Die Zeiten, in denen es in der österreichischen Bundesliga nur männliche Fußball-Präsidenten gegeben hat, sind vorbei. In gleich drei Klubs haben - erfolgreiche - Frauen das Sagen.
alles fußball? von Peter Linden
Seit fünf Jahren ist sie Präsidentin von WSG Swarovski Wattens. 2016 stieg sie mit den Tirolern in die zweite Liga auf, die damals noch Sky Go Erste Liga hieß. Seit März 2018 ist sie die - vor allem für die Damen - zuständige Botschafterin des Fußballverbands, der ihre wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontakte nützen will. Seit Juli gehört sie zum Aufsichtsrat der Bundesliga, ist dort als erste Frau als Vertreterin der zweiten Liga Stellvertreterin des Vorsitzenden. Die Rede ist von Diana Langes Swarovski, die Urenkelin des Firmengründers, die es gar nicht gerne hört, als Kristallerbin oder Society-Lady bezeichnet zu werden. So sieht sie sich nicht, sondern als traditionsbewussten Familienmenschen mit Sonne im Herzen. Die eine Herrenparfüm-Serie namens Real Fanatic auf den Markt brachte. Der Werbespruch: "Schönheit ist eine Angelegenheit für alle Sinne. Man muss sie sehen, aber auch riechen und fühlen."
Geerbte Leidenschaft
Die Leidenschaft für Fußball muss sie von ihrem Vater Gernot geerbt haben. Der befahl ihr sozusagen als seine Nachfolgerin den Fußballklub in Wattens zu pushen. Widerrede duldete der Mann, der in den Achtzigerjahren in Fußball-Europa Aufsehen erregt hatte, als er Österreichs Trainerguru Ernst Happel, damals international der mit den meisten gewonnenen Titeln, vom Hamburger SV zum FC Swarovski Tirol lotste, dabei keine: "Das kann keine besser als du", sagte er seiner Tochter, die früher sechs Jahre lang in Venezuela lebte, wo ihr eine Büffelfarm gehört, die ein befreundeter Wiener führt. Mit ihrem Motto, sich immer treu zu bleiben, sich nie zu verstellen, tritt Frau Langes sozusagen den Wahrheitsbeweis für die Prognose ihres Vaters an. Sie hat den Ehrgeiz, mit Wattens Wacker Innsbruck als Nummer eins in Tirol abzulösen. Das sieht sie wie den Kampf von David gegen Goliath, der sie reizt. Wobei sie betont, dass der Klub, den sie mit ihrem Ehrgeiz pusht, keine Swarovski-Werkself ist.
Ihre Stärke: Sie macht alles mit Leidenschaft, identifiziert sich mit Zielen, macht alles sozusagen mit Leib und Seele, hat Visionen: "Wenn man zusammenhält, dann kann alles gelingen", heißt ihr Credo. Wegen Visionen und konkreter Pläne für ihre Sechzehnerliga bittet sie noch um Geduld: "Ich bin ja kaum erst im Amt." Im ÖFB erkannte sie einige tolle Ideen, bei deren Umsetzung sie gerne helfen will. Wenn man mit ihr redet, ist es fast unmöglich, nicht von ihr hin- und hergerissen zu sein. Ein Wirbelwind. Zu Österreichs Damenteam fuhr sie als Botschafterin Anfang September ins Trainingslager nach Bad Tatzmannsorf ins Avita-Hotel, fieberte dann im letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland in Wiener Neustadt auf der Tribüne neben ÖFB-Präsident Leo Windtner mit, ging in die Kabine, um zum 4:1 zu gratulieren. Zwei Tage später ließ sie sich in München nicht das 0:0 im Schlager der Nations League zwischen Deutschland und den Weltmeistern aus Frankreich entgehen. "Ich höre oft, dass ich alles zu schnell in die Tat umsetzen will", erzählt Frau Langes lachend. Unter anderen vom Sportchef und Trainer von Wattens. Ihr Gegenspieler bei Wacker Innsbruck, Präsident Gerhard Stocker, ist übrigens der Vorsitzende im Aufsichtsrat der Bundesliga, der in der Wiener Szene als "lenkbar" eingestuft wird. Er lebt auch in Wattens: "Genau gegenüber von meinem Büro", erzählt die Präsidentin, "außerhalb des Fußballplatzes verstehen wir uns ja sehr gut".
Hartberg und China
Das Vorurteil, wonach Damen in der Männerwelt Fußball eigentlich wenig zu suchen haben, lieber am eigenen Herd bleiben sollen, sagte ihr noch niemand ins Gesicht. Weder im Berufsleben, wo sie es ja auch mit Männerdomänen zu tun hat, noch im Fußball. Sollte das einer wagen, müsste er auf eine entsprechende Antwort gefasst sein. Aber wie gesagt, dass hörte sie noch nie: "Ich komm´ eigentlich mit allen gut aus". Diana Langes Swarovski ist eine von drei Damen, die in Österreichs Fußball von sich reden machten. Wie Wiener Neustadts Präsidentin Katja Putzenlechner, die vor Diana Langes im Aufsichtsrat war, aber nicht stellvertretende Vorsitzende. Sie zog im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga gegen die Kollegin aus Hartberg, Brigitte Annerl den Kürzeren. Annerl ist eine Pharmaunternehmerin aus Wien und gilt als Erfindern der Fruchtbarkeitspille für Männer. Profertil ist Weltmarktführerin.
Die Frau Magister kämpfte wie eine Löwin um die Bundesligalizenz, ließ sich auch durch Verweigerung in zwei Instanzen nicht stoppen und siegte vor dem Schiedsgericht. Wie eine erfolgreiche Unternehmerin, die auch für Wortkaskaden, tiefe Stimme und lautes Lachen bekannt ist, in das 6.500 Einwohner-Städtchen Hartberg kam und dort, wie Diana Langes in Wattens, auch privates Geld in den Fußballklub investierte? Durch einen Baumeister, der ihr Unternehmen in Ottakring renovierte, Vorstandsmitglied in Hartberg war. Annerl zu ihrem Kampf um die Lizenz: "Wer um eine Zulassung in China kämpfte, dem ist vor der Bundesliga nicht bang."
Einpeitscherin für Fans
Herzblut, Leidenschaft, das zeichnet die Damen aus. Annerl singt in der Kabine mit den Spielern von Hartberg als den geilsten Klub der Welt, die Bierdusche zur Aufstiegsfeier in der Kabine empfand sie in Kapfenberg fast als Ritterschlag. Frau Annerl sieht sich als Einpeitscherin für die Fans mit Passion, als Präsidentin für ihre Burschen, nicht für den VIP-Sektor. Das kann man auch für ihre Kollegin in Tirol so stehen lassen. Ebenso den Satz: "Mein Motor ist das Team." Gerechtigkeitsfanatikerin gilt auch für beide, die nichts persönlich nehmen. Wenn sie an etwas glauben, dann tun sie es auch. Für sie zählt Engagement, Begeisterung, Respekt und Stabilität, nicht das Geschlecht. Wetten, dass man von den Power-Ladys mit Spirit und Esprit noch einiges im Fußball hören wird?