Robben-Babys auf Helgoland

Foto: Beigestellt
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Wenn im frühen Winter die Touristenströme die deutsche Nordseeinsel Helgoland verlassen haben, erobern Deutschlands größte Raubtiere das Eiland, um hier ihre Kinderstube zu eröffnen. Zu Hunderten bevölkern Kegelrobben die so- genannte "Düne", eine kleine Nebeninsel vor Helgoland. Praktisch im Stundentakt werden hier die Robbenbabys mit ihrem weißen, auffälligen Fell geboren.


Text: Werner Menzel

  Die ersten "Heuler", wie die Robbenbabys auch genannt werden, erblicken schon Anfang November das Licht der Welt, richtig voll sind die Strände im Dezember. Die Geburten-Saison ist immer auch ein Hotspot für Naturbeobachter und Fotografen, denn so nah wie hier kommt man den beeindruckenden Riesen nur selten.

Dass das aber auch Gefahren birgt, weiß Ranger Rolf Blädel: "Kegelrobben sind keine Kuscheltiere und gerade während der Aufzucht sind die Elterntiere oft aggressiv." Wer als Besucher einen Mindestabstand von etwa 30 Metern zu den Tieren unterschreitet, stört die Robben und läuft Gefahr, attackiert zu werden. Um den Robbenfamilien eine ungestörte Kinderstube zu ermöglichen, hat man jüngst direkt entlang des Dünenrandes einen Bohlenweg angelegt, von dem Besucher die weißen Fellbündel ungestört beobachten können.

 Zuerst nur an Land

Nachdem die Kegelrobben nach intensiver Bejagung zeitweise aus dem Wattenmeer verschwunden waren, setzte die Rückkehr der Raubtiere Mitte des 20. Jahrhunderts wieder ein. Neben Helgoland gibt es heute weitere Kolonien der Tiere auf Sandbänken vor den Inseln Juist (Niedersachsen) und Amrum (Schleswig-Holstein) sowie vor der Insel Terschelling im westfriesischen Wattenmeer (Niederlande). Diese geschützten Rückzugsorte der Kegelrobben sind besonders für die Neugeborenen wichtig, denn ihr auffälliges Fell ist in den ersten Wochen noch nicht wasserabweisend, sodass sie sich nur an Land bewegen können.

Die neugeborenen Robben auf der Düne bleiben in der Regel genau dort liegen, wo sie zur Welt gekommen sind. Oft sind sie daher kaum zu erkennen, wenn der Treibsand sie an stürmischen Tagen halb verdeckt hat. Selbst der umsichtigste Beobachter findet sich dann schnell inmitten einer Kinderstube wieder. Ein schneller Rückzug ist dann angebracht, denn trotz ihrer Körperfülle sind ausgewachsene Kegelrobben auch an Land sehr schnell und angriffslustig! Die überaus fetthaltige Muttermilch lässt die Kleinen täglich um bis zu zwei Kilo zunehmen, bevor sie dann mit etwa vier Wochen ihr Babyfell verlieren.

 20 Minuten unter Wasser

Nach der Säugezeit haben die Mütter übrigens rund ein Viertel ihres Gewichtes verloren und müssen erst einmal fressen: Hier endet die Mutterliebe und die kleinen Robben sind sich selbst überlassen. Da die Kegelrobben im Wattenmeer an der Spitze der Nahrungskette stehen, ist das aber auch für die Kleinen jetzt kein Problem mehr. Sie ziehen sich nun in die tieferen Regionen der Nordsee zurück und jagen dort in bis zu 140 Metern Tiefe nach Dorsch, Hering, Makrele und Scholle. Dabei können sie bis zu 20 Minuten unter Wasser bleiben.

Um als Besucher dieses einmalige Naturschauspiel live zu erleben, ist eine gewisse Flexibilität gefragt. Die Wetterverhältnisse im Winter lassen eine genaue "Planung" einer Reise nach Helgoland kaum zu. Hochwasser, stürmische Winde oder tief hängende Wolken erschweren die Anreise sowohl per Schiff als auch mit dem Flugzeug. Wartezeiten von einem oder auch zwei Tagen sind nicht selten. Die kleine Überfahrt von Helgoland zur Insel Düne mit der Fähre hingegen klappt pro-blemlos und ist in fünf Minuten erledigt. Vom Anleger aus sind Nord- und Südstrand mit ihren Kegelrobbenkolonien in wenigen Minuten erreicht.

 Naturinsel Helgoland

Auf Helgoland selbst laden eine Reihe gut ausgebauter Rundwanderwege zur Erkundung der Insel ein. Den steilen Anstieg vom Unter- zum Oberland vereinfacht ein Personenaufzug, der gleich am Rand der Einkaufsmeile startet. Die Runde über das Oberland führt sicher jeden Besucher zur Langen Anna und zu den bekannten Vogelfelsen, die allerdings im Winter eher spärlich besiedelt sind. Dafür bieten die winterlichen Lichtstimmungen ganz besondere Eindrücke.

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