Zwischen den USA und Nordkorea herrscht großes Säbelrasseln. Der Konflikt in Korea reicht bereits in die 1950er-Jahre zurück. Nun ist er wieder aktuell und sorgt auf internationaler politischer Bühne für Unruhe. Hier lesen Sie die Hintergründe dazu.
Text: Helmut Neuhold
Die derzeitige weltpolitische Situation ist unruhig. Der zuvor als amerikanischer Isolationist verschriene neue US-Präsident Trump betreibt mit einem Mal eine sehr aggressive Außenpolitik, zum Beispiel gegen den Norden des geteilten Korea. Nordkorea wird von einem brutal-kommunistischen und seltsamerweise dynastischen Regime unter Kim Jong-un beherrscht. Es ist das Land des Hungers und der realsozialistischen Massenaufmärsche und symbolisiert wie kaum ein anderes historisches Beispiel, wie der marxistische Wahnsinn zu enden pflegt. Die Wurzel der derzeitigen Situation in Korea bildet der Koreakrieg (1950 -1953), der ein sehr blutiger Konflikt war und eine Situation hinterließ, die bis heute andauert.
Der Koreakrieg war der erste Stellvertreterkrieg während des sogenannten "Kalten Krieges". Letztlich standen sich die beiden Supermächte USA und Sowjetunion gegenüber, die den Einfluss des jeweils anderen möglichst zurückdrängen wollten. Da nach der bedingungslosen Niederlage der Japaner, die Korea zuvor besetzt hatten, das Land in zwei Besatzungszonen geteilt war, bauten sich Spannungen auf, die durchaus mit jenen bei der Teilung Nachkriegsdeutschlands vergleichbar waren. Nur kam es hier schließlich zum offenen Konflikt, als 1950 die nordkoreanische Volksarmee Südkorea und damit auch die Amerikaner offen attackierte.
Überraschender Überfall
Trotz einer Anzahl von Grenzverletzungen und militärischer Attacken zuvor kam der eigentliche Überfall am 25. Juni 1950 für die Südkoreaner überraschend. Unter dem Vorwand, einem groß angelegten Angriff aus dem Süden zu begegnen, überschritten die Truppen Nordkoreas die Demarkationslinie und marschierten rasch vor. Beim ersten Luftschlag gegen den Fliegerhorst Gimpon zerstörten nordkoreanische Bomber auch eine Maschine der U.S. Air Force.
Zuvor hatte der Test einer Atombombe durch die Sowjetunion im Jahr 1949 das US-Monopol auf diese Waffe gebrochen. Dazu kam, dass die Sowjets eindeutig eine Überlegenheit am Sektor der konventionellen Streitkräfte hatten. Mitten unter die massiven Bestrebungen zur Aufrüstung vonseiten der Vereinigten Staaten platzte der Angriff der kommunistischen Nordkoreaner. Die Weichen für einen Stellvertreterkrieg waren damit faktisch gestellt, da die USA nun Flagge zeigen mussten, um nicht ihr Gesicht zu verlieren. Hatten doch auch kurz zuvor die Kommunisten unter Mao die Macht in China übernommen und den von dem Amerikanern unterstützten Chiang Kai-shek nach Taiwan vertrieben.
Den USA gelang es, die Vereinten Nationen zum Eingreifen auf der Seite Südkoreas zu motivieren, sie trugen jedoch in der Folge die Hauptlast der militärischen Unterstützung selbst. Schließlich griffen die Sowjets und das kommunistische China als Verbündete Nordkoreas massiv ins Kriegsgeschehen ein. War es den Südkoreanern und ihren hauptsächlich amerikanischen Verbündeten zunächst gelungen, die anfangs weit vorgestoßenen Nordkoreaner bis an die Grenze Chinas zurückzudrängen, so wirkte sich die Hilfe der kommunistischen "Bruderländer" nun zugunsten des Nordens aus. Auch die Amerikaner und andere UNO-Truppen mussten nun dem massierten Angriff kommunistisch fanatisierter Chinesen und Nordkoreaner weichen. Die bereits einmal vom Norden besetzte südkoreanische Hauptstadt Seoul wurde erneut überrannt, ehe man die kommunistische Offensive stoppen konnte.
Fast Atomwaffeneinsatz
Ab Herbst 1951 kam es zu massiven Bombardierungen, die an den Zweiten Weltkrieg erinnerten und zu hohen Opfern der Zivilbevölkerung führten. Nachdem sich das Kriegsgeschehen schließlich in einem Stellungskrieg festfraß, wurde nach zweijährigen Verhandlungen im Juli 1953 schließlich ein Waffenstillstand unterzeichnet. Dieser war in erster Linie auf den amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman zurückzuführen, der deshalb auch den ursprünglichen Befehlshaber General MacArthur seiner Ämter enthob, da dieser auf Atomwaffen gegen China setzen wollte.
