Ein Vierteljahrhundert gibt es sie bereits, die knallbunte Erlebniswelt beim Grenzübergang Kleinhaugsdorf. Was als kleiner Verkaufsshop begann, hat sich zu einem Millionen-Imperium entwickelt. Jährlich besuchen über 4,5 Millionen Menschen die Excalibur City. Hinter der Erfolgsgeschichte steht ein Mann, nämlich Unternehmer und Visionär Ronnie Seunig.
Text und Interview: Roland Hofbauer
Mit zwölf Jahren gründete Ronnie Seunig bereits seine erste Firma, die Ronwolf GesoH, die Fotoentwicklungen anbot. Er baute sich ein eigenes Labor und managte das kleine Unternehmen so gut, dass er in kürzester Zeit wieder investieren konnte. Seunig zeigte sich bei der Gesellschaftsform kreativ, denn GesoH bedeutet "Gesellschaft ohne Haftung". Nach einem kurzen Intermezzo als Industriekaufmann und Autolackierer, wagte Ronnie Seunig den Sprung ins Unternehmertum. Er erwarb mit 19 Jahren das Café Mikado in Horn und als zweites Standbein die Gleisbar. Hier erlitt er einen seiner wenigen Rückschläge und machte Pleite. Gleich nach der Grenzöffnung Tschechiens stürzte er sich mit Feuereifer auf den neuen Markt. Seine damaligen Partner und er bauten sich in kürzester Zeit in der Automatenbranche ein florierendes Unternehmen auf. Hier lernte er auch seinen späteren Mitbegründer der Excalibur City, Jaroslav Vlasak, kennen. Als eine Gesetzesänderung dafür sorgte, dass die meisten Automaten nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entsprachen, kauften die beiden ein Gebäude, gleich nach der österreichischen Grenze und bauten es als Café mit Automaten-Casino aus.
Grenzgeniale Idee
Ende 1991 wurde es zum Duty Free umfunktioniert. Hier begann im April 1992 auf acht Quadratmetern die Geschichte des größten Duty Frees von Europa. Die Umsätze explodierten förmlich und lagen bereits zu Beginn bei über zwei Millionen Schilling im Monat. Ende 1992 wurde das Grundstück, auf dem sich heute die Excalibur City befindet, erworben. 1993 wurden der neue, große Duty Free und die Tankstelle eröffnet und ein Jahresumsatz von 250 Millionen Schilling erwirtschaftet. Bis 1995 wurden Parkanlagen, ein Shopping- und das Wellness-Center dazu gebaut. In den ersten vier Jahren wurde so ein Gesamtbauvolumen von über einer halben Milliarde Schilling umgesetzt.
Der enorme Erfolg der City veranlasste sogar den damals amtierenden Finanzminister Edlinger, die Einfuhr von Zigaretten nach Österreich auf etwas mehr als eine Packung zu beschränken. Eine Maßnahme, die nach Ansicht vieler Rechtsexperten ein krasser Gesetzesbruch war. Ronnie Seunig war in der Zwischenzeit dennoch zum Schilling-Milliardär aufgestiegen. Im Frühjahr 2004, als Tschechien der EU beitrat, kam keinesfalls das von vielen prophezeite Ende, sondern vielmehr der Beginn, eine weitere Expansion zu starten. Der Duty Free wurde auf das neue Travel Free Konzept umgestellt und gleichzeitig entstand mit "Dr. Doolitle" ein riesiges Heimtierzentrum. Auch ein großes Outlet Center wurde gebaut, das von den gleichen Leuten wie Parndorf betrieben wird.
Kein Ende in Sicht
Aktuell begeistert die Excalibur City nach wie vor mit permanenten Erneuerungen. Die letzte große Sensation war die Eröffnung der Terra Technica, das weltweit größte Museum für Jukeboxen und Pinballs. Auf etwa 8.500 Quadratmetern kann man eine Zeitreise durch eine Erlebniswelt der besonderen Art machen. In sechs Bereichen erlebt man bunte und aufregende Welten von Automaten, die eine spezielle kulturelle Entwicklung von 1890 bis heute geprägt haben. Mit 700 Jukeboxen, 250 Flippern und über 500 Video- und Computerspielen ist die Terra Technica in seiner Art weltweit einzigartig.
Derzeit wird übrigens ein neues Hotel gebaut und auch die erfolgreiche Merlin?s Kinderwelt soll vergrößert werden. Weiters soll in den nächsten Jahren auch einiges in das Projekt Abenteuer investiert werden - ein Unterhaltungspark für Erwachsene. Die Pläne von Ronnie Seunig sind noch lange nicht abgeschlossen und man kann sich auf die nächsten 25 Jahre der Excalibur City freuen. Genaueres hat uns Mastermind Ronnie Seunig in einem Interview erzählt.
Interview mit Ronnie Seunig
Gratulation zu 25 Jahren Excalibur City. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie ihr Lebenswerk betrachten?
Wenn ich Fotos von vor 25 Jahren sehe, wo einige Paletten mit Ziegeln für das erste Gebäude rumstehen und mir die heutige Dimension ansehe, grusle ich mich. Wann hab? ich das alles gemacht? So lange ist das doch nicht her, als die ersten Karawanen in die City rollten. Als sich die kilometerlangen Staus durch die Grenzkontrolle wälzten. Dann kommt die Ernüchterung in Form eines Jubiläums: 25 Jahre. Verdammt, wann sind die vergangen?
Wie darf man sich den Beginn der City vorstellen?
Ein acht Quadratmeter kleiner Shop mit einem kleinen Lokal. Dann ging alles recht fix: Trafikantenstreik, überall Medienpräsenz und eine Erweiterung nach der anderen. In einem Tempo, das mich in vielerlei Hinsicht an die "Grenzen" brachte.
Was waren Ihre persönlichen Highlights mit der Excalibur City, der Prozess gegen Österreich?
Der Prozess war kein Highlight, eher ein Tiefpunkt. Aber nicht meiner, sondern der des österreichischen Rechtsstaates. Und seither geht?s damit stetig weiter den Bach runter. Aus meiner Sicht kann ich als Highlight die Erweiterung der City um die Merlin?s Kinderwelt ansehen. Als 2004 der Duty Free Status durch den Beitritt Tschechiens zur EU gefallen ist, hat man mich und Excalibur aus ,Expertensicht? totgeschrieben. Tatsächlich haben wir kurz geschwankt, aber nur um stärker als zuvor aufzutreten. Die Kinderwelt hat die Excalibur City vom Tschick-Paradies zum Familienausflugsziel gewandelt. Ansiedlungen wie das Factory Outlet, die Hotels und das Shopping Center haben zum Erfolg natürlich auch das ihre beigetragen.
Wenn Sie die Jahre Revue passieren lassen, was würden Sie ändern, was genauso machen?
Eigentlich bin ich vollends damit einverstanden wie es gelaufen ist. Freilich kann man alles besser machen, aber in meinem Fall nicht viel.
Manchmal gibt es auch Kritik an der Excalibur City, vor allem politische Gegner lassen kein gutes Haar daran. Wie gehen Sie mit diesen Dingen um?
Die linken Shitstorms verpuffen im Nirgendwo. Das haben die meisten Wirtschaftstreibenden noch nicht verstanden. Ziel dieser Shitstorms ist es, Angst zu verbreiten. Angst, dass man Geschäfte einbüßen könnte. Darum duckt sich die gesamte österreichische Wirtschaft vor der Meinungsdiktatur. Mir geht das irgendwo hinten vorbei und ich stehe zu meiner Meinung. Jährlich 4,5 Millionen Besucher der Excalibur City denken ähnlich.
Die Excalibur City ist ja eigentlich noch sehr jung, was darf man sich von dem Erfolgsprojekt noch erwarten?
Sehr viel. Vor zwei Jahren habe ich das größte Museum für Jukeboxen und Pinballs weltweit eröffnet. Auf 8.500 Quadratmetern erlebt man eine Zeitreise der Superlative. Im Zuge dessen wurde der Cabin-Park gebaut und der Bau eines weiteren Hotels eingeleitet. Das wird im November eröffnet. Die nächste Ausbaustufe der Merlin?s Kinderwelt ist geplant und soll kommendes Jahr in die Umsetzung gehen. Weitere Projekte im Bereich ,Abenteuer? auch für Erwachsene, sind ebenfalls fertig geplant. Wir haben noch rund 100 Hektar Fläche für den Ausbau zur Verfügung.
Sie betreiben die City gemeinsam mit Ihrem Sohn Roger. Wann wird es zu einer kompletten Übergabe an den Junior kommen?
Ich verbringe den Großteil des Jahres in Australien. Ich komme nur zwei Mal im Jahr für ein paar Wochen um nach dem Rechten zu sehen. Roger leitet das Unternehmen großartig. Er ist ja auch schon fast 20 Jahre dabei. Er hat das Geschäft von der Pieke auf gelernt. Mein Part ist die Entwicklung und Vision, seiner die Umsetzung. Irgendwann muss er beides machen.
Auf was sind Sie in Ihrem Leben besonders stolz, abseits der Arbeit?
Ganz sicher darauf, dass ich die Kurve rechtzeitig gekratzt habe. Dass ich mich nicht zum Kaspar des Zasters machen ließ. Ich war mit 35 ein Wrack, wahrscheinlich nahe am Burnout. Ich wusste, dass ich zwischen mich und die Arbeit Distanz bringen muss. Das hab? ich getan, indem ich nach Australien ging. Dort habe ich gelernt, dass Erfolg nicht nur in Zahlen ausgedrückt wird. Egal ob beim Wasserski, Wakeboarden oder Fliegen, etwas zu lernen und zu beherrschen kann dasselbe Erfolgsgefühl bewirken. Die Leidenschaft Jukeboxen zu restaurieren hat ähnliches bewirkt. Mein Gefühl für Geduld wurde damit geschärft.
Sie sind Mitte 50, welche Projekte haben Sie noch für Ihr Leben geplant?
Mein einziges ,Projekt? derzeit ist mein kleiner Kelpie (australische Hunderasse, Anm. d. Red.). Mit ihr durchstreife ich den Busch und bin stundenlang in den Bergen unterwegs. Und alles was mir seinerzeit die Eltern untersagt haben, nämlich, der Hund soll dich nicht abschlecken, der Hund darf nicht auf die Couch usw., kann ich jetzt ausleben. Mit dem Auto fährt sie schon gerne mit. Jetzt muss sie noch mit mir fliegen, dann passt?s.
Wird es zum Jubiläum etwas Besonderes geben, einen Event oder ein anderes Zuckerl für die Besucher?
Natürlich gibt?s viele 25-Prozent-Rabatte, in den Restaurants gibt?s Gratis-Sekt mit einem Jubiläumsglas und Aktionen, Aktionen, Aktionen. Aber das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir die nächsten 25 Jahre auch noch da sind.