Russland im Visier

Foto: 123RF
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Der Westen ist gut. Russland ist böse. Um dieses Märchen aufrechtzuerhalten, tun westliche Führungskräfte nahezu alles. Vor allem lügen, dass die Hälfte noch zu viel wäre. Falschmeldungen verbreiten sich in den Massenmedien wie Lauffeuer. Damit werden nicht nur die Beziehung zwischen Ost und West in Brand gesetzt. Dieser "kalte Krieg" birgt die Gefahr, ein heißer zu werden. Es ist ein Drahtseilakt, bei dem die Kriegstreiber zwischen Krieg und Frieden herumtanzen.


Text: Martina Bauer

Was schon länger ie ein perfider Plan des Westens aussieht, um Russland in eine unbedachte Reaktion und somit in einen Krieg zu hetzen, nimmt immer mehr Gestalt an. Wie dubios und mit wie vielen Lügen diese Gestalt zurechtgemacht ist, wird aber auch immer sichtbarer. Zumindest für jene, die sehen wollen. Die meisten der US-hörigen EU-Staaten gehören allerdings nicht dazu. Sie folgen nach wie vor blind dem Diktat aus Washington. Wie stumpfsinnig und kurzsichtig es auch sein mag, man steht Gewehr bei Fuß - und das im wahrsten Sinne des Wortes. 

Jüngster Beweis dafür sind nicht zuletzt die unüberlegten Luftangriffe auf Syrien von April, die - da sind sich alle Experten einig - einmal mehr zeigten, dass weder die USA noch die EU auch nur den Ansatz einer Strategie oder einen Plan im Umgang mit Syrien hat. Blindwütig bombardieren - ohne Sinn und Verstand. Das scheint das Credo zu sein. Die Rechtfertigungen dafür sind ebenso verlogen wie fadenscheinig. 

Angriff kurz vor Frieden

Angeblich waren sie ein Racheakt für Assads Einsatz von chemischen Waffen in der syrischen Stadt Duma. Jene Stadt, die der gewählte Präsident des arabischen Landes kurz zuvor von den IS-Truppen befreit hat. Wa­rum er genau diese Stadt dann mit Chemiewaffen überfallen sollte, kann keiner der angeblichen Experten erklären. Syrien stand zu der Zeit dem Frieden so nahe wie seit Jahren nicht mehr. Etwas, das nur den bekannten Kriegstreibern ein Dorn im Auge war. Für Assad hätte diese Aktion also keinerlei Nutzen haben können. 

Die Untersuchungen der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (engl. Abkürzung: OPCW) waren bis Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen. Damit wusste man offiziell auch nicht, wer was in Duma eingesetzt hat. Außer natürlich die USA, offenbar per Ferndiagnose. Grund genug für Frankreich und Großbritannien, sich der wenig durchdachten Militäraktion anzuschließen. 

Bedächtige Reaktion

Was für ein Glück, dass die gegnerische Seite, zu der neben Baschar al-Assad auch dessen Verbündete Russland und der Iran zählen, nicht ebenso wild und blindwütig zurückgeschossen hat. Nur diesem bedächtigen Umgang mit der prekären Situation ist es zu verdanken, dass nicht bereits der gesamte Nahe Osten in Brand steht. So weit weg, wie manche glauben, ist der nämlich nicht. Abgesehen davon, dass sich daraus ganz schnell der dritte Weltkrieg entfachen könnte.

Einmal mehr dürfen wir uns also nicht zuletzt bei Russlands Präsidenten Wladimir Putin bedanken, dass er nicht den Racheengel gibt und die Europäer weiterhin mehr oder weniger unbekümmert in den Tag hineinleben können. Obwohl der Gründe hätte, auf den Westen, allen voran auf Großbritannien, richtig sauer zu sein.  