Die Auslösung eines dritten Weltkrieges war aber nicht im Sinne der USA-Führung und ihrer Verbündeten. Erst nachdem MacArthur abgelöst worden war, konnten sinnvolle diplomatische Verhandlungen geführt werden. Die Person des amerikanischen Generals Douglas MacArthur, der bereits im Ersten Weltkrieg, in der Zwischenkriegszeit und im Zweiten Weltkrieg eine bedeutende Rolle gespielt hatte, stellt einen wesentlichen Faktor im Koreakrieg dar. Dieser alte "Haudegen", der als charismatischer Hardliner bekannt war und von manchen Autoren mit einem verhinderten "Julius Caesar" verglichen wurde, war sicherlich eine sehr ambivalente Persönlichkeit. Immerhin forderte er trotz seiner Vergangenheit als großer Krieger in seinen späteren Jahren die Abschaffung aller bewaffneten Streitkräfte der Welt.
Fünf Millionen Tote
Der Koreakrieg ist sehr verlustreich verlaufen und hat mehr als vier Millionen Zivilisten und etwa eine Million Soldaten das Leben gekostet. Wobei die Verluste des kommunistischen Nordens und seiner chinesischen Verbündeten um einiges höher waren als jene des Südens und der Amerikaner sowie ihrer Verbündeten. Hunderttausende Tonnen an Bomben und Napalm-Angriffe nahmen vieles vorweg, was später in Vietnam passieren sollte. Da Korea allerdings dichter besiedelt war als Vietnam, waren die Op-ferzahlen auch entsprechend hoch. Besonders in Nordkorea waren die Zerstörungen fast apokalyptisch. Dazu kam eine erschreckend hohe Zahl von Kriegsverbrechen beider Seiten, die mindestens 300.000 Opfer forderten. Die Behandlung der Kriegsgefangenen widersprach zudem oft allen internationalen Konventionen, was auch viele Opfer forderte.
Kein Friedensvertrag
Der durch den Waffenstillstand entstandene Zustand einer Teilung des Landes entlang des sogenannten 38. Breitengrades, ohne wirklichen Friedensvertrag, hält bis heute an. Diese lange Periode sah den Aufstieg des vorher armen Südkorea zu einer modernen westlichen Wirtschaftsmacht mit hohem Lebensstandard, während Nordkorea in einer Art von Urkommunismus unter der einzigen kommunistischen Dynastie der Welt verknöcherte. Während der nach einigen Turbulenzen letztlich demokratische Süden eine erfolgreiche Exportnation wurde, hatte die Bevölkerung des militärisch hochgerüsteten Nordens unter Hungersnöten, Armut und politischer Verfolgung zu leiden. Provokationen waren vor allem vonseiten des Nordens an der Tagesordnung und einige Male schien es, als stünde Korea wieder an der Schwelle eines erneuten Kriegsausbruchs. Nordkorea konnte sich bis heute der Unterstützung des weiterhin von einer kommunistischen Partei beherrschten, aber inzwischen turbokapitalistischen Chinas erfreuen, was den Status quo zementierte. Bis heute jedenfalls. Die Entwicklung der jüngsten Zeit zeigt aber, dass der alte Konflikt jederzeit wieder in eine heiße Phase gelangen kann.
Noch immer im Kriegszustand
"Der Koreakrieg ist nicht Vergangenheit, er ist Gegenwart", sagte der südkoreanische Generaloberst Je Seung-yoo. An der hermetisch überwachten Grenze stehen sich 1,1 Millionen nordkoreanische und 690.000 südkoreanische Soldaten gegenüber. Dazu kommen noch 28.500 im Süden stationierte Amerikaner. Ein wirklicher Friede sieht anders aus. Es ist klar, dass dieser Zustand nicht ewig anhalten kann, denn das kommunistische Regime in Nordkorea ist ohne Hilfe von außen eigentlich nicht lebensfähig. Die Rolle Chinas, von dem dieses grausame Unrechtsregime in erster Linie wirtschaftlich abhängig ist, scheint undurchschaubar. Dazu kommt noch der machtpolitische Konflikt Chinas mit den USA und Japan um die Hegemonie im gesamten ostasiatischen Raum. Für zukünftige Spannung ist also gesorgt.