Philippa Strache steht bei der Nationalratswahl auf dem dritten Listenplatz der FPÖ Wien. alles roger? gab die junge Mutter und ambitionierte Politikerin ein Exklusiv-Interview, in dem sie erklärt, für welche Themen sie steht, woher sie ihre Kraft bezieht, und warum man ihr die Stimme geben sollte.
Interview: Martina Bauer
Ist Politikerin Ihr Traumjob?
Früher war er das nicht, aber mittlerweile bin ich mit so viel Leidenschaft dabei, dass es ein Traumjob geworden ist. Man kann einfach so viel bewegen.
Und hätten Sie sich das träumen lassen, möglicherweise so schnell zu Nationalratsabgeordneten-Ehren zu kommen?
Nein, absolut nicht, aber ich bin für diese Möglichkeit dankbar und freue mich darüber.
Wie gut stehen Ihre Chancen, in den Nationalrat einzuziehen?
Ich kann es gar nicht wirklich beurteilen, auch wenn alle sagen, dass ich auf einem sicheren Platz bin. Ein gewisses Restrisiko gibt's immer.
Werden Sie sich Tipps von Ihrem Mann holen?
Ich glaube, da komme ich nicht drum rum. Spaß beiseite. Natürlich tauschen wir uns aus und werden auch in Zukunft die Politik zu Hause nicht ausblenden.
Sind Sie beide meist einer Ansicht? Und wenn nicht, wer setzt sich durch?
Wir sind zu Beginn mitunter nicht einer Ansicht, aber wir können über alles gut reden. Es ist dann meist recht ausgewogen zwischen dem Nachgeben und auf der eigenen Meinung beharren.
Viele haben Sie primär als Ehefrau von HC Strache wahrgenommen, dabei waren Sie bereits vor Ihrer Ehe Pressereferentin beim Team Stronach und als Assistentin im Parlamentsklub der SPÖ tätig. Stört es Sie, dass Sie mitunter als Protegé Ihres Mannes bezeichnet werden?
Ich verstehe die Leute, die mich vorher nicht kannten und nur als Ehefrau wahrgenommen haben. Es stört mich heute nicht mehr als früher. Aber ganz ehrlich, auch in einer Männerrunde wird man als Frau oft nicht so wahrgenommen wie man sollte.
Als Tierschutzbeauftragte der FPÖ konnten Sie noch mehr politische Erfahrungen sammeln, haben auch schon im Nationalrat verhandelt. Fühlen Sie sich für Ihre möglichen neuen Aufgaben gerüstet?
Ich fühle mich gerüstet, weil ich auch weiß, wo ich mir innerhalb der Partei Rat holen kann.
Viele - auch FPÖ-Wähler - können die Interview-Strategie nach der Ibiza-Affäre nicht nachvollziehen. Was entgegnen Sie Kritikern, die von zu wenig Selbstreflexion sprechen, oder von Täter-Opfer-Umkehr?
Ich kann das nachvollziehen, wenn es für Außenstehende so aussieht, aber ich habe einen anderen Einblick, und da stellen sich die Dinge für mich schon anders dar. Mein Mann hat mit dem Rücktritt sowieso die Konsequenzen gezogen.
Wie gefällt Ihnen das aktuelle so genannte Spiel der freien Kräfte im Parlament?
Zum einen begrüße ich, dass so viele Anträge wie nie gestellt werden, aber ich halte die Schnellschüsse und die polemische Absicht dahinter für bedenklich. Es geht ja auch schon um Wahlkampfthemen, die mitunter unüberlegt abgehandelt werden.
Wie viel Prozent erwarten Sie für die FPÖ bei der bevorstehenden Wahl und wie viele wünschen Sie sich?
Ich glaube wir liegen um die 20 Prozent. Wünschen würde ich mir alles darüber hinaus.
Was sind Ihnen in Sachen Tierschutz ganz besondere Anliegen?
Die tierversuchsfreie Forschung, das Küken-Schreddern. In Deutschland gibt es sowohl bei der Forschung als auch bei der "in-Ei"-Erkennung viel Bewegung. Eine gute Methode, die das massenhafte Abschlachten verhindert. In Österreich haben wir beispielsweise das Projekt Hahn im Glück. Tierquälerei ist ein großes Thema. Das Strafausmaß möchte ich in Bezug darauf in Angriff nehmen, wenngleich es leider sehr komplex ist. Ich möchte nicht als Entschuldigung wo lesen, dass der Täter erst 14 war. Wir müssen mit der Sensibilisierung für das Thema schon in der Schule ansetzen. Auch Kinder und Jugendliche müssen Respekt vor Tieren lernen. Der Tiertransport ist ebenfalls ein schwierige Angelegenheit.
Was könnte man dagegen tun?
Da gibt's mehrere Ansatzpunkte, die mir sehr wichtig sind. Die Transportzeiten kann man zum Beispiel ändern. Da gibt's zu viele Schlupflöcher. Auch beim Kälbertransport gäbe es einiges zu verbessern, wenngleich der an sich so brutal ist. Am schnellsten kann man natürlich beim Konsumenten ansetzen. Da braucht es mehr Bewusstsein.
Sind Sie Vegetarierin?
Ja, ich esse kein Fleisch, aber ich bin nicht militant und möchte niemanden bekehren. Ich persönlich fühle mich damit aber wohl.
Welche andere Partei steht Ihnen in Bezug auf Ihre Anliegen am nächsten?
Ich muss mir erst anschauen, was da jetzt im Wahlkampf hochkommt. Plötzlich ist das Thema Tierschutz ja auch bei allen anderen wichtig, was vorher nicht so der Fall war. Ich bin darüber auch froh. Endlich kommt Bewegung rein.
Auf Ihrem Instagram-Profil steht: Gemeinsam für den Schutz der Tiere. Was stellen Sie sich darunter vor?
Ich glaube, dass die Stimmen im Parlament überparteilich sein müssen, wenn es um den Tierschutz geht. Leider gibt's da aber auch viele Gegenfronten - das ist gar nicht so einfach wie es vielleicht klingt.
Welchen Stellenwert haben soziale Medien für Sie?
Die sind in der heutigen Zeit unumgänglich, meine persönliche Affinität dazu ist aber nicht sonderlich groß. Was ich daran schätze, ist der schnelle direkte und persönliche Kontakt, den man dadurch bekommt.
Betreuen Sie Ihre Seite selbst?
Ja!
Die Aufregung um das Ibiza-Video, der Wahlkampf, Ihre Rolle als junge Mutter - woher holen Sie sich Kraft, wie und womit erholen Sie sich am besten?
So kitschig das klingt, aber die Aufgabe die ich bekommen habe, die gibt mir auch Kraft. Ich freue mich sehr darauf. Und mein Sohn gibt mir sowieso enorm viel Kraft.
Warum sollten die Wähler Ihnen ihre Stimme geben?
Weil ich mich als Tierschutzbeauftragte ehrlich für den Tierschutz einsetzen möchte. Da gibt es zahlreiche Themenbereiche die mir wichtig sind. Aber ich werde nicht nur den Tierschutz zu meiner Priorität machen. Ich möchte im Parlament jene Stimme sein, die für alle und alles spricht, was uns schutzbefohlen ist. Darüber hinaus werde ich mich auch familienpolitisch engagieren - mit all meiner Durchsetzungskraft, die vielleicht manchmal unterschätzt wird.
In welchem Bereich der Familienpolitik zum Beispiel?
Ich finde, dass wir dringend den Ausbau von Betriebskindergärten forcieren müssen, um nur einen Punkt zu nennen.
Ist Ihnen das Thema erst wichtig seit Sie Mutter sind?
Nein, ich beschäftige mich schon länger damit. Auch deshalb, weil meine Mama alleinerziehend war und ich weiß, wie wir drei uns durchgeschlagen haben. Da hätte ein Betriebskindergarten sicher geholfen.
Sind Sie schon im Wahlkampfmodus?
Ich bin noch nicht im Wahlkampfmodus. Bei den anderen Parteien merke ich aber einen Elan, wie man ihn sich die letzten Monate gewünscht hätte. Zu 100 Prozent kann ich sagen, dass ich das, was ich im Wahlkampf sage, auch bestmöglich vorantreiben möchte. Worthülsen gab es genug, ich bin für Taten.