Vom Weichspülen bis zum Schleudergang. In den letzten Jahrzehnten musste der Mann viele Programme durchlaufen. Und bei irgendeiner Um-drehung hat er sich verloren. Nun will sich der Mann emanzipieren. Dafür gaben zahlreiche prominente Redner beim ersten österreichischen Online-Männerkongress von Chris Peherstorfer Hilfestellung.
Text: Martina Bauer
Zehn Tage, 21 Redner und ganz viel Input für den modernen Mann. Das war der erste Online-Männerkongress. Interessierte aus ganz Österreich haben den Vorträgen vor ihren Computern gelauscht. Das Ziel des Kongresses war aber nicht nur die Emanzipation, sondern auch die Verbesserung der Kommunikation zwischen Mann und Frau.
Diesbezüglich hatte der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther eine frohe Botschaft. Er sagt: "Das männliche Gehirn unterscheidet sich grundsätzlich nicht vom weiblichen. Außerdem kann es umprogrammiert werden, sodass der Mann im 21 Jahrhundert die Chance erhält, seinen Halt im Inneren, also bei sich selbst, zu finden. Obwohl das Testosteron dafür verantwortlich ist, dass Buben viel stärker im Außen fixiert sind. Als Kinder interessieren sie sich für alles, was laut und stark ist, weil ihnen das Halt gibt. Und als Erwachsene sind es die soziale Stellung und Statussymbole, an denen sie sich orientieren."
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Dass aber am Weg zum neuen und wahren Mann nicht nur das Gehirn eine Rolle spielt, sondern auch die Seele, darauf verwies Psychologe Georg Fraberger. Der meint: "An meiner Männlichkeit muss ich ja nicht arbeiten, da ich als Mann zur Welt gekommen bin. Mann sein bedeutet auch menschlich zu sein. In meiner Kindheit habe ich angenommen, dass der Verstand den Menschen ausmacht. Als ich im Zuge meiner Ausbildung zum Psychologen auf der Neurologie gearbeitet habe, lernte ich, dass das, was den Menschen ausmacht, jenseits des Verstandes liegt. Also habe ich begonnen, mich für die Seele zu interessieren. Ein wichtiger Faktor, weil es für den heutigen Mann nicht einfach ist. Auf der einen Seite soll er führen, aber er kann eine Frau ja nur dorthin führen, wohin sie auch will. Also muss er auch spüren, was sie möchte, und sie dann leiten. Dafür braucht er Einfühlungsvermögen."
Das hat Franz Müllner, einer der stärksten Männer der Welt. The Rock wird er genannt, und von außen wirkt er tatsächlich wie ein Felsen, aber sein Kern ist butterweich. Er erzählte aus seinen Kindheitstagen. Wie rau es da zuging, und dass er öfter als ein Mal eine Watschen kassierte und vom Pfarrer an den Ohren gezogen wurde, bis sie einrissen. Heute hat der starke Mann selbst zwei Töchter und sagt: "Mir haben die Watschen nicht geschadet. Bei meinen zwei Mädchen würde ich das heute aber nie machen."
Ein weiteres Paradebeispiel für Veränderung ist Richard Steiner. Einst Rotlichtkönig und heute Buddhist. Er sagt: "Der Stoiker nimmt sein Schicksal an, so wie er es vorfindet. Er zeichnet sich durch extreme Gelassenheit gegenüber den widrigen Umständen seines Umfeldes aus."
Ganz anders als stoisch geht's im Haus von Reinhard Nowak zu. Da dürfen ruhig auch einmal die Fetzen fliegen. Nach Meinung des Schauspielers ist das sogar wichtig. Wie er Gleichberechtigung lebt, das erklärt der beliebte Entertainer so: "Ich wollte meine Tochter geschlechtsneutral erziehen, ohne Barbiepuppen. Aber recht bald habe ich bemerkt, dass es anscheinend genetisch vorgegeben ist, dass Mädchen mit Puppen spielen und Burschen raufen. In meiner Ehe lebe ich aber Gleichberechtigung. Und das geht so: Ich führe mich nicht auf wie ein Macho und helfe im Haushalt mit. Bügeln tu ich aber nicht. Das Geheimnis unserer Beziehung ist, dass wir uns von der Basis her gut verstehen, aber auch sehr viel streiten. Ich glaub, dass das Hauptproblem in vielen Beziehungen ist, dass man Probleme nicht anspricht und sie in sich reinfrisst. Egal ob Mann oder Frau."
Dass sich Schwierigkeiten aber nicht nur durchs Darüber-Reden lösen lassen, das weiß Martin Morauf nur zu gut. Vor allem dann, wenn die Beziehung erst mal den Bach runtergegangen und ein Kind da ist. Morauf ist Obmann des Vereins "Väter ohne Rechte". Er diskutierte beim Männerkongress mit seinem Team über die aktuelle Situation im österreichischen Familienrecht. Die Quintessenz daraus: "Über 90 Prozent aller Kinder leben nach einer Trennung ausschließlich bei ihrer Mutter. Väter haben per Gesetz keinen Anspruch mehr, an der Betreuung ihrer Kinder teilzuhaben, und viele Kinder verlieren sogar jeden Kontakt zu einem Elternteil. Politik und Justiz sind gefordert, das Recht von Kindern auf beide Eltern besser zu schützen und Lösungen zu finden, Erwerbs- und Betreuungsarbeit fairer zwischen Frauen und Männern aufzuteilen."
Es gibt sie also, die Gründe zur eMANNzipation. Der Online-Männerkongress war der erste Schritt. 2017 ist dann auch eine richtige Messe für den Mann geplant. Als Gegenstück zur La Donna. Darauf darf MANN gespannt sein. Das Paket zum Nachhören gibt's unter:
www.maennerkongress.at