Text: Cara Sommer
„Wo sind unsere Stimmen?“ – mit dieser Parole gingen 2009 hauptsächlich junge Menschen im Iran auf die Straße. Viele von ihnen verloren bei der sogenannten Grünen Revolution ihr Leben. So wie Neda Agha-Soltan. Die junge Frau wurde auf offener Straße erschossen und dadurch zur tragischen Symbolfigur der Grünen Revolution. Parvone K. kam damals mit Prügel und Elektroschocks davon. Seither lebte sie mit Angst und Verfolgung. Der heute 28-Jährigen gelang in diesem Jahr die Flucht nach Österreich. Und hier versteht sie die Welt nicht mehr.
Gegenüber alles roger? erklärt die damalige Studentin, warum sie demonstriert und dabei ihr Leben riskiert hat. „Weil das Regime Frauen unterdrückt. Ich wollte frei sein und leben können, wie ich möchte. Ohne Ermahnung der Sittenpolizei, dass zu viele Haare unter dem Kopftuch herausschauen oder die Ärmel nicht lang genug sind“, sagt Parvone K. Die Liste der Gründe ist freilich viel länger.
Die hübsche junge Frau kann und will einfach nicht verstehen, dass sich hierzulande ausgerechnet die grünen Politiker für das Recht der Verschleierung einsetzen. „Das ist doch verrückt. Im Iran stehen die Grünen für Freiheit, und hier? Verkehrte Welt! Sehen die denn nicht, dass nur strenggläubige Moslems mit Hang zum Radikalen für die Verhüllung von Frauen sind? Die entfremden eine Religion für ihre Ideologie.“
Folgendes Sonderangebot wurde exklusiv für Sie ausgesucht:
Alles roger? ist durch Click-Provision beteiligt.
Gute Frage. Sehen die denn das nicht? Immer wieder hört man von Grün-Wählern das Argument, dass jeder tragen können soll, was er will. Lieblingssatz: „Das ist doch nur Kleidung.“ Genau da liegt der Denkfehler. Es ist eben nicht nur Kleidung. Es ist eine Geisteshaltung. Eine, die für Unterdrückung und Intoleranz steht.
Uns möchte man immer einreden, dass wir tolerant sein müssen. Auch gegenüber jenen, die ihre Narrenfreiheit hier auch auf krimineller Ebene ausleben und uns auf der Nase rumtanzen. Egal, Hauptsache tolerant. Bei der derzeitigen Stimmungslage geht es für kritisch denkende Menschen sofort ab in die rechte Ecke. Da kennen sie kein Pardon, die Linken. Da ist Schluss mit der Toleranz. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob sich das Land mit der Toleranz gegenüber Intoleranten und Straftätern wirklich einen Gefallen tut?
Parvone K. sagt Nein! „Ich erlebe hier im Flüchtlingsheim, wie mich strenggläubige Moslems angaffen, weil ich meine Haare offen trage. Wenn ich ein kurzes Sommerkleid anziehe, reden sie hinter meinem Rücken. Manche sagen es mir auch ins Gesicht, dass ich so nicht rumlaufen soll. Sie wollen hier ihre Regeln durchsetzen. Wirklich schlimm sind aber die Jugendlichen. Die haben überhaupt keinen Respekt und erlauben sich alles. Sie wissen ganz genau, dass es für sie sowieso keine Konsequenzen gibt, egal was sie tun. Das ist sehr gefährlich. Mit dieser Art von Toleranz macht Österreich einen großen Fehler.“
Dem kann man nicht widersprechen. Tut man es doch, ist man rechts(radikal). Parvone kann das nicht verstehen. Ungläubig schüttelt sie den Kopf. Dabei fährt der Wind durch ihre wunderschönen langen schwarzen Haare, die sie viel zu lange verstecken musste.