2020 soll es am Finanzmarkt krachen. Dazu sind sich viele Experten so einig wie selten. Dieser Banken-Crash würde auch Europa betreffen. Zur Crash-Vermeidung soll das Bargeld abgeschafft werden. Vor Angst erstarren, oder den Kopf in den Sand stecken, ist der falsche Weg. Es gibt Möglichkeiten, gut durch diese Krise zu kommen, aber dafür muss man sich das große Ganze anschauen. alles roger? hat das getan.
Text: Martina Bauer
Die Kreditblase wird derzeit mit Nullzinsen am Rollen gehalten. Darum ist das Bankensystem kurz davor zu implodieren. Damit ist der Weg zur Enteignung vorgezeichnet", so ungeschminkt formulierte die Situation Prof. Dr. Heinrich Wohlmeyer, Industrie- und Forschungsmanager, während einer Pressekonferenz der Wiener Wende, einem Arbeitskreis für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Eine Realität, die leider nicht schöner beschrieben werden kann. Außer von Notenbankern oder Regierungsmitgliedern, die meinen, dass es immer ein Auf und Ab gegeben hat, und das ganz normal sei. Trotz der schönen Worte, die man schon in Bezug auf viele Themen vernahm, ruht wohl die einzige Hoffnung, dass der Banken-Crash ausbleibt, auf dem Wort Hoffnung selbst. Wie ernst die Lage ist, zeigt auch das Bestreben, das Bargeld abzuschaffen, damit die Menschen ihre Ersparnisse nicht einfach von der Bank abziehen und unter den Kopfpolster legen können. Das wäre der worst case für die Finanzinstitute. Denn das ist der einzige "Rettungsplan", den Crash noch irgendwie zu vermeiden, indem man die Menschen zur Kassa bittet.
Bald Bargeldlos?
Italiens Banken sitzen auf milliardenschweren faulen Krediten. Dennoch werden sie weiterhin von der Europäischen Zentralbank (EZB) "gerettet". EZB-Chef Mario Draghi vergibt großzügig Notkredite, und zwar auf Kosten aller Steuerzahler, auch der österreichischen. "Alle schauen auf Italien, dabei sollte man die Franzosen nicht aus den Augen verlieren, denn deren Staatsverschuldung wächst schneller als die der Italiener", warnt Thomas Fuchs, Banker und Geldforscher.
Lange kann das nicht mehr gut gehen. Um das zu erkennen, muss man kein Prophet sein. Die Menschen sind verunsichert. Was tun, mit dem mühsam Ersparten? Mit den eisernen Reserven? Für diese Sorgen hat der IWF (Internationale Währungsfonds) eine "Lösung" parat: die Abschaffung des Bargeldes. Damit könnte man einerseits den Banken-Run verhindern, also den Umstand, dass Menschen ihr Geld von der Bank abheben und Zuhause deponieren, und zeitgleich die Banken "retten", indem man auf Ersparnisse Negativzinsen einhebt. Utopisch ist das alles nicht, wie uns die Finanzkrise 2009 gelehrt hat. Damals wurden in Zypern über Nacht private Sparer und Firmen arg geschröpft, indem man ihnen von ihren Einlagen zehn Prozent abgebucht hat. Und zwar am Wochenende, wo Banken geschlossen haben und somit niemand Zugriff auf seine Konten hat.
Auf Crash-Kurs
Man darf dieses Szenario durchaus als eine Art Probegalopp verstehen. "Beim nächsten Crash sind wir alle betroffen. Auch die Schweizer, weil die so eng mit dem Euro verbunden sind. Sollte es bis dahin noch Bargeld geben, würden wohl - wie 2009 in Griechenland - nur mehr begrenzte Summen an den Bankomaten ausgegeben werden", erklärt Thomas Fuchs gegenüber alles roger?.
Besser kleine Summen als gar kein Bargeld mehr. "Um die Kontrolle über das Geld der Menschen und auch über sie selbst weiter vorantreiben zu können, möchte der IWF das Bargeld abschaffen. Das könnte zunächst so aussehen, dass Bargeld besteuert wird. Im Restaurant gäbe es dann zwei Preise: bar und unbar. Bar wäre natürlich teurer, weil man dafür eine zusätzliche Steuer zahlen müsste. Man möchte uns den Umgang mit Bargeld einfach vermiesen. Auch die Werbung zielt schon lange auf bargeldlose Zahlung ab. Die Karten scheinen so praktisch zu sein. Aber man muss auch sehen, was dahintersteckt", so Fuchs.
Nach Ansicht des Geldforschers kann man sich aber Rufe, das Bargeld in die Verfassung aufzunehmen, ersparen. "Internationale Interessen stehen immer über nationalem Recht. Das war beim Bankgeheimnis so und auch bei der Spareinlagensicherung. Beide sind weg", so Fuchs, der damit den größten Optimisten auch diese Tür zuschmeißt.
