Germanwings-Unglück: viele Fragen ungelöst

Foto: beigestellt
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Kaum ein Flugzeugunglück erschütterte die Allgemeinheit so wie jenes der am 24. März 2015 abgestürzten Maschine der Germanwings mit 150 Toten. Von Anfang an wurde der Kopilot Andreas Lubitz als Massenmörder hingestellt. Doch auch in diesem Fall ist bei der medialen Einheitsberichterstattung Vorsicht geboten. 


Text: Klaus Faißner

Wie konnte Andreas Lubitz beim Flug von Barcelona nach Düsseldorf Selbstmord begehen? Noch dazu, indem er in den französischen Alpen einen Airbus A320 in eine Felswand krachen ließ und damit 149 andere Menschen mit in den Tod riss? Das fragen sich heute noch viele.

Am zweiten Jahrestag des schrecklichen Ereignisses ging Günter Lubitz, Vater des beschuldigten Kopiloten, an die Öffentlichkeit. Auch er hat einen nahen Angehörigen zu betrauern, der noch dazu allgemein als depressiver Massenmörder, als Monster gesehen wird. Jedoch sorgten nicht die Aussagen der Pressekonferenz für Aufsehen, sondern in erster Linie das Datum der Veranstaltung am Jahrestag des Ereignisses. Günter Lubitz betonte, dass er seinen Sohn in den Jahren vor dem Absturz als "lebensbejahenden, verantwortungsvollen" Menschen erlebt habe und dass er "zum Zeitpunkt des Absturzes nicht depressiv" gewesen sei. Kein Arzt oder Therapeut habe damals Suizidgedanken bei seinem Sohn festgestellt, es hätten keine Hinweise auf ein "fremdaggressives Verhalten" vorgelegen und sein Sohn sei nicht wegen Depressionen, sondern wegen eines Augenleidens und wegen Schlafstörungen in ärztlicher Behandlung gewesen.

"Notruf abgegeben"

An der Seite von Lubitz senior saß der Luftfahrtexperte Tim van Beveren, der unmittelbar nach dem Unglück 2015 einer der Ersten gewesen war, der von Hauptstrommedien interviewt wurde: Im deutschen ZDF hatte er einen Notsinkflug vermutet, weil von der Maschine aus ein Notruf abgegeben worden sei. Auch der US-Fernsehsender CNN sprach von einem Notruf, ebenso wie weitere Medien - was jeweils gegen die Selbstmordthese sprechen würde. Van Beveren hatte 2015 an damals nur wenige Wochen zurückliegende Probleme mit einem typengleichen Airbus-A320-Flieger aus Bilbao (Spanien) kommend erinnert, als "das Flugzeug meinte, es müsste sinken, während beide Piloten meinten, sie wollten steigen". Sensoren an der Außenseite des Flugzeuges waren vereist gewesen und hatten falsche Daten geliefert. "Wenn diese Computer mit falschen Daten gefüttert werden, dann ist der Airbus sehr schwer zu beherrschen", so van Beveren damals im ZDF.

Bei der Pressekonferenz diesen März wies van Beveren darauf hin, dass fixe Behauptungen der Hauptstrompresse nicht zweifelsfrei erwiesen seien:

> dass Andreas Lubitz zum Zeitpunkt des Absturzes alleine im Cockpit gesessen sei

> dass Andreas Lubitz den Flugkapitän absichtlich ausgesperrt habe

Kurze Zeit vor dem Unglück habe sich in demselben Flugzeug sogar eine Crew selbst ausgesperrt, erinnerte der Experte. Daher bestehe die Möglichkeit, dass die Cockpittür defekt gewesen sei. Obwohl er dies den Absturz-Ermittlern mitgeteilt habe, hätten sie das nicht untersucht, erklärte van Beveren.

Die Stimmenrekorder- und Funkaufzeichnungen seien nicht von Spezialisten, sondern von einem Ingenieur analysiert worden. Außerdem habe es am Unglückstag über dem Absturzgebiet gefährliche Turbulenzen gegeben. Etliche andere Piloten hätten deswegen zu dieser Zeit niedrigere Flughöhen gewählt. Am unglaublichsten sei jedoch die Tatsache gewesen, dass bereits zwei Tage nach dem Unglück der Schuldige der Tragödie ausgemacht war: "Etwas Vergleichbares habe ich in meiner 25-jährigen Tätigkeit als Luftfahrtexperte nicht erlebt", machte van Beveren deutlich.

Kein Selbstmord-Motiv

Laut Lubitz senior habe seinem Sohn zwar ein Augenleiden zu schaffen gemacht, ein Motiv für solch eine unfassbare Tat ist aber nur schwer zu finden: Es wurde kein Abschiedsbrief oder ein anderes Zeichen für einen geplanten Selbstmord gefunden. In der Regel reißen nur religiöse oder politische Selbstmordattentäter andere Menschen mit in den Tod. Bei Lubitz können solche Motive ausgeschlossen werden. Außerdem war nicht sicher damit zu rechnen, dass bei solch einem kurzen Flug der Kapitän das Cockpit verlässt. Es könnte auch sein, dass Lubitz das Bewusstsein verloren oder einen Herzanfall erlitten hat, deshalb zwar ruhig atmete, aber nicht reagieren konnte. Laut Medienberichten hat Lubitz kurz vor seinem Tod zwei luxuriöse Audis bestellt, einen für sich und einen für seine Freundin. Diese sagte nach dem Tod ihres Partners aus, dass sie seit acht Jahren in einer festen Beziehung gewesen seien, die sie als "glücklich, harmonisch und intensiv" beschrieb. Für 2016 sei die Hochzeit geplant gewesen, im Jahr darauf sollten auch Kinder hinzukommen.

Währungstausch oder Fernsteuerung?

Im Februar dieses Jahres interviewte der Aufdecker-Journalist Michael Vogt auf Quer-denken.tv einen "Geschäftsmann aus Mitteleuropa", der anonym bleiben wollte. Dieser erzählte, dass ein großer Währungstausch zwischen Partnern aus Südamerika und Mittel- sowie Osteuropa am Laufen gewesen sei. Zwei südamerikanische Beteiligte seien in der Maschine gestorben. Ein Berater des Geschäfts, der nur durch Zufall nicht im Unglücksflugzeug gesessen sei, habe ihm dessen feste Überzeugung mitgeteilt, dass die Maschine offenbar zum Absturz gebracht worden sei, um die Finanztransaktion zu verhindern. Beweise sind diese Aussagen freilich keine.

Tatsache ist, dass es in den vergangenen Jahren eine Reihe höchst mysteriöser Flugzeugabstürze gab. Manche Maschinen verschwanden sogar spurlos wie die Malaysia Airlines MH370 im März 2014. Die Möglichkeit der Fernsteuerung von Flugzeugen wurde bislang noch nie offiziell untersucht. Beim Absturz der Malaysia Airlines sprach die britische Anti-Terror-Expertin Sally Leivesley von möglicherweise der weltweit ersten ferngesteuerten Entführung. Hacker könnten Geschwindigkeit, Flughöhe und Richtung des Flugzeugs ändern und es auch zum Absturz bringen, indem sie mit Funksignalen das Flugmanagementsystem manipulieren. Prinzipiell sei es möglich, mit einem Smartphone Kontrolle über das Flugzeug zu erlangen, erklärte sie in der britischen Zeitung Daily Express. Dass größte Fluggeräte in Tausenden Kilometern Entfernung ferngelenkt werden können, zeigen jedenfalls militärische Drohnen, die vorzugsweise US-Präsidenten wie Barack Obama und Donald Trump einsetzten.

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