Sie repräsentieren das hässliche Gesicht des Fußballs und sind die Badboys des Sports. Es gibt kaum ein Land, in dem keine Hooligans randalieren, angeblich gibt es auch in Österreich eine Szene. alles roger? hat den Check gemacht und sich mit dem Gründer der Rapid Ultras, Roli Kresa, und dem renommierten Staranwalt Werner Tomanek getroffen. Dabei kam Überraschendes zutage.
Text: Roland Hofbauer
Jeder Fußballklub hat eine gewisse Struktur. Da gibt es den Verein und die Spieler. Die sind für den Sport zuständig. Dann gibt es die Fanklubs, zu denen auch die Ultras zählen. Die sind für die Choreografien in den Stadien, die Begleitung zu Auswärtsspielen und die Unterstützung der Mannschaft verantwortlich. Dann gibt es noch die Firma. Das ist der harte Kern der Fans und diejenigen, die auch gerne einmal mit anderen Firmen Kräfte messen. Das sind diese Hardcore-Fans, die im Prinzip gerne als Hooligans bezeichnet werden, diesem Ruf aber bei Weitem nicht gerecht werden.
Während internationale Hooligans für wirkliche Ausschreitungen und Sachschäden verantwortlich sind und es auch oft zu Schwerverletzten und Toten kommt, gibt's solche Aktionen in Österreich zum Glück gar nicht. Bei uns sind die Zeitungen schon voll, wenn Fans bei einem Match Pyrotechnik anzünden, was in vielen Ländern, unter anderen auch in Deutschland, übrigens geduldet wird. Bei uns gibt es kaum nennenswerte Ausschreitungen, ab und zu kleine Scharmützel zwischen Fans, aber da ist meist Alkohol im Spiel.
Starke "Firmen" - keine Hooligans
Roli Kresa, Mitbegründer der Ultras von Rapid, dem größten Fanklub Österreichs, spricht Klartext: "Bei uns wird ein irrsinniger Wind von den Medien gemacht. In Wahrheit gibt es bei uns keine Hooligans im eigentlichen Sinn. Hier kommen keine Unbeteiligten zu Schaden, es gibt keine Gewalt gegen die Polizei, und wenn doch, dann nur von angesoffenen Einzelidioten. Das heißt aber nicht, dass es in Österreich keine starken Firmen gibt, die auch international einen harten Ruf haben." Gemeint ist natürlich die Firma von Rapid, die sich bei abgesprochenen Schlägereien auch mit Topfirmen wie Dresden oder ähnlich berüchtigten Klubs einen Namen gemacht hat.
Doch wie macht man sich da einen Namen? Genannt werden diese Schlägereien auch Wald- und Wiesenaktionen und finden abseits von Zivilisten und Unbeteiligten statt. Hier verabreden sich die Firmen der Vereine auf kurz vorher abgemachten Plätzen und hauen sich einmal ordentlich in die Gosch'n. In Österreich kommt es dabei kaum zu ernsten Verletzungen, Waffen sind tabu und es gibt einen gewissen Ehrenkodex: kein Nachtreten auf Liegende oder Wehrlose.
Rapid, Sturm, LASK top
Ganz anders sieht das in Deutschland, Polen, Russland oder Südamerika aus. Roli Kresa: "Die Einzigen die nicht mehr wirklich was in der Szene zu sagen haben, sind die Engländer, die sind noch wirklich "Old School". Die sind schwerst betrunken und wollen sich prügeln. Aber so läuft das heutzutage nicht mehr. Die Mitglieder der Hardcore-Firmen trinken nichts, andere Substanzen sind aber sehr gefragt. Diese Leute trainieren für den Kampf, hier treffen anabolikageladene Freefighter aufeinander. Da sind Messer und Baseballschläger an der Tagesordnung. Bei uns gibt es so etwas nicht. Es wird auch in Österreich gerne geprügelt und es gibt wirklich ein paar harte Firmen, Sturm Graz oder Austria Salzburg, aber auch der LASK. Eine der peinlichsten Gruppierungen sind aber die Austrianer, die sind nur gut im Weglaufen."
"Jede linke Demo schlimmer"
Jedes Jahr gibt es aber trotzdem viele Anzeigen, vor allem gegen Rapid-Fans. Die übernimmt in der Regel Topanwalt und Rapid-Urgestein Werner Tomanek. 2011 musste er unter anderem 93 Fans wegen eines Platzsturms verteidigen: "In Österreich ist das im Fußball so wie in allen Bereichen. Wir sind da streichelweich. Ich musste 93 Fans wegen Landfriedensbruch vertreten und es war in Wahrheit ein Witz. Bei jeder linken Demo gibt es zigmal schlimmere Delikte. Da werden Polizisten angegriffen und massiver Vandalismus betrieben. Da gab es noch nie eine einzige Anklage wegen Landfriedensbruchs. Hier sind die Probleme eher hausgemacht und werden künstlich dramatisiert. Wenn man wirkliche Hooligans sehen will, dann sollte man sich Lech Posen oder die serbischen Klubs ansehen, einfach einmal auf Youtube suchen."
Österreich harmlos
Wir fassen zusammen. Es gibt keine wirklichen Hooligans in Österreich, aber ein paar harte Firmen, die sich bei Gelegenheit gerne einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufs Maul hauen. Definitiv nicht zu den harten Fans gehören die Austrianer. Solange es bei uns nicht zu schlimmeren Vorfällen in und um die Stadien kommt als in den letzten Jahren, kann man zu unseren Spielen gerne auch mit der ganzen Familie kommen.