Geld, Gold, Grund
Dass es der Staat schon richten wird, darauf sollte man sich nicht verlassen. Eigenverantwortung ist gefragt, aber genau die wird oft von Ohnmacht überschattet. Dafür gibt's aber keinen Grund. Jeder kann etwas tun. Um für Krisenzeiten möglichst gut gerüstet zu sein, empfiehlt Fuchs das sogenannte Speichenrad der Anlage, das aus drei Gs besteht: Geld, Gold, Grund und zur Aufteilung des Kapitals dient. "Ein bisschen Bargeld sollte man immer daheim haben. Etwas vom Ersparten kann man in Gold anlegen, und in Grund und Boden zu investieren, war noch nie ein Fehler. Ein schuldenfreies Dach über dem Kopf ist in einer Krise viel wert", so der Experte. Wer zu wenig hat, um sich eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen, soll sein Geld einfach ausgeben. Anschaffungen, die man schon länger aufgeschoben hat, der erträumte Urlaub, den man sich noch nicht leisten wollte - all das macht auch Sinn. Und so oft wie möglich mit Bargeld zahlen!
Die Zeit, wo noch Zeit zum Jammern war, ist jedenfalls definitiv vorbei. Auch, wenn es eine vielgeliebte österreichische Tradition ist. Jetzt heißt es handeln. Wer nicht weiß, wie er sich gegen die Abschaffung des Bargeldes wehren soll, der sei an die EU-Wahlen im Mai erinnert. Da bestimmt jeder einzelne Wähler den Kurs, wohin diese Union steuern wird. Schreiben Sie doch dem Kandidaten Ihrer bevorzugten Partei ein Mail, oder am besten auch gleich allen anderen, und fragen Sie, wie er oder sie zur Bargeldabschaffung steht. Das ist eine Frage, die ganz klar beantwortet werden kann. Mit: "Ich bin dafür", oder: "Ich bin dagegen". Mehr braucht's nicht. Keine salbungsvollen Reden, keine Ausflüchte und auch keine Versprechungen, dass das ja eh alles nicht so schlimm ist.
Besser kleine Banken
Die Banken pauschal zu verteufeln, ist keine Lösung. Banken sind sogar extrem wichtig. Vor allem die kleinen. Sie sind die finanziellen Nahversorger, die auch in der Krise eine wichtige Rolle spielen. Sie können die regionale Wirtschaft am Leben erhalten und - wenn nötig - müssen sie das Notgeld organisieren. Irgendein Tauschsystem wird funktionieren müssen. Die kleinen Banken, deren Berater ihre Kunden noch persönlich kennen, tun sich da leichter als die großen, die international verstrickt sind und nur mehr dem Wachstum um jeden Preis dienen.
Sicher war es nur ein Zufall, dass sich just am Tag der Pressekonferenz der Wiener Wende zur Bargeldabschaffung und zum Banken-Ranking die Bank Austria in einer gleichzeitig angesetzten Pressekonferenz selbst als Nummer eins gefeiert hat. Der Größe nach ist sie das auch, aber Größe ist kein Qualitätskriterium. Wenngleich sie im Industrie- und Gewerbegeschäft im Ausland am besten dasteht, belegt sie im unabhängigen Banken-Ranking von Thomas Fuchs nur Platz 477. Dabei wird nach Sicherheit, nachhaltigem Ertrag sowie Unabhängigkeit (und Regionalität) bewertet. Dinge, auf die es vor allem in Krisenzeiten ankommt. Mehr zum Banken-Ranking und wie Ihre Bank dabei abgeschnitten hat, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von alles roger?.
Wenn's kein Bargeld mehr gibt ...
Für die Mehrheit der Österreicher ist die Abschaffung von Bargeld ein einziger Albtraum. Viele würden aber mehr verlieren, als nur die Freiheit. Es gibt Bereiche, und das sind gar nicht so wenige, wo Bargeld unerlässlich ist. Hier finden Sie einige davon.
Das Trinkgeld - In manchen Branchen, wie der Gastronomie oder bei Friseuren, werden jene Münzen oder Scheine, die den Dienstleistern den Arbeitstag über für freundliches Verhalten zugesteckt werden, offiziell sogar als Teil des Gehaltes betrachtet. Auch die monetäre Anerkennung für gute Handwerkerdienste, den Paketzusteller oder das Dankeschön für den Briefträger zum Jahreswechsel wären damit Geschichte.
DasTaschengeld- Ein paar Euro von der Oma, ein paar von der Tante ... Kinder sollen früh den Um- gang mit Geld lernen. Manche sind sparsamer, andere wiederum wandeln die Münzen gleich in Süßigkeiten oder Spielsachen um. Wie darf man sich das künftig vorstellen? So ganz ohne Bargeld?
