Staatsverweigerer von Kreditvermittlern abgezockt

Foto: 123RF
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So genannte Staatsverweigerer sind ein großes Thema für Medien und die Justiz. Wegen ihnen wurde sogar ein heftig umstrittener eigener Staatsfeinde-Paragraf im Strafgesetzbuch geschaffen. Laut deutschem Verbraucherschutz sind es aber Kreditvermittler aus der Schweiz, die mit den Staatsverweigerern der OPPT richtig Kohle machen. alles roger? schildert zusätzlich den Fall eines Friseurs aus Oberösterreich, der auf irre Weise sein Haus verlor.


Text: Markus Steiner

  Die Korrespondenz ist kiloschwer, die alles roger? exklusiv vorliegt: Ein pensionierter Friseurmeister aus Oberösterreich foppte zwei Jahre lang mit abstrusen Formulierungen Gerichte und Behörden. Zuerst wurde dem alleinstehenden Mittsechziger offensichtlich über einen längeren Zeitraum, über teils kostenpflichtige Web-Seminare, die Lehre eines weltweit gültigen Naturrechts, das über allen Gesetzgebungen aller Staaten stehe, indoktriniert. Dann behauptete er gegenüber Gerichten, Behörden und der Polizei, er arbeite nicht mit ihnen zusammen, da er keinen Vertrag mit der Firma Republik Österreich habe.

Da nach Lesart der US-amerikanischen Vereinigung OPPT, deren Lehre er schrittweise über Vorfeldorganisationen im Kleid harmlos anmutender deutscher Vereine, wie Lichtboote e.V. oder Menschenhilfe e.V., kennengelernt hatte, auch Banken im Verbund mit Staaten Unrecht täten, begann er, das Hypothekardarlehen seines Einfamilienhauses nicht länger zu bedienen.

 Friseur verlangte von Richtern Schadenersatz

Auf Exekutionsklagen und Versteigerungsbemühungen der Obrigkeit antwortete er stattdessen mit elendslangen Briefen. In einem an das Landesgericht Wels heißt es: "Ohne mein Wissen, meinen Willen und meiner absichtlichen und ausdrücklichen Zustimmung ist es Ihnen untersagt, gegenüber meinem Domicil von Geist und Körper Hausfriedensbruch zu begehen, oder meines derzeitigen Domicil´s von Geist und Körper, oder meines Privatgrundstücks." Um schließlich dem Richter, den er als "Individuum" anspricht, klarzumachen: "Weiterhin ist Ihnen jeglicher direkte und/oder indirekte Kontakt untersagt."

Da es nach Ansicht des in weiterer Folge besachwalteten - eine generell sehr zweifelhafte Praxis - Friseurmeisters so sei, dass Gericht, Behörde und Bank es waren, die gegen das angebliche Naturrecht verstießen, würden für jede Zuwiderhandlung Geldstrafen eingehoben. Als er von der Polizei zu einer Gerichtsverhandlung begleitet wird, übergibt er sogleich dem Richter eine Rechnung. Auch die betroffenen Bankdirektoren haben bereits Rechnungen erhalten, jeweils 55.000 Dollar in Silbermünzen. Der Friseur wollte Schadenersatz.

 "Fluch der Karibik" oder Staatsfeind?

Für einen Beamten des Landesamts für Verfassungsschutz in Oberösterreich ist Ersteres der Fall. Von derartigen Personen, und derer gebe es in Österreich inzwischen Tausende, gehe keine besondere Gefahr aus. Ausnahmen seien lediglich Einzelfälle, die gegen Beamte erpresserisch oder handgreiflich geworden wären. Die um die Herausgabe von Silbermünzen Aufgeforderten hätten sich nicht bedroht gefühlt. Alles andere sei Papierkrieg. So lautet das Resümee eines ermittelnden Linzer Beamten.

