Ein Genie im Gespräch

Foto: Getty Images

Ein hochintelligenter theoretischer Physiker mit dem Körper einer Gottesanbeterin, panischer Angst vor Keimen und körperlicher Nähe sowie unzähligen Ticks und Spleens. Acht von zehn Österreichern wissen sofort, von wem die Rede ist: Dr. Dr. Sheldon Lee Cooper, dem unumstrittenen Star der Erfolgsserie The Big Bang Theory. alles roger? hatte das Vergnügen, sich mit Jim Parsons zu unterhalten. Über Geld, Zukunftssorgen und warum er Sheldon Cooper ähnlicher ist, als er es gerne hätte.

Interview: Roland Hofbauer

Seit 2007 geben Sie Sheldon Cooper und wurden praktisch über Nacht zum Superstar. Wie lebt es sich mit seinem Alter Ego und den Hype um Sie beide?
Es klingt eventuell komisch, aber in meinem Leben hat sich nicht viel verändert, denn irgendwie spiele ich mich wirklich selbst. Angefangen von der komischen Körperhaltung bis hin zu geregelten Mahlzeiten sowie einem kleinen Problem mit körperlicher Nähe. All das ist Sheldon, und all das bin auch ich. Ich habe auch nur wenig gute Freunde, die meine Seltsamkeiten aushalten, aber dafür umso loyaler zu mir sind. Mit dem Hype um meine Person kann ich eigentlich sehr gut umgehen. Das sind doch nur ab und zu ein paar Autogramme und Fotos. Ich genieße das sogar, denn wer hätte geglaubt, dass ein Typ wie ich einmal wirkliche Fans hat, keine eingebildeten, sondern wirkliche, menschliche Fans. Lediglich, wenn man meinen Verwandten zu dicht auf die Pelle rückt, kann ich auch etwas böse werden.

Wie sieht es aus, wenn Jim Parsons wütend wird, werfen Sie mit Schimpfwörtern und Gegenständen um sich?
Nein, ich kann aber sehr böse dreinschauen und die Leute mit richtig vernichtenden Blicken und herabwürdigendem Kopfschütteln bestrafen. So ähnlich wie bei Sheldon, nur gibt es bei mir keine Strikes, sondern dann auch einmal kein Interview oder nettes Foto. Ich bin für vieles zu haben, aber auch ich habe meine Grenzen. Und ja, manchmal denke ich mir heimlich: Was für ein Arschloch.

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Sie haben bereits vier Emmys und einen Golden Globe gewonnen. Haben Sie Angst, nach der Serie einen Absturz zu erleiden?
Ja natürlich! Das ist doch verständlich. Ich habe doch nie damit gerechnet, einmal so erfolgreich zu sein. Es hätte mir vollkommen gereicht, vom Schauspiel leben zu können. Durch diese einmalige Chance, Sheldon Cooper zu verkörpern, habe ich schon viel mehr geschafft, als ich mir zu erträumen wagte. Es ist klar, dass die Serie nicht ewig weitergehen kann, und es ist auch klar, dass man so eine Erfolgsserie nicht leicht wiederholen kann. Man muss sich ja nur die Schauspieler von Scrubs ansehen. Alle haben wieder neue Serien, doch an den Erfolg kann man nicht so einfach anknüpfen. Ich habe schon gewonnen, wenn ich nach dem Serienende nicht einfach wieder in einem kleinen Theater in Texas spielen muss.

Sie und ein paar andere Kollegen von The Big Bang Theory bekommen pro Folge eine Million Dollar. Finden Sie das Gehalt gerechtfertigt?
Egal was ich jetzt sage, es ist wahrscheinlich eine Momentaufnahme. Ein Top-Schauspieler in Hollywood bekommt ja auch 20 Millionen Dollar für einen zwei stündigen Film. Bei uns sind es 20 Folgen zu je 20 Minuten, und wir erreichen durch Wiederholungen einen unglaublich hohen Werbewert. Da sind wir mit der Million pro Folge eigentlich relativ günstig. Andererseits hätten einige von uns anfangs sogar umsonst gespielt. Erst durch den Hype und die permanente Verlängerung unserer Verträge hat sich das Gehalt so gesteigert. Bei anderen Jobs bekommt man ja auch Gehaltserhöhungen durch gute Leistungen. Und was auch noch wichtig zu beachten ist, Charly Sheen hat ja sogar mehr als wir bekommen, und jetzt kämpft er finanziell. Das kann ganz schnell gehen, und man ist wieder ganz unten. Bei uns hoffentlich nicht, da bei uns bis dato niemand Tigerblut getrunken, Prostituierte im Kasten eingesperrt und unseren Produzenten ordinär beschimpft hat.

Sie machen immer ein großes Geheimnis um Ihren Partner, nicht aber um Ihre Homosexualität, woran liegt das?
Ich mache kein Geheimnis aus irgendwas, ich habe nur Prioritäten. Dass ich zu meiner Sexualität stehe, ist doch selbstverständlich. Die Zeiten, wo man sich deswegen verstecken musste, sind doch wirklich vorbei. Sogar im prüden Texas haben die Menschen das kapiert. Meinen Partner verstecke ich sicher nicht, nur will er nicht zum Spielball der Medien werden, und das akzeptiere ich, und das müssen auch alle anderen Leute akzeptieren.

Bei welcher Ihrer Eigenheiten werden Sie am meisten an Sheldon Cooper erinnert?
Mein Verständnis für Witze und meine nicht vorhandene Gabe, Witze wiederzugeben. Da komme ich mir manchmal wirklich wie ein Autist vor. Da spielen meine Synapsen einfach nicht mit oder sind zu stark ausgebildet dafür. Das heißt, ich bin einfach zu intelligent für banale Witze. Ja, bei dieser Erklärung möchte ich es dann gerne auch belassen.

Wie würden Sie reagieren, wenn ihr Produzent Chuck Lorre morgen zu Ihnen käme und sagen würde: "Die Sendung ist ab sofort eingestellt."
Ich würde hoffen, es handelt sich um einen dummen Witz, den mein außergewöhnliches Gehirn gerade nicht begreift.

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