Ein paar Cent für den Bettler - Nicht alle Bettler gehören kriminellen Organisationen an, die meist aus dem Osten bei uns einfallen. Es gibt auch Österreicher, denen das Schicksal nicht so hold war, und die auf die paar Cent oder Euro ihrer Mitmenschen angewiesen sind.
Der Klingelbeutel - Es sind meist Münzen, die in den Klingelbeuteln der Kirchen landen, aber die Kollekte war und ist dennoch eine beachtliche Einnahmequelle der Kirche. Die gäbe es in der Form dann nicht mehr.
Garderoben- oder Toiletten-Personal - Sie arbeiten in Restaurants, der Oper, diversen Veranstaltungssälen und werden für gewöhnlich in bar bezahlt. Dennoch sind die Schlangen vor oder nach Events oft extrem lange. Nicht auszudenken, müsste dort jeder einen Euro mit Bankomatkarte bezahlen.
Augustin - Die sogenannte Boulevardzeitung (die laut Eigenschreibweise bewusst so geschrieben wird, Anm.d.Red.) ist eine Zeitung, die von armen Menschen auf der Straße verkauft wird. Ob man sich von den Verkäufern in diversen Schanigärten oder U-Bahn-Stationen nun belästigt fühlt, oder gerne hilft, ist bei der Bargeldabschaffung zweitranging. Es wäre definitiv das Aus für den Augustin.
Straßenmusiker - Jene Musiker, die mit ihrer Musik viele Menschen erfreuen, sich damit oft ihr Studium mit finanzieren und einfach ins Bild jeder Großstadt gehören, müssten künftig für Gottes Lohn spielen, oder auch nicht. Die Karrieren vieler Stars haben als Straßenmusiker begonnen. Solche Entdeckungen würden damit der Vergangenheit angehören.
Spenden - Am Land gehen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren ein Mal im Jahr von Haus zu Haus, um Geld zu sammeln. Das Gleiche tun Schüler für den Steffl (Stephansdom) in Wien. Mit der Bitte um Abbucher verschreckt man die Menschen eher. Aus Großzügigkeit könnte so die Verweigerung der Unterstützung werden.
Brauchtum - das Brauchtum wird meist von Kindern gepflegt, die rund um die kirchlichen Feiertage um die Häuser ziehen und für diverse Brauchtums- pflege an den Türen Kleingeld bekommen. Dabei wird auch für Hilfsorganisationen gespendet. Aber vielleicht nicht mehr lange ...
Warum die Bargeldabschaffung eine Katastrophe wäre!
Die Österreicher hängen am Bargeld. Kein Wunder, sie horten es gerne "unterm Kopfpolster". Da ist es nämlich auch am sichersten. Dass das dann nicht mehr möglich ist, wird aber unsere geringste Sorge sein, sollten wir nur mehr über elektronischen Weg konsumieren können. Warum? Das lesen Sie hier:
Absolute und uneingeschränkte Kontrolle - Wenn man nicht mehr bar zahlen kann, ist jeder Zahlungsverkehr elektronisch gespeichert.
Totale Überwachung - Durch den elektronischen Zahlungsverkehr ist jederzeit evident, was Sie für wieviel "Geld" gekauft haben, und auch, wo Sie das getan haben.
Datenmissbrauch - Es wird zwar beschwichtigt, dass Daten zum Konsumverhalten nicht an Konzerne weitergegeben werden, aber wie das in der Realität aussieht, weiß jetzt schon jeder, der ein Smartphone hat. Man muss nur in einer Einkaufsstraße an einem großen Kaufhaus vorbei gehen, und schon flattern Werbemails von selbigem in die Mailbox. Dazu muss man noch nicht mal einen Facebook-Account oder ein Amazon-Konto haben. Außerdem: Was wurde uns nicht schon alles versprochen oder zugesichert, was alles nicht gehalten wurde?!
Stromausfall - Was geschieht, wenn eine Stadt oder gar ein Land von einem Blackout betroffen ist? Werden halt keine Rechnungen überwiesen. Auch gut. Ja, aber wie kauft man dann Lebensmittel?
Freiheit - Die Freiheit ist das höchste Gut, und das würden wir damit definitiv aufgeben. Die nächste Stufe wäre nämlich der Chip, der vor Jahren noch als seltsame Verschwörungstheorie abgetan wurde - wie so vieles, was nun bereits bittere Wirklichkeit ist. Möchte man das? Einen Chip unter der Haut? Mit dem man selbstredend auch bezahlen kann. Nebenbei kann jeder einzelne Schritt, den ein Mensch tut, überwacht werden. Einfach sämtliche Lebensgewohnheiten!
Manipulation - Damit werden Manipulation Tür und Tor geöffnet. Da ist es dann nur mehr ein Katzensprung zur Gehirnwäsche, zur Fernsteuerung und einem gleichgeschalteten Dasein, treu und ergeben, dem System dienend. So wie das in China bereits bei Kindern exerziert wird.