Am 11. Oktober jährt sich der Todestag von Jörg Haider zum zehnten Mal. Anlässlich dieses Ereignisses gab Claudia Haider alles roger? ein Exklusiv-Interview. Dabei verriet die Frau, die immer an der Seite des Ausnahmepolitikers stand, wie sie sein persönliches Erbe hochhält.
Interview: Roland Hofbauer
Der Todestag Ihres Mannes jährt sich am 11. Oktober zum zehnten Mal. Wie geht es Ihnen? Denken Sie oft an Jörg Haider, sprechen Sie noch mit Ihm?
Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Manchmal denke ich mir, dass das alles erst gestern geschehen ist, und manchmal kommt es mir vor wie eine Ewigkeit. Direkt spreche ich mit dem Jörg nicht, aber ich bete oft für ihn. Ich bin der Meinung, man soll die Toten ruhen lassen und nicht unbedingt in dieser Dimension halten. Ich denke aber immer an ihn, wenn ich in den Sternenhimmel blicke, einen Sonnenaufgang sehe oder einfach schöne Erlebnisse genieße.
Was hat sich für Sie in den letzten Jahren verändert und haben Sie sich durch diese Tragödie ebenfalls verändert?
So ein unerwartet schweres Schicksal verändert alles, natürlich auch mich. Meine für mich wichtige Aufgabe ist es, mich mit dieser Situation zurechtzufinden und ein eigenständiges Leben aufzubauen. Mein Mann hat mir ein wunderbares gedankliches Vermächtnis hinterlassen, da er ein sehr feinfühliger und empathischer Mensch war. Er hat immer gesagt: "Wir sind nicht die Museumshüter unserer schlechten Erinnerungen, was zählt sind die Gegenwart und die Zukunft." Das hat mir immer sehr geholfen.
Wie wichtig ist der Zusammenhalt der Familie für Sie?
Ich habe das Glück, eine liebevolle Familie zu haben. Ich habe ein gutes Netz, sowohl sozial als auch familiär. Ich bin gut in der Familie und im Freundeskreis eingebunden, das hält und trägt.
Im Nachhinein wird Ihr verstorbener Mann unsinnigerweise für sehr vieles verantwortlich gemacht. Wie gehen Sie damit um?
Mein Mann war ein außergewöhnlicher Mensch und Politiker, der in seinem Leben immer außergewöhnlich bewertet wurde. Er wurde im Leben oft missverstanden und falsch interpretiert, sehr oft zu Unrecht kritisiert und das hat sich auch nach seinem Tod nicht geändert.
Gibt es Menschen von denen Sie im Laufe Ihrer Trauerarbeit besonders enttäuscht oder positiv überrascht waren?
Ich war in Wahrheit total positiv überrascht. Es sind so viele Menschen auf mich zugekommen, haben mir Mut zugesprochen und ich habe unglaublich viel Zuwendungen erfahren dürfen. Auch viele gute Freunde haben mir Halt gegeben und die richtigen trost- und hoffnungsspendenden Worte für mich gefunden. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit.
Wie füllt man so eine Lücke, die ein geliebter Mensch hinterlassen hat? Ist das überhaupt möglich?
Solch eine Lücke kann in Wahrheit nie wieder gefüllt werden. Man hat aber viele schöne Erinnerungen, die einem das Herz wärmen.
Sie gelten als sehr positiver Mensch. Woraus schöpfen Sie Kraft und Energie?
Eine gute Frage. Ich bin sehr naturverbunden und auch sehr erdig. Ich tanke Kraft und Energie nicht nur aus der Natur, sondern auch aus der Kunst, der Literatur und aus meinem sozialen Umfeld. Ich bin außerdem Waldpädagogin und liebe es, Menschen die Natur näherzubringen. Ich schreibe auch gerne selber und bin ein kreativer Mensch, der gerne schöpferisch gestaltet.
Was sagen Sie zur jetzigen Politik und Österreich und Europa?
Ich bin momentan gerade fassungslos, wie unprofessionell und holprig sich Christian Kern aus der heimischen Politik verabschiedet hat. Generell bin ich der Meinung, dass unglaublich viele Ideen und Ansätze meines Mannes aktuell umgesetzt werden. So eine Kraft, wie Jörg sie hatte, und so eine politische Größe, das fehlt in Österreich und eigentlich in ganz Europa.