Gültige Stimmen gegen die Arschlöcher

Foto: Lukas Beck

Die Gültige Stimme ist eine Webseite. Die Gültige Stimme ist eine TV-Sendung. Die Gültige Stimme ist eine gültige Stimme. Und als solche soll sie bei der Nationalratswahl 2018 auf den Stimmzetteln stehen. Das wünscht sich Roland Düringer. Warum der Schauspieler eine Partei gegründet hat, aber auf gar keinen Fall in die Politik gehen möchte, das verriet er alles roger? Text: Martina Bauer

 

Politik ist die Spielwiese, wo sich Arschlöcher aus einem großen Topf bedienen können." Das sagt Roland Düringer und trifft damit auf den Punkt, was sich viele Österreicher denken. Bereits vor Jahren, als der Schauspieler erstmals von sich als Wutbürger reden machte, wollten ihn viele in der Politik sehen. Am 21. September hat er die Partei Meine Stimme gilt gegründet. In die Politik will er aber noch immer nicht.

"Auf keinen Fall", weist Düringer alle diesbezüglichen Fragen zurück. Also keine Idee auf Kanzlerschaft oder sonstige Ämter. Die Partei will er gründen, weil: "Unser Ziel ist, dass der Name unserer Partei, bei der nächsten Nationalratswahl auf der Liste steht. Es geht nur um die Möglichkeit, bei G!LT ein Kreuz zu machen, wenn man seine Heimat in keiner der anderen gelisteten Parteien gefunden hat. Es soll eine bundesweite Demonstration gegen das Arschlochverhalten sein."

Folgendes Sonderangebot wurde exklusiv für Sie ausgesucht:


Alles roger? ist durch Click-Provision beteiligt.

 

Wer darin keinen Sinn sieht, weiß vielleicht nicht, dass alle Nicht- oder Ungültig-Wähler dem großen Topf zugeordnet werden. Bei der letzten Nationalratswahl waren das 27 Prozent. Gar nicht so wenig. Ungeachtet dessen wird der Topf, der dann ja nur zu 73 Prozent voll wäre, so gehandhabt, als wäre er zu 100 Prozent voll. Das gilt für die Aufteilung der Mandate ebenso wie für die Ausschüttung der Parteienförderung.

Für Roland Düringer ist das "Wahlbetrug. Die 27 Prozent werden einfach geschluckt. Die kommen dann nicht mehr vor." Grund genug für den Schauspieler, das zu ändern. Dabei geht es ihm nicht um Ideologien. Links oder rechts - diese Begriffe sind ihm egal. Es geht um das Ziel, jeder gültigen Stimme tatsächlich ihre Gültigkeit wiederzugeben. Auch wenn es für einen Wähler kein Angebot gibt, soll sein Kreuzerl Gewicht haben. Das soll die Demokratie stärken, über die Parteien hinaus.

Dass ihm diese Idee eine Herzensangelegenheit ist, kann man in seinen Tagebucheinträgen unter www.gueltigestimme.at oder auf seiner Facebookseite verfolgen. Mittlerweile hat sich im Zuge dessen auf Facebook auch die Seite Politkollegium gebildet.

Am 1. September, einige Tage nach der Gründung, hatte die Gruppe 1.200 Mitglieder und Düringer betitelte sein Videotagebuch: "Wenn du Lust auf Chaos hast, dann schau einmal beim Politkollegium vorbei. Alles wird gut, nicht die Nerven schmeißen ..." Man kann erahnen, was sich tut, wenn man die Schleusen öffnet. Da strömen dann auch die rein, die jeden Contest der absurden Vorschläge gewinnen würden.

Die Idee eines Mitglieds, dass die neue Partei ihre Parlamentssitze ja auch verlosen könnte, kommentierte Düringer im Breitfuß-Jargon so: "Manchmal wenn ich einige Leute in der U-Bahn so anschaue, dann denke ich mir Pfuuuh ... wahlberechtigt?" Wieder ein anderer wollte der Nationalratspräsidentin eine Petition übergeben. Düringers Meinung dazu: "Das wird der Frau Bures am Arsch vorbei gehen. Wir sollten aufhören etwas zu fordern, weil die nichts für uns machen werden." Damit sprach der Schauspieler den so wichtigen Punkt der Eigenverantwortung an.

