Die GrünInnen sind entzaubert, politisch quasi entjungfert. Erstmals in der Geschichte der Ökobewegung ist ihnen die Justiz dicht auf den Fersen. Und das Substrat der Ermittlungen hat es in sich, starker Tobak wie man so schön sagt.
alles roger?-Gast-Kommentar von Gerald Grosz
Verdacht der Bestechung, Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch lauten die Tatbestände, auf deren Basis unsere an sich linksfreundliche Justiz gegen eine erkleckliche Anzahl von Verantwortungsträgern aus dem Kreis der Wiener GrünInnen vor kurzer Zeit zu ermitteln begann.
Dass ausgerechnet jene Korruptionsstaatsanwaltschaft, deren erster Chef ein ehemaliger Grün-Abgeordneter und Chorherr-Kollege war, nun im ökobewegten Umfeld des Wiener Rathauses aufschlägt, ist ein Treppenwitz der Geschichte. Und das Gemisch spendabler Immobilienhaie und der rot-grünen Stadtregierung ist hoch toxisch. Seit Jahren herrscht in Insiderkreisen größtes Unverständnis ob der Tatsache, dass ausgerechnet die grünen Mitglieder der Wiener Stadtregierung den amtsbekannten Immobilienentwicklern Tür und Tor öffneten, die Flächenwidmungspläne im Interesse der Investoren und nicht dem Stadtbild entsprechend beschlossen, und höchstumstrittene Projekte schlicht durchgewinkt haben.
Fachliche Kritik ließ man nicht gelten, sie wurde weggefegt. Die Expertisen von Stadtbildhütern, zivilgesellschaftlichen Aktivisten, wurden schlicht schubladisiert. Demgegenüber steht der zeitliche Zusammenhang, dass sich internationale Heuschreckenfonds und gleichsam namhafte wie teils amtsbekannte "Immobilienentwickler" gegenüber dem undurchsichtigen Vereinsnetzwerk des Wiener Stadtplanungssprechers der Grünen, Christoph Chorherr, äußerst großzügig gezeigt haben. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Garniert ist dieser Gift-Cocktail aus moralisch fragwürdiger Nähe zwischen Politik und Wirtschaft mit einem Fördersumpf, der seinesgleichen sucht.
Auch hier steht im Raum, dass Steuergeldförderungen an Chorherrs Verein ohne jegliche Leistungsnachweise erfolgten. Achtung Premiere: Erstmals gilt für die GrünInnen und insbesondere den langjährigen Funktionär Chorherr die Unschuldsvermutung! Doppelt peinlich für das Grünen-Oberhaupt Werner Kogler. Erstens handelt es sich bei dem gefallenen Wiener Grünen um einen seiner Vorgänger als grüner Bundesparteichef, andererseits ließ sich Kogler quer durch Österreich mit weißer Weste und dem Spruch "saubere Politik" plakatieren. Vielleicht war man die letzten Jahre einfach auf einem Auge blind. Das moralische Sittenbild des Oberheuchlers Peter Pilz hat sich ja auch erst spät offenbart. Faktum ist: Die Grünen sind am Boden der korruptionistischen Realität der Politik angelangt. Die Moralapostel sind entlarvt. Die einstigen Heiligen der österreichischen Innenpolitik kochen auch nur mit Wasser, sind Sünder wie alle anderen auch. Schade drum!