Vorverurteilung

Es war am 4. März, als der ehemalige Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia Skripal auf einer Bank im englischen Salisbury mit Vergiftungssymptomen entdeckt wurden. Damit warf Großbritannien die Vorverurteilungs- und Verleumdungsmaschinerie an. Ohne auch nur den Beginn von Untersuchungen abzuwarten, wurde verlautbart, dass Russland die Opfer mit dem seinerzeit in der Sowjetunion entwickelten Nervengift Nowitschok vergiftet hätte. Binnen 24 Stunden hatte sich der russische Botschafter in England, Alexander Jakowenko, im britischen Außenministerium einzufinden und sollte dort den Anschlag gestehen. Die Anschuldigungen wurden so formuliert, als wären es bereits Tatsachen. Beweise oder gar Unschuldsvermutungen scheinen nicht mehr zu den viel gepriesenen Werten des Westens zu zählen, denn auf beides verzichtete man gänzlich. 

Russen blieben unbeeindruckt

Die Vermutung reichte. Sie wurde als Tatsache verkauft und breitete sich so ganz rasch über die Kontinente aus. Auch hier fragte sich niemand, welchen Nutzen das denn für Russland haben sollte. Der Zeitpunkt des Vorfalls lag kurz vor der Wahl, die Fußball-WM - die von 14. Juni bis 15. Juli in Russland ausgetragen wird - rückt mit Riesenschritten näher. Ausgerechnet davor sollte Russland einen ehemaligen Doppel­spion und dessen Tochter verletzen? Beiden geht es nämlich Berichten zufolge mittlerweile wieder besser. 

Das roch sehr nach Inszenierung. Die Masse im Westen und ihre Medien ignorierten das aber geflissentlich und konzentrierten sich auf den Keil, den sie noch weiter zwischen sich und Russland treiben möchten. Vielleicht sollte diese Aktion auch den Ausgang der russischen Wahlen beeinflussen, weil ja niemand ernsthaft so einen "Bösewicht" wie Putin wählen kann. Aber auch dieser Schuss ging nach hinten los. "Teile und herrsche" lassen die Russen nicht mit sich spielen. Sie standen bei der Wahl wie eine Mauer hinter Wladimir Putin - alles roger? berichtete. 

 Gift aus NATO-Staaten

Mittlerweile hat ein OPCW-Labor in der Schweiz he­rausgefunden, dass es sich gar nicht um Nowitschok handelt, sondern um 3-Quinuclidinylbenzilat (kurz BZ), und dass das Gift nicht in Russland produziert wurde, sondern in den USA, Großbritannien und anderen NATO-Staaten im Einsatz war. Das erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow und berief sich dabei auf die Untersuchungsergebnisse jener Proben, die London der Organisation zur Verfügung stellte. BZ kann eine Person kurzfristig außer Gefecht setzen, hieß es dazu noch. Da drängt sich abermals die Sinnfrage auf. Was sollte das den Russen bringen?  

Auch hier kann man beim besten Willen keine Antwort finden. Allerdings nützt es den selbst ernannten Feinden, nämlich dem Westen. Jenen, die keine noch so winzige Möglichkeit auslassen, Putin zu provozieren. Allen voran die NATO. Jene Vereinigung, die unter dem Deckmäntelchen der Friedensstiftung vor Aggression förmlich tobt. Anders sind die Manöver, die seit Jahren vor der russischen Grenze abgehalten werden, nicht zu erklären. 26 der insgesamt 29 NATO-Mitglieder sind europäische Staaten. Die meisten davon kommen aus der EU. Also jener Vereinigung, die ebenfalls ein Garant für Frieden sein sollte. Wer eins und eins zusammenzählen kann, hat schon längst erkannt, dass nicht viel bei diesen unheiligen Konglomeraten so ist, wie es sein sollte.

Wahrheit und Frieden

Der Schein trügt schon lange. Und dennoch blendet er noch so viele. Aufwachen und der Wahrheit ins Auge schauen. Das wäre das Gebot der Stunde. So lange wir noch die Chance auf eine Umkehr haben und uns damit auf einen wirklich friedvollen Weg begeben können. Mit ständigen Provokationen und Aggressionen wird das à la longue nicht möglich sein. Russlands Präsident ist zwar noch die Ruhe selbst, aber wenn der Westen weiterhin versucht, ihm auf der Nase herumzutanzen, könnte der Absturz von selbiger eine Frage der Zeit sein. Hoffentlich nicht.

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