Die Nahrungsergänzungsmittel von Robert Franz haben Hunderttausende von Fans. Der Wahl-Steirer hat aber auch einen großen Feind: die Pharmaindustrie. Angst hat er vor dem übermächtigen Gegner keine. Im Gespräch mit alles roger? erklärt der gelernte Automechaniker das Geheimnis seiner Produkte, warum er violette Haare trägt und sich selbst keinesfalls als Guru sieht.
Text: Martina Bauer
Es ist nicht einfach, im Schneegestöber zum Bauernhaus von Robert Franz in der Steiermark zu finden. Vermutlich ist die Abgeschiedenheit auch Absicht, weil ihm seine Fans sonst die Tür einrennen würden. Der Mann mit den violetten Haaren und dem grauen Bart empfängt uns barfuß - im knietiefen Schnee - das Telefon am Ohr. Er legt auf und wenige Sekunden später läutet es wieder. Dann stellt er es stumm. Um die 190 Anrufe ereilen ihn pro Tag. Alles Klienten, die ihm ihre Wehwehchen schildern und wissen wollen, welche Produkte sie dagegen nehmen können. Aus diesem Grund strömen auch zu jedem Vortrag um die 1.000 Menschen. Als wäre er die Fleisch gewordene Hoffnung, so hängen die Besucher an seinen Lippen.
Misstrauen gegen Ärzte
Er selbst sieht sich aber nicht als Guru und will auch keiner sein. Ganz im Gegenteil: "Ich will den Leuten zeigen, dass es jeder kann, dass sie die Verantwortung selber übernehmen müssen. Sie geben die Verantwortung an die Ärzte ab und das ist ein Fehler. Sie wollen Diagnosen, bekommen aber Lügen und Medikamente. Ich sehe mich als Werkzeug, um die Welt zu ändern", sagt der gelernte Automechaniker, der nicht müde wird, das zu betonen. Ausgebildeter Heilpraktiker ist er nicht. "Das könnte ich in zwei Wochen sein, aber wozu? Jeder kann das."
Aber selbst Robert Franz schüttelt das das enorme Wissen über die Heilkräuter und deren Wirkung nicht aus dem Ärmel. Aufgewachsen in Rumänien, hat er als Kind die Sommer bei Verwandten in den Wäldern der Ostkarpaten verbracht. Damals hat er sich bereits für Heilkräuter interessiert und von den Alten viel darüber gelernt. Mittlerweile nennt er 15.000 Bücher zum Thema der hohen Heilkunst sein Eigen. Das teuerste kostete 4.000 Euro. Die Geheimnisse daraus bringt er heute in seinen viel gefragten Produkten zusammen.
"Kurpfuscher" gegen Mängel
Dass ihm proportional zur Nachfrage auch die Pharmaindustrie, die Ärzte- und Apothekerschaft zusetzt, schert ihn überhaupt nicht. Er trägt ein weißes T-Shirt mit violetter Aufschrift "Kurpfuscher unterwegs". Franz ist eine wandelnde Provokation für das gängige Gesundheitssystem. "Die rechnen ja gar nicht damit, dass jemand das System bekämpft. Wenn ich aber das System bekämpfe, muss ich wissen, wie es funktioniert. Ich muss wissen, was der Arzt macht, was der Homöopath, die Kräuterfrau, einfach alles dazu. Heute suchen alle Idole und sind dabei nicht imstande, sich selbst zu finden. Das ist aber der Punkt. Darum geht es."
Davon war Robert Franz bereits überzeugt, als er nach seiner Flucht aus Rumänien in Deutschland auf Baustellen Beton mischte. Zu seinem 17-Stunden-Arbeitstag gehörten aber auch Vorträge über natürliche Gesundheit und Heilkräuter. Dort hat er auch erkannt, dass die Leute Produkte nehmen, die nichts bringen, billigen Schrott aus China. "Das hat mich richtig gestört. So bin ich zu meinen Produkten gekommen. Erst zu Vitamin C, dann zu D3. So ging es dahin. Jeder Mensch hat nur Mängel, und die haben die Ärzte in Krankheiten umgemünzt. Erstens fehlt die Sonne. Dafür gibt's D3, zweitens ist die Durchblutung wichtig, dafür nimmt man OPC, und drittens braucht man die Bausteine Vitamin C und B12 fürs Gedächtnis, sonst verblödet man. Ein wichtiger Punkt sind auch die Schmerzen. Die Ursache kommt meist von Entzündungen, die das Immunsystem angreifen, und dagegen gibt's MSM, also Schwefel."
