nummer-eins-Hit.
Worauf dürfen sich die Fans am 22. Juli beim Jubiläumskonzert in Gasen freuen?
Fritz: Auf einer Wiese, da stehen jetzt noch die Tiere, wird ein VIP-Zelt aufgebaut für 1.000 VIPs. Das wurde ein Mal in Radio Steiermark durchgesagt und war nach zwei Tagen ausverkauft. Wir haben nicht mal mehr ein Plakat aufgehängt dafür.
Wird das dann wirklich das endgültig letzte Konzert sein, oder kann es noch weitere geben?
Hans: Wir haben im 2011er-Jahr gesagt, das ist das letzte Konzert, aber man kann niemals nie sagen. Das geben wir aber auch nur wegen der 50 Jahre. Eine Stunde.
Reinhold: Die können uns zahlen, was sie wollen, nächstes Jahr spielen wir sicher kein Konzert.
Fritz: Ich hatte diese Woche schon zehn Anrufe wegen des Jubiläums. Bei Wenn die Musi spielt treten wir zum 50-jährigen Jubiläum auf, weil es die größte volkstümliche Sendung ist. Und dann gehen wir noch zu Folks TV zu einem Interview. Da reden wir über unser Leben und fünf Gruppen spielen unsere Lieder.
Ihr seid ja mit Herz und Seele Steirer, was ja auch in sehr vielen Liedern zu hören ist. Wo macht ihr eigentlich Urlaub?
Hans, Reinhold, Fritz: In China, Südamerika, am Nordkap, aber normalerweise nie gemeinsam. Es gibt so viele schöne Fleckerl, vor allem auch in Österreich.
Wie seid ihr euren Kritikern gegenübergestanden?
Reinhold: Wir haben ja vor der Volksmusik nur Stubenmusik gespielt. Dann mussten wir aber eben auch kommerzielle Sachen spielen. Die Leute wollten mitsingen.
Fritz: Natürlich gab's auch welche, die dagegen gewettert haben, aber da haben wir schon Geld verdient, weil wir die Leute unterhalten haben, und die anderen haben nur für die Fahrspesen gespielt. Der Neid war hart erarbeitet.
Die Edlseer kommen aus Birkfeld, also aus der Nachbarortschaft. Ist das hier eine besonders musikalische Ecke?
Hans: Das ist reiner Zufall, es gibt in der Steiermark so viele gute Musiker. Da gibt's auch gute Musikschulen. Die hatten wir ja nicht. Wir haben am Anfang nur nach dem Gehör gespielt. Die Edlseer haben von uns viel gelernt, und das sagen sie auch, was uns freut. Wir sind ihre Vorbilder, aber auch befreundet.