Doppelmoral in Lachsrosa

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Wenn es im österreichischen Blätterwald so etwas wie die Papier gewordene Moral gibt, dann ist das Der Standard. Zumindest laut selbst verpasstem Image.

Text: Cara Sommer

Immer auf der Seite des vermeintlich Guten. Grün bis in den letzten Punkt. Der Zeigefinger gegen alle Andersdenkenden fährt so schnell aus, dass jeder Schlachtschussapparat dagegen den Kürzeren ziehen würde. Also immer brav auf Schiene. Herausgeber Oscar Bronner ist gern gesehener Gast bei den jährlichen Bilderberg-Treffen.

Scheinbar ist aber nun ausgerechnet dort, wo sich die Moral so einen glänzenden, lachsfarbenen Tempel geschaffen hat, auch die Doppelmoral eingezogen. Anders ist es kaum zu erklären, dass die Standard-Ressortleiterin für Kultur, Dr. Andrea Schurian, für das Frauen-Magazin Woman ein großes Exklusiv-Interview mit der kürzlich gefeuerten Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco gemacht hat.

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Ohne die Medienlandschaft zu verfolgen, wäre das noch keine große Sache. Immerhin hat Schurians Ehemann, der Künstler Rudi Stanzel, auch schon mit Husslein-Arco zusammengearbeitet. Demzufolge dürften die beiden Frauen zumindest zarte Bande verbinden. Da darf man sich schon auf die Seite der Geschassten schlagen und auf dem Cover mitleidsvoll die Titelfrage stellen: Wem vertrauen Sie noch, Frau Husslein?

Wenn man aber weiß, wie im Standard, also im Ressort der Leiterin Schurian, über die Causa Husslein berichtet wurde, dann mutet das doch mehr als seltsam an. Die Berichterstattung zu den möglichen Verstößen von Husslein gegen Compliance-Richtlinien war dort ganz objektiv, an Fakten orientiert und damit naturgemäß nicht Pro-Husslein. Ehre wem Ehre gebührt. Da stehen wir nicht an zu loben.

In der Berichterstattung wurde nie der Erfolg der ehemaligen Belvedere-Direktorin angezweifelt. Vielmehr war es der Weg, den Husslein dabei ging. Korruption war das Thema, ohne darauf hier näher eingehen zu wollen. Es ist doch einiges, was Husslein in Sachen Verstöße gegen die Compliance-Richtlinien vorgeworfen wird. Das würde hier den Rahmen sprengen. Das können Sie alles im Standard nachlesen. Und auch der Falter berichtete über Das Familienaffärchen bezüglich eines Geburtstagsfestes für Hussleins Enkel im Unteren Belvedere. Um sich dagegen zu wehren, bot Andrea Schurian der Museumsgräfin, wie sie gerne genannt wird, in Woman eine Plattform. Und lässt die Welt wissen: Eigene Fehler erkennt sie nicht. Nun ja, das haben ohnehin die damit befassten Gerichte zu entscheiden.

Fakt ist: Husslein ist als Belvedere-Direktorin Geschichte und damit auch die 250.000 Euro Jahres-Salär, die es als Zusatzverdienst zur ASVG-Pension obendrauf gab. Das ist schmerzlich. Das kann man verstehen. Und die Freunde - naturgemäß aus gehobenen Schichten - leiden mit. Selten tobte im Internet zu einem Kulturthema so ein Schreibkrieg zwischen Gegnern und Unterstützern. Zu letzteren zählt offenbar auch die Standard-Ressortleiterin.

Warum sie dieses Interview nicht für jenes Medium gemacht hat, bei dem sie Ressortleiterin ist, bleibt das Geheimnis von Schurian. Hätte nicht so gut zur Optik der restlichen Berichterstattung gepasst. Jetzt ist sie aber noch schiefer. Vielleicht ebenso schief wie die im Standard erschienen Artikel über Schurians Gatten. Der Künstler fand von 2002 bis dato in der Online-Ausgabe Erwähnungen in 19 Artikel. 14 davon erschienen seit Herbst 2008. Damals hat Schurian die Kultur-Ressortleitung übernommen. Kunst braucht Nähe.

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