Hochwertige Wirkstoffe
Essenziell sind dabei hochwertige Inhaltsstoffe, betont er: "Ich kann doch Menschen, die ohnehin schon vom Schicksal gebeutelt sind, nicht auch noch bescheißen. Wir haben keine ethischen Werte mehr. Das ist ein Problem. In meinen Produkten stecken hochwertige Wirkstoffe. Ich habe dafür sämtliche Hersteller durchforscht. Chondroitin könnte ich für 30 Euro von Schweinen in China bekommen. Ich kaufe es aber für 120 Euro von Rindern aus Schweden. OPC beziehe ich aus Frankreich. Die stellen pro Jahr 30 Tonnen her. 26 davon nehme ich ihnen ab." Seine Produkte lässt er ausschließlich in Glasbehälter abfüllen, die ihn laut eigenen Aussagen um rund 5,6 Millionen Euro mehr kosten als Plastikdosen. "Aber was wäre das für eine Botschaft, wenn jeder zweite Fisch schon Plastik im Maul und im Magen hat? Dieses Geld brauche ich nicht. Ich möchte meinen Beitrag zur Rettung des Planeten leisten und ich kann jedem Menschen in die Augen schauen. Deine Worte sollen deine Taten sein", sagt der Mann, der in der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs redet.
Heilen mit Wissen
Neider sehen es nicht gerne, dass das Geschäft mit seinen Nahrungsergänzungsmitteln so boomt. "Alle schreiben, dass Robert Franz Millionär ist. Dass ich im Vorjahr 870.000 Euro Steuern bezahlt habe, das schreibt niemand. Und auch nicht darüber, dass ich mit dem Geld immer weiter produziere. Ich selbst brauche kein Geld wie die Pharma, um Menschen zu vergiften. Ich möchte sie heilen. Ich verwende mein Geld dafür, um die Leichen der Pharmaindustrie aufzusammeln. Doktor Schwarz, ein Arzt aus Stuttgart, hat kürzlich gesagt, ,Robert Franz hat mehr Wissen als alle Ärzte zusammen.?"
Davon unbeeindruckt haben die Ärztekammer Steiermark und die Apothekerkammer Österreich bei der Staatsanwaltschaft eine Klage gegen den erfolgreichen Querdenker eingebracht. Der Polizist, der ihm das als Erster gesteckt hat, nimmt selbst Produkte von Franz. So wie immer mehr Menschen, die den Rebellen auch überall erkennen und ansprechen. Warum die Kombination aus violetten Locken und grauem Bart? "Die Farbe Violett hat mit 720 Millionen die höchste energetische Schwingung. Rot zum Beispiel hat nur 320 Millionen. Der graue Bart steht für die Weisheit", sagt Franz und lacht. Die Frage, ob er spirituell ist, verneint er. "Ich stehe mit beiden Beinen am Boden und fühle mich als der normalste Mensch auf diesem Planeten."
Angstfreier Naturbursch
Darum ist es für den Naturburschen normal, dass er in der Steiermark, wohin er vor einem Jahr aus Deutschland zog, mit 70 Hunden, 40 Enten, zehn Hochland-Rindern, zwei Schweinen, zehn Hühnern, drei Katzen, sieben Schafen und zehn Ziegen lebt - auf einer Art Gnadenhof. Demnächst möchte er eine Petition dafür starten, dass Tiere in Österreich nicht mehr als "Sache" gesehen werden.
Zuvor, nämlich im April, bringt er sein nächstes Buch heraus. Der vielsagende Titel: Fuck the Pharma - enjoy your life, übersetzt: "Scheiß auf die Pharma, genieß dein Leben". Dass er mit so einer Provokation noch mehr unter Druck geraten könnte, fürchtet Franz nicht. "Ich habe keine Angst. Ich bin angstfrei geboren. Außerdem ist es die Wahrheit. Die Pharmaindustrie verkauft Gift. Aber davor warnt die Ärztekammer nicht. Vor meinen Produkten schon, weil sie natürlich sind. Das stört ihr Geschäft. Das ist es", sagt er und zieht sich - ausnahmsweise - Stiefel an. Bevor er in wenigen Stunden wieder bei einem Vortrag vor rund 1.000 Menschen reden wird, geht er noch in den Stall zu seinen geliebten Tieren.