Niemand sollte darauf vertrauen oder hoffen, dass es immer andere richten. Darum sieht sich der Initiator selbst bei diesem Projekt auch nur als Taxifahrer, der viele andere Unzufriedene mit auf die Reise nimmt. Freilich nicht nach dem Vorbild eines anderen Taxifahrers, zumal Düringer definitiv nicht Bundeskanzler werden möchte. Und weil jeder noch so gute Architekt auch einen Maurer braucht, will er ein Haus errichten, hat sich Roland Düringer den unabhängigen niederösterreichischen Landtagsabgeordneten Walter Naderer ins Boot geholt.

Einer, der gerne als Wendehals bezeichnet wird, zumal er sowohl bei der ÖVP als auch im Team Stronach gewirkt hat. Gegenüber alles roger? sagt Naderer dazu: "Als leidenschaftlicher Ornithologe habe ich kein Problem mit dem Wendehals. Ich weiß, was ich tu." Sehr zum Leidwesen vieler Kollegen, die jetzt schon unter falschen Namen im Politkollegium querschießen, alleine weil Naderer dabei und Obmannstellvertreter von G!LT ist.

Kein Wunder, zumal er nicht müde wird zu betonen, dass die Parteipolitik in Österreich allein auf die Abhängigkeit der Bürger zielt und nicht auf Motivation oder Überzeugung setzt. Querdenker wie Naderer sind für das Establishment unbequem. Trotzdem ist der Niederösterreicher gemeinsam mit seiner Frau für die Datenerfassung der Mitstreiter für G!LT verantwortlich. Als Freund von Düringer fungiert er als organisatorischer Berater und war auch bei der Partei-gründung dabei.

Noch geht es nicht um ein Parteiprogramm oder gar um Inhalte. Darin sind sich Düringer und Naderer einig. Auch darin, dass man das Ganze von der ironischen Seite angehen wird. Gag ist es dennoch keiner. Jene, die ihre Mithilfe per Mail bereits angeboten haben, werden oder haben auch Antwort bekommen, sobald alle Dateien erfasst sind. An ihnen ist es dann, sich in ihrem Einzugsgebiet um Unterstützungserklärungen zu kümmern, damit es die G!LT auf die Liste schafft.

Niemand soll bei der Nationalratswahl 2018 Strichmännchen, Blümchen oder gar "Fuck you" auf einen Stimmzettel malen oder schrei-ben müssen. Jedes Kreuzerl soll ein Gewicht haben, und wer weiß, vielleicht werden all die Kreuzerl in Summe richtig schwer wiegen. Den Weg dorthin wird Roland Düringer jedenfalls in dem Buch Gültige Stimme festhalten. Daran arbeitet er derzeit. Alle, die bei der G!LT mitmachen, werden vorab mit Kostproben versorgt.

Sollte diese Idee, die mehr eine logische Konsequenz aus dem politischen Interesse Düringers ist, in der heimischen Politik ein kleines Erdbeben auslösen, dann kann sich der Schauspieler sein berühmtes Zitat aus dem Film Muttertag in den langen Bart schmieren. Das da heißt: "I sog's glei: i woar's ned ..."

alles roger? alles gratis!

Jetzt bestellen und nur das Porto zahlen

Bestellen Sie alles roger? für ein Jahr und Sie bekommen das schrägste Magazin Österreichs gratis nach Hause geliefert. Sie bezahlen nur das Porto (1€). Bestellen Sie mittels Online-Formular bequem von Ihrem Computer aus.


Aktuelle Ausgabe



Klicken zum vergrößern

Ausgabe November 2016

» Jetzt abonnieren
Zum Selbstkostenpreis von 1€ Porto pro Monat!




Tipp der Redaktion