 Die wahren Profiteure

Der Friseur verlor schließlich sein Haus und lebt nun in Miete darin. Seine engste Familie, die er bis zuletzt über die Situation der drohenden Versteigerung im Unklaren gelassen hatte, konnte in einer Blitzaktion zwei ortsansässige Landwirte davon überzeugen, das Haus einen Tag vor der Versteigerung zu erwerben und einen Mietvertrag abzuschließen. Damit sind wir beim eigentlichen Thema. Den wahren Profiteuren, zumindest von OPPT, geht es nur vordergründig darum, im Staate Österreich Verwirrung zu stiften und mitnichten um einen staatsfeindlichen Akt.

Sie sitzen auf spanischen Ferieninseln, verstecken sich hinter Schweizer Aktiengesellschaften und sind laut Verbraucherschutz Deutschland online e.V. (www.verbraucherschutz.de), darauf ausgerichtet, labile Personen, die sich in jenen Vereinigungen tummeln, um ihren Immobilienbesitz zu bringen. So erhielt auch der oberösterreichische Friseur kurz vor dem Versteigerungstermin vermeintlich verlockende und maßgeschneiderte Kreditangebote von Schweizer Gesellschaften, die beim näheren Hinsehen einen mutmaßlichen Vorauszahlungsbetrug darstellen.

 Vorsicht bei Krediten

Der Verbraucherschutz Deutschland warnt in großen Lettern "Beantragen Sie bei diesen Firmen keinen Kredit!" und macht mit Firmenbuchauszügen die Namen der mutmaßlichen Betrugsfirmen öffentlich. Darin werden konkret folgende Firmen genannt: Global Advantage AG, Liquid First AG, Finapex-LF AG, In Punkto Finanz (ein Unternehmen der International Service AG), Easy Finanz (ein Unternehmen der International Cooperation AG) und Phoenix Finanzierungs AG. Auffallend ist, dass im Firmenbuch die immer gleichen beiden deutschen Staatsbürger mit diesen Firmen in Verbindung gebracht werden, gegen die ein Berliner Gericht laut Verbraucherschutz Deutschland ein Berufsverbot für so genannte "Finanzsanierungen" ausgesprochen hat. In Zürich sind ebenfalls Fälle gerichtsanhängig.

Laut Verbraucherschutz Deutschland haben sich die beiden deutschen Staatsbürger aber ohnehin auf die spanische Insel Gran Canaria zurückgezogen. Akquiriert wird ausschließlich über das Internet. Bei näherem Hinsehen wird nämlich klar, dass diese Unternehmen selbst keine Kredite vermitteln, sondern lediglich kostenpflichtige, unverbindliche Kreditangebote unterbreiten. Für so manchen, der einen Versteigerungstermin im Nacken hat, scheinen diese Angebote vielfach zu verlockend zu sein. Die Zielgruppe der Kreditvermittler sind dezidiert ältere Alleinstehende, die eine mit Hypotheken belastete Immobilie besitzen.

Konkreter wird da schon die österreichische Internetplattform www.hilfe-versteigerung.com, wo der Seitenbetreiber in einer wirren Aufmachung um mutmaßliche Opfer von Versteigerungen buhlt; eine Internet-affine Zielgruppe, der sich auch die schweizerischen Gesellschaften bedienen, die der deutsche Verbraucherschutz im Fokus hat.

 Häuser sind weg

Wie Recherchen von alles roger? ergeben haben, verdichten sich die oben beschriebenen Zusammenhänge, und es sind der Polizei bereits mehrere Fälle in Österreich bekannt, wo sich der rote Faden vom harmlosen Hilfsverein bis zum knallharten Kredithai durchzieht, jeweils umschlungen vom Mantel der staatsverweigernden Aktivitäten. Zahlreiche Häuser von Anhängern dieser Bewegungen wurden bereits zwangsversteigert, viele haben zuvor Angebote von dubiosen Kreditvermittlern erhalten und diese auch angenommen.

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