Mit volksdümmlicher Musik können wir nichts anfangen

Foto: Beigestellt
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Sie sind eine Band wie eine Naturgewalt, haben aber den lieblichen Namen Tagträumer. Wir trafen zwei der Amadeus-Gewinner, Thomas M. Schneider und Kevin Lehr, im Warner-Music-Hauptquartier in der Mariahilferstrasse zum flotten Interview. Gegenüber alles roger? sprachen sie über Castingshows, neue Projekte und warum man viel mehr schmusen sollte.


Interview: Roland Hofbauer

 Hand aufs Herz, wie kam eigentlich der Bandname Tagträumer zustande?

Thomas Schneider: Der Name steht für unsere Nachtaktivitäten und eigentlich fürs tagsüber Schlafen. Ich habe mich gestern um zwei Uhr ins Bett gekämpft, damit ich heute um zehn aufstehen konnte. Das ist ein Horror.

 Wie handelt ihr dann eine Einladung zum Frühstücksfernsehen?

Kevin Lehr: Das ist genau der Schnittpunkt, wo wir eigentlich Schlafengehen. Da müssen wir für so einen Auftritt maximal noch ein, zwei Stunden dranhängen und gehen eben dann schlafen.

 Es gibt Bandmitglieder die solo bei Castingshows teilgenommen haben, als Tagträumer habt ihr bei "Herz von Österreich" mitgemacht. Wie steht ihr heute zu Castingshows?

Lehr: Das werden wir immer wieder gefragt. Grundsätzlich sind solche Shows nicht schlecht. Wenn man authentisch bleibt, ist das okay, man kann eine breite Masse erreichen.

Schneider: Man muss eben wirklich aufpassen, was man dort unterschreibt. Ich würde jungen Leuten nur raten, da teilzunehmen, wenn sie einen guten Anwalt haben. Je jünger man ist, desto naiver ist man. Man sieht den Vertrag und denkt nur an die große Chance und unterschreibt. Am Ende des Tages steht man dann da und muss 90 Prozent seines Gewinns abgeben. Da kann man sich gleich auf die Straße setzen und Musik machen.

 Ihr seid Amadeus-Preisträger. Wie wichtig ist diese Auszeichnung in Österreich wirklich? Oder kann man den Preis gleich als Türstopper benutzen?

Lehr: Also der Preis dürfte vor allem den Veranstaltern nicht so viel wert sein, denn der ist nur ganz billig zusammengeklebt und fliegt auch gleich auseinander. Außerdem ist er nicht einmal gebrandet, da stehen nicht einmal die Namen der Gewinner oben. Wir haben uns trotzdem über die Auszeichnung gefreut.

Schneider: Es ist ein schöner Preis, aber man wird deswegen nicht häufiger im Radio gespielt oder bekommt mehr Auftritte.

 Gibt es Künstler, mit denen Ihr gar nichts anfangen könnt?

Lehr: Mit Volksmusik teilweise. Da gibt es zwar auch sehr niveauvolle Gruppen mit tollen Musikern, aber es gibt auch die volksdümmliche Musik, mit weichem D und zwei M. Dazu gehören jetzt Kandidaten wie die Amigos.

Schneider: Damit muss man auch wirklich nichts anfangen können. Da bin ich ganz bei Kevin. Ich kann auch nicht viel mit Gabalier anfangen, dazu bin ich zu raplastig. Eine Band gibt's noch, mit Wanda kann ich auch wirklich nichts anfangen. Ich hab?s wirklich probiert, aber da hör ich mir lieber Bilderbuch an. Von wem wir wirklich enttäuscht sind, ist das Team von Christina Stürmer; mit ihr hätten wir spielen sollen, aber da hätten wir uns dann einkaufen müssen, das war nicht okay.

 Wie schwierig waren die Anfänge bis hin zu den ersten Erfolgen mit Tagträumer?

Lehr: Der Erfolg kam eigentlich schnell, trotzdem haben wir am Anfang vor sehr wenigen Menschen in kleinen Lokalen gespielt. Aber das war auch okay, die Leute haben uns wirklich zugehört.

 Wie haben eigentlich die Eltern und das Umfeld auf Ihre Entscheidung reagiert, Berufsmusiker zu werden?

Schneider: Also bei mir war das nie ein Problem, meine Mutter hat mir da nie Steine in den Weg gelegt. Ich wollte nie in die Schule gehen und habe mich immer quergestellt. Da war immer klar, dass ich einmal was Anderes machen werde.

Lehr: Mir war immer klar, dass ich irgendwas mit Musik machen werde und wurde von der Familie voll unterstützt. Als dann die Chance mit Tagträumer kam, ging alles so schnell und alle waren immer sehr stolz auf mich.

 Die Karriere ist noch recht jung, gibt es trotzdem schon schwere Fehler, die Sie gemacht haben?

Schneider: Natürlich, viele. Es ist aber auch so, dass Fehler gemacht werden müssen, sonst lernt man ja nicht dazu. Das war gut, dass wir gleich so viele in unserem ersten Jahr gemacht haben.

Lehr: Fehler müssen gemacht werden, wir haben blöde Verträge unterschrieben oder sind mit den falschen Leuten Arbeