Das neue Schuljahr naht in Riesenschritten und auch die damit verbundenen Probleme. Während für Schüler und Lehrer dann oft wieder Mobbing und Gewalt auf der Tagesordnung stehen, ist es für Eltern von Jahr zu Jahr eine größere Herausforderung, die immensen Schulkosten zu stemmen. Während Kinder von Schutzsuchenden sämtliche Unkosten vom Steuerzahler bezahlt bekommen, sind die stetig steigenden Ausgaben für österreichische Familien kaum noch leistbar.
Text: Roland Hofbauer
Jedes Jahr zu Schulbeginn müssen Eltern tief in die Tasche greifen: Jedes Kind braucht eine neue Ausstattung, die Kosten sind in den letzten Jahren explodiert. Die Arbeiterkammer hat jetzt berechnet, wie viel Familien pro Schulkind ausgeben: Bis zu 1.300 Euro müssen Eltern pro Kind und Schuljahr zahlen. 84 Prozent der Haushalte klagen über diese Belastung. Familien mit einem Haushaltseinkommen von monatlich 2.000 Euro fühlen sich besonders stark gefordert. Zwei Drittel der Eltern haben das Gefühl, dass die Schulkosten gestiegen sind, und das vollkommen zu Recht.
Hohe Kosten ohne Schulgeld
In Österreich wird in öffentlichen Schulen kein Schulgeld verlangt, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Aber die Eltern werden an anderen Stellen zur Kassa gebeten, und die staatliche Unterstützung ist zu gering. Rund vier Prozent der Kinder müssen aus finanziellen Gründen auf Schulveranstaltungen verzichten. Doch wofür wird in den österreichischen Familien am meisten Geld ausgegeben, fragte die Arbeiterkammer bei 1.300 Haushalten in fünf Bundesländern nach. Dabei ergaben sich im Durchschnitt aller Schulstufen und Bundesländer 855 Euro - noch ohne Ausgaben für die Nachmittagsbetreuung.
· Die höchsten Kosten verursachen nach wie vor Schulausflüge. Während die Ausgaben für mehrtägige Schulveranstaltungen in der Sekundarstufe 1 im Durchschnitt noch bei unter 300 Euro pro Kind liegen, steigen sie in den BMHS auf 352 Euro bzw. in der AHS-Oberstufe auf 515 Euro an. Die Auswertung hat auch gezeigt, dass der Anteil der Kinder, für die die Kosten für mehrtägige Schulveranstaltungen anfallen, in der AHS-Oberstufe (85,7 Prozent) deutlich höher ist, als in den BMHS (68,4 Prozent). Zu erklären ist die höhere Inanspruchnahme in der AHS-Oberstufe insbesondere durch die häufig durchgeführten Sprachreisen in diesem Schultyp. Die höchsten angegebenen Kosten für diese Ausgabenkategorie lagen in NÖ bei 1.480 Euro pro Kind und Jahr. Zusätzliche Ausgaben für privat organisierte Sprachreisen in den Ferien oder für eventuelle Maturareisen wurden hierbei nicht berücksichtigt.
· Schulwaren und Materialien wie Schreibsachen, Hefte oder Schultasche kosten Eltern 148 Euro pro Kind.
· Selbstbehalte und sonstige Beiträge in der Schule kommen zusammen auf 112 Euro im Jahr, etwa für Spinde, Schulmilch, Fahrausweise.
· Für Kleidung und Schuhe, die für die Schule angeschafft werden müssen, zahlen Eltern mindestens 94 Euro.
· Die Inanspruchnahme privater Nachhilfe steigt mit der Höhe der Schulstufe kontinuierlich an. Während laut Angaben der niederösterreichischen Eltern für 7,6 Prozent der Kinder in Volksschulen und 15,6 Prozent der Kinder in einer NMS/HS oder PTS Ausgaben für Nachhilfe relevant sind, geben dies schon 22,2 Prozent der Eltern von Kindern einer AHS-Unterstufe an. In der Sekundarstufe 2 ist die Inanspruchnahme mit 30,4 Prozent (AHS Oberstufe) beziehungsweise 28 Prozent (Berufsbildende mittlere und höhere Schulen) am höchsten, was sich auch insgesamt in deutlich höheren Durchschnittskosten niederschlägt: 181 Euro in der AHS-Oberstufe und 129 Euro in einer BMHS. Vergleicht man die durchschnittlichen Ausgaben für Nachhilfe mit dem monatlichen Haushaltseinkommen der Familien, so zeigt sich, dass einkommensschwächere Familien mit 41 Euro deutlich weniger für Nachhilfe ausgeben (können), als Familien mit höherem Haushaltseinkommen, wo es im Schnitt 113 Euro sind. Die soziale Dimension von Nachhilfe wird in diesem Befund mehr als evident.
· Während die angefallenen Kosten für Anschaffung und Erhaltung von Computer, Tablet oder ähnlichen elektronischen Geräten, die hauptsächlich für den schulischen Gebrauch genutzt werden, über alle Schultypen mit Ausnahme der Volksschule in ungefähr gleichem Ausmaß angegeben wurden (für 30 - 41 Prozent der Schüler fielen in einem Schuljahr entsprechende Kosten an), ist die Höhe der Ausgaben in weiterführenden Schulen deutlich stärker ausgeprägt. Vor allem in den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sind die durchschnittlichen Ausgaben pro Kind für elektronische Hilfsmittel teils eklatant und reichen zum Teil bis über 2.000 Euro pro Jahr. Im Durchschnitt aller BMHS-Schüler betragen die Ausgaben für EDV 156 Euro pro Jahr. In der AHS-Oberstufe belaufen sich die durchschnittlichen Ausgaben in dieser Kategorie auf 135 Euro pro Schüler, und sind somit etwas geringer als in den BMHS.
· Bei der Zusatzfrage nach größeren EDV-Anschaffungen für Schulzwecke in den letzten zwei Jahren vor dieser Erhebung, wurden ebenfalls besonders häufig von Eltern mit Kindern in weiterführenden Schulen entsprechende Kosten angegeben. Hier betragen die Durchschnittskosten stolze 674 Euro in der AHS-Oberstufe, und 846 Euro in der BMHS.
· Für Bücher und Medien fallen 20 Euro an.
· Die verbleibenden 38 Euro entfallen auf sonstige Ausgaben.
· Auch die Kopierkosten seien an manchen Schulen höher als in einschlägigen Geschäften. Das Kostenproblem führte 2016 sogar zu einer parlamentarischen Anfrage der Grünen. Das Ergebnis: Die Schule sei für die Infrastruktur verantwortlich, Spinde müssen kostenlos sein und auch das Klopapier.
Alter und die Schule relevant
Am teuersten kommt ein Kind in der AHS- oder BHS-Oberstufe mit 1.176 Euro beziehungsweise 1.299 Euro. Gefolgt von AHS-Unterstufe (969 Euro), Neue Mittelschule (833 Euro) und Volksschule mit 522 Euro an Ausgaben pro Jahr. Manche Ausgaben hält die Arbeiterkammer für nicht gerechtfertigt und nennt als Beispiel die Spinde in Schulen, für die Eltern einen Beitrag an private Anbieter zahlen müssen. Eine Praxis, die das Bildungsministerium jetzt schon teilweise abgeschafft hat. Dafür kommt bei den jüngeren Kindern die Nachmittagsbetreuung dazu: 1.695 Euro pro Jahr geben viele Eltern für Ganztagsschule, Nachmittagsbetreuung oder Hort aus
Chancen-Index und Co.
Einige Lösungsvorschläge sind aber bereits eingebracht und werden aktuell umgesetzt, aber eben sehr langsam. Ein Schulkosten-Monitoring soll die Ausgaben der Eltern systematisch beleuchten und bei der Senkung helfen. So könnten etwa verstärkt lizenzfreie Lernunterlagen eingesetzt werden. Außerdem müssten die Schulbeihilfen wieder erhöht werden. AK NÖ-Präsident Markus Wieser fordert einen Chancen-Index: "Ein Schulstandort soll umso mehr Budget zur Förderung der Kinder bekommen, je ?niedriger? der Bildungshintergrund der Eltern ist."
Auch in Wien regt sich der Widerstand gegen die hohen Belastungen für Familien. Der Wiener Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky hält die "versteckten Schulgebühren für inakzeptabel". Er erklärt, dass es in Wien bereits Initiativen zur Entlastung der Eltern gäbe: "Mit der Gratis-Nachhilfe ,Förderung 2.0? beispielsweise hat die Stadt Wien die Förderung der Kinder und Jugendlichen klar verbessert und finanziellen Druck von den Eltern genommen." Auch der von der Stadt Wien für die Pflichtschulen zur Verfügung gestellte Warenkorb, über den die Schulen diverse Lehrmittel ankaufen können, wirke für Eltern kostenmindernd. Positiv sieht er auch die Idee des Chancen-Index.
Fakt ist, man muss die österreichischen Familien entlasten und ihnen finanziell unter die Arme greifen. Jahrzehntelang wurde uns gesagt, es wäre kein Geld für Schulen oder Schulbeihilfe da. Doch seit 2015 gibt es auf einmal Millionen für Schüler, die großzügig verteilt werden, aber eben nicht an Österreicher. Diese Art und Weise der Verwendung von Steuergeldern sollte dringend hinterfragt werden.