Hurra, Putin war da!

Foto: beigestellt
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Selten hat ein Ereignis Österreich bei den Reaktionen so gespalten wie die Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl. Stein des Anstoßes war die Einladung von Russlands Präsident Wladimir Putin, dessen grandioser Auftritt Karin Kneissls Hochzeit zu einem weltweiten Medien-Echo verhalf. Doch wo Licht, da auch Schatten.


Als größter Kritiker entpuppte sich dabei wieder einmal Wolfgang Fellner. Der Herausgeber der Skandal-Zeitung Österreich sparte nicht mit Kritik und meinte in seiner Wut-Kolumne allen Ernstes: "Der Star-Gast Wladimir Putin beschert ihr weltweit einen "Shit-Storm". Und das völlig zu Recht. Wladimir Putin ist weder ein "enger Freund" der offenbar PR-geilen Ministerin noch sonst irgendwie mit der Hochzeit verbunden. Kneissl wollte mit dem Putin-Besuch ihre "private" Hochzeit offenbar zu einer Polit-Show aufwerten."

"Polit-Tyrann"

Und genau jener Wolfgang Fellner war es dann, der in seinem "Fellner-Fernsehen" am Samstag eine ganztägige Sondersendung über die Hochzeit der Außenministerin in der Südsteiermark einschob. Krampfhaft versuchte dabei Oe24-Reporter Karl Wendl künstliches Insiderwissen zu vermitteln. Da wurde schon früh am Morgen Haubenkoch Heinz Preschan vom Gasthaus Tscheppe interviewt und in jeden Suppentopf reingefilmt, um irgendwie die Zeit totzuschlagen, bis dann endlich, so Wolfgang Fellner wörtlich, "der russische Polit-Tyrann, der überall geächtet wird - weil er Tausende politische Gefangene hält, in Syrien Zehntausende Menschenleben am Gewissen hat, in der Ukraine das Völkerrecht bricht und im Verdacht steht, abtrünnige Spione zu vergiften", angekommen ist.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, versucht Wolfgang Fellner dann auch noch billige Sympathie-Punkte beim Leser zu bekommen, indem er den moralischen Zeigefinger über das Land erhebt und allen Ernstes fragt:  "Wer zahlt das Putin-Spektakel, das satte 250.000 Euro Sicherheitskosten verursacht? Wenn die Hochzeit wirklich "privat" ist, dann soll Kneissl das aus ihrer eigenen Tasche berappen. Karin Kneissl sollte den Steuerzahlern wenigstens die Kosten für ihre PR-Show ersetzen - wenn sie schon dem ganzen Land Schaden zufügt." 

Rechtfertigungsakrobatik

Echt jetzt? Ich glaube, dass die Österreicher ein wesentlich größeres Problem damit haben, wenn eine Clown-Partei wie die Liste Pilz, mit einer Wählerschaft von nur 4,4 Prozent und einem Allzeit-Umfragetief, vom Bund 4,8 Millionen Euro Parteienförderung erhält. Auch wenn diverse Medien im In- und Ausland  sowie politische Beobachter der Meinung sind, dass Kneissls Hochzeitsshow eine Katastrophe war und die Außenministerin angeblich ab jetzt nicht mehr als "Neutrale", sondern als "Russen-Freundin" wahrgenommen wird, so ist das nichts anderes als Rechtfertigungsakrobatik.

Das Gegenteil ist der Fall. Alexander Van der Bellen hatte heuer auch den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zum 62. Wiener Opernball eingeladen und sagte danach in einem Interview wörtlich: Seinem Gast, Poroschenko, habe der Ball sehr gut gefallen und sie hätten gute Gespräche geführt. "Wir haben gewissermaßen Zuneigung zueinander gefasst."

Besser geht's nicht

Somit entpuppt sich Österreichs Staatsoberhaupt VdB eindeutig und unmissverständlich als "Ukraine-Freund". Aufregung darüber gab es damals so gut wie keine. Einziger Unterschied zu Karin Kneissl: Van der Bellen verzichtete damals Poroschenko gegenüber auf den "Hofknicks", aber das dürfte am Alter von VdB gelegen sein. Österreich hat also eine Russen-Freundin als Außenministerin und einen Ukraine-Freund als Bundespräsidenten, es steht also 1:1.

Somit haben wir in Österreich zukünftig ein ebenes Spielfeld was die Außenpolitik betrifft und sind während unserer EU-Ratspräsidentschaft bestens geeignet, um zu vermitteln. Die "Hochzeit des Jahres" war also für Österreich ein voller Erfolg, alle haben profitiert und sind am Ende zufrieden. Genauso wie das Gros der Österreicher mit der derzeitigen Regierung. 

Ich wünsche Karin Kneissl, die ich übrigens für eine ausgezeichnete Außenministerin halte, alles Gute für ihre politische Zukunft.

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