Ich bin erschüttert und schockiert

Foto: Günther Pichlkostner / First Look / picturedesk.com
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Claudia Haider galt schon immer als eine Frau, die das Herz auf der Zunge trägt. Zur aktuellen politischen Situation, gab die Witwe von Jörg Haider alles roger? ein Interview über Sebastian Kurz, die Nichtintegration, die EU, die Bargeldabschaffung und den ORF.


Interview: Roland Hofbauer 

Was sagen Sie zur kürzlich aufgelösten und gescheiterten Regierung?

Ich bin erschüttert und schockiert. Mit so etwas habe ich nicht gerechnet. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas passieren kann, und die gut funktionierende Regierung nach so kurzer Zeit wieder Geschichte ist. Natürlich ist das, was die zwei Herrschaften da auf dem Video abgeliefert haben ein starkes Stück, und der Rücktritt ist vollkommen gerechtfertigt, aber mindestens genauso verwerflich sind die Leute, die diese Falle eingefädelt haben. Auch finde ich die Entscheidung des Bundeskanzlers Sebastian Kurz sehr bedenklich, unser Land grundlos ohne funktionierende Regierung dastehen zu lassen. Das haben sich Österreich und seine Wähler nicht verdient.

Gerade eben wurde der 500-Euro-Schein eingestampft. Was sagen Sie zu der schleichenden Abschaffung des Bargeldes?

Die Abschaffung des Bargeldes ist eine richtig große Gefahr. Da wird von vielen Menschen die Bequemlichkeit, bargeldlos bezahlen zu können, in den Mittelpunkt gestellt und nicht weiter nachgedacht. So weit, dass im Extremfall eine Regierung unliebsamen Leuten einfach kein Geld mehr auszahlen lassen könnte, möchte ich gar nicht gehen, aber auch das ist durchaus denkbar. Es ist ein Teil der totalen Überwachung. Das beginnt beim Konsumverhalten und zeigt auf, wo ich mich wann aufhalte, der Mensch wird gläsern.  

Was sind Ihrer Meinung weitere Gefahren durch die EU?

Es müssen sich einige Dinge ändern, andere Sachen finde ich auch gut. Meiner Meinung nach wird hier viel zu viel zu zentral geregelt, es herrscht eine Überregulierung. Die EU mischt sich systematisch in Dinge ein, die eigentlich für Brüssel keine Relevanz haben. Jedes Land sollte seine eigene Identität behalten und wichtige Sachen auch selbst bestimmen. Außerdem hat man den Eindruck, dass nur der politische Ausschuss nach Brüssel geschickt wird, der im eigenen Land gescheitert ist. Ich finde, es sollten nur die klügsten Köpfe dafür ausgewählt werden.

Was müsste sich denn ändern?

Abgesehen davon, dass auch unsere EU-Politiker im Sinne von Österreich handeln sollten, also mehr Österreich und weniger EU, müsste man in Brüssel ein bisserl ausmisten und sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Es kann doch nicht sein, dass dort über die Gardemaße einer Gurke bestimmt wird, oder wie knusprig mein Schnitzerl und meine Pommes sein dürfen. Die EU sollte sich wieder auf das Wesentliche besinnen und wirklich wichtige Sachen im Sinne von Europa beschließen. Der Großteil der Entscheidungen sollte aber im jeweiligen Land beschlossen werden.

Ihr Mann Jörg Haider hat vor solchen Gefahren stets gewarnt, würde es mit ihm in Österreich anders aussehen?

Mein Mann ist seit zehn Jahren tot und ich bin ja keine Wahrsagerin. Aber er hatte seine Meinungen und Ansichten und hat vor mancher Entwicklung schon vor Jahren gewarnt. Vielleicht wäre mit ihm einiges anders gekommen, oder er hätte es wahrscheinlich nicht so weit kommen lassen.

Wie sehen Sie aktuell die Problematik an Österreichs Schulen, was läuft hier falsch?

Vor einigen Jahren zählte das österreichische Schulsystem zu den besten der Welt. Das hat sich stark geändert. Ich finde, das Beherrschen der österreichischen Sprache ist Grundvoraussetzung für den Schulbesuch. Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, spielt auch der hohe Ausländeranteil an den Schulen keine so große Rolle mehr.

Auch der Respekt vor der Polizei fehlt mittlerweile total. Liegt das an der jahrelangen falschen Toleranz?

Die Gesellschafft verändert sich. Es fehlt bei vielen Leuten an Respekt, gerade gegenüber Autoritätspersonen. Ich habe dagegen kein Patentrezept, aber man muss hier massiv gegensteuern. Das fängt bereits in den Familien an. Respekt und Anstand sollten Werte sein, die Eltern ihren Kindern beibringen. Die aktuelle Lage und die Respektlosigkeit sind auch das Ergebnis von jahrelanger falscher Toleranz, und Toleranz darf nie eine Einbahnstraße sein. 

Hat Österreich ein Integrationsproblem?

Österreich hat ein Nicht-Integrationsproblem, auf beiden Seiten. Einerseits wollen sich die Gäste nicht wirklich integrieren und sich uns und unserer Kultur anpassen, andererseits sind auch viele Österreicher nicht bereit, Integration zuzulassen. Hier müssten alle Seiten an sich arbeiten. Wenn aber jemand absolut nicht bereit ist, sich uns, unserer Kultur und unserem Land anzupassen, wenn er glaubt, dass wir uns an seine Befindlichkeiten und Vorstellungen anzupassen haben, hat er hier auch nichts verloren.

Was halten Sie von der Interviewführung und Berichterstattung des ORF?

Ich muss zugeben, ich schau gerne deutsches Fernsehen. Man hat den Eindruck, da sind objektivere und besser vorbereitete Moderatoren und Talk-Gäste im Einsatz. Auch gibt es viel mehr Disziplin und mehr professionelles Verhalten. Man hat den Eindruck, dass die Politiker, Experten und vor allem die Journalisten mehr Wissen und eine höhere Qualität haben, aber natürlich trifft das nicht auf alle zu. Beim ORF hat man nicht das Gefühl einer objektiven Berichterstattung. Da sollte es unabhängige Gremien und Kommissionen geben, die dafür Sorge tragen, dass dies beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk immer gewährleistet ist.

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