Warum ist österreichisches Gold im Ausland?

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Der Großteil der Goldreserven der Österreichischen Nationalbank lagert im Ausland. Es ist der Beharrlichkeit des FPÖ-Abgeordneten Gerhard Deimek zu verdanken, dass dies ans Licht gekommen ist und dass jetzt wenigstens ein Teil davon zurückgeholt wird. Der Goldexperte Thomas Bachheimer erklärt, warum unser Gold überhaupt ins Ausland gebracht wurde.


Wo ist unser Gold? Das fragten sich vor einigen Jahren immer mehr Österreicher. Denn bis dahin wussten die wenigsten, dass die Goldschätze der Nationen schon seit dem Zweiten Weltkrieg außerhalb der jeweiligen Landesgrenzen - zumeist in Basel, London oder gar den USA - gelagert sind. Die Segnungen des Internets machten diesem schwarzen Wissensloch ein Ende. Nicht wenige fragten sich, warum wir überhaupt einen Goldschatz haben und wozu das Gold im Ausland gelagert wurde.

Zur Frage, warum Nationen Gold besitzen, gibt es einige fundierte Begründungen: Gold, die Krisenwährung der letzten Jahrtausende, verliert auch in Zeiten von Fiat-Geld (Luft-Geld, ohne tatsächlichen Wert) nicht seine Bedeutung als sicherer Hafen. Gerade in

Fiat-Geldregimen, die ja bisher alle gescheitert sind, ist dieser Rettungsanker besonders vonnöten. Da es nur eine Frage der Zeit ist, wann der Euro scheitern wird, bedarf es eines gewissen Notvorrates am einzig echten Geld, also dem Gold.

 Russland kauft Gold, Österreich verkaufte

Nachdem die österreichische Nationalbank zwei ihrer Kernkompetenzen - die Geldpolitik und die Bankenaufsicht - bedauerlicherweise an die EZB abgegeben hat, erklärt sie zum Thema Gold: "Der Goldbestand aller Zentralbanken der am Euro teilnehmenden Länder bildet einen Teil der Währungsreserven des Eurosystems und dient damit zur Stabilisierung des Euro." Gold als Sicherheit für eine Katastrophenwährung also.

Nicht nur in der EU, sondern weltweit wird das edle Metall von den Zentralbanken vieler Länder gehortet - besonders in Krisenzeiten. Dies spiegelt sich heuer vortrefflich wider, da viele Zentralbanken reagiert und Gold aufgestockt haben. Weltweit voran liegt Russland mit alleine heuer einem Plus von über 200 Tonnen. Haben Zentralbanken noch vor 20 Jahren das Gold zu Dumping-Preisen verschleudert - Österreich verkaufte die meisten Reserven in den 1990er-Jahren -, wird es wieder schick, dieses Edelmetall zu akkumulieren.

 Warum ist Gold im Ausland?

Warum lagern die Zentralbanken die Goldreserven im Ausland? Zum einen hat es etwas mit dem Währungssystem der Nachkriegszeit, dem Bretton-Woods-System, zu tun. Der Dollar war damals die Leitwährung, die in einem festen Kurs zu allen anderen Währungen stand. Um den Geldwert stabil zu halten, versprachen die Amerikaner jeder anderen Notenbank, ihre Dollars in Gold umzutauschen. In den Jahren des deutschen und österreichischen Wirtschaftswunders wurden beachtliche Handels­bilanzüberschüsse erzielt, die in Gold abgegolten wurden. Gold als Ausgleich zwischen Volkswirtschaften spielt heute leider keine Rolle mehr. Umso wichtiger ist daher, dass wir mit unseren Goldbeständen pfleglich umgehen und diese auch an den richtigen Orten lagern.

Österreichs Bestände zum Beispiel befinden sich größtenteils im Ausland, in London und der Schweiz. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits waren im Bretton-Woods- Währungssystem vergangener Jahrzehnte ständig Goldbewegungen zu verzeichnen. In gemeinsamen internationalen Lagerstätten war das wesentlich einfacher zu bewerkstelligen, als Gold quartalsweise um den halben Globus zu schicken.

 Gold "bewirtschaften" und Kalter Krieg

Andererseits ist die Lagerung im Ausland in der "Bewirtschaftung der Goldbestände" begründet. Es gibt Zentralbanken, die Gold

verleihen oder Optionen darauf "schreiben" um es nicht brachliegen zu lassen. Dies klingt schlimmer, als es ist - in den richtigen Händen können damit Gewinne für das Land erzielt werden. Zu diesem Zweck allerdings müssen sie natürlich an einem internationalen Handelsplatz physisch anwesend sein. Die Zentralbanken sprechen nur äußerst ungern darüber, dass allein mit der Existenz von Gold Geschäfte gemacht werden. Ist das Gold aber in falschen Händen, kann natürlich einiges schiefgehen.

In der Zeit des Kalten Krieges gab es auch die Tendenz, hinter dem Eisernen Vorhang stets das Böse zu vermuten, und man wollte sowohl das deutsche als auch das österreichische Gold nicht wenige Kilometer vom Vorhang entfernt lagern. Stattdessen brachten vor allem die Deutschen das Gold in die USA. Ob man damit nicht den Bock zum Gärtner gemacht hat, werden wir erst sehen, wenn die vor wenigen Jahren begonnene Rückführungsaktion vollends abgeschlossen sein wird.

 Langer Kampf führte zum Erfolg

In den vergangenen Jahren kam bei vielen Menschen große Skepsis bezüglich der Lagerung im Ausland auf. Von Österreichs Gold befanden sich nur 50 der 280 Tonnen auf eigenem Terrain. Die Österreichische Nationalbank konnte oder wollte - so wie viele andere Nationalbanken auch - Anfragen hierzu nicht ausreichend beantworten, was die Skepsis größer werden ließ. An vorderster Front bei der Aufklärung stand hierzulande Nationalratsabgeordneter Gerhard Deimek (FPÖ) mit zahlreichen Anfragen im Parlament. Seinen langen einsamen Kampf ums Gold krönte er mit der Initiative Rettet unser österreichisches Gold, für die er viele Mitstreiter fand. Nach langer Zeit des Totschweigens mussten die Medien berichten und der öffentliche Meinungsdruck auf die Nationalbanken, auch auf die österreichische, wurde immer größer.

 Hälfte soll bald daheim sein

Und so kam es, dass ab 2014 große Goldrückführungspläne erstellt wurden. Federführend dabei war die Deutsche Bundesbank, und die Österreichische Nationalbank, nebst anderen, zog eher widerwillig mit. Vor Beginn des neuen "Gold-Lagerstellen-Konzeptes" der Österreichischen Nationalbank 2015 lagen von den 280 Tonnen, die das Land besitzt, 224 Tonnen in London, sechs Tonnen in der Schweiz und 50 Tonnen in Österreich. Nach Abschluss des Konzeptes im Jahre 2020 soll die Hälfte der Reserven, also 140 Tonnen, in Österreich liegen, 56 Tonnen sollen dann in der Schweiz sein und 84 Tonnen verbleiben in London.

Es ist höchste Zeit, zumindest 50 Prozent des Goldes im eigenen Land zu haben - vor allem in Zeiten, wo wir uns in der größten Verschuldungs- und Währungskrise der Menschheitsgeschichte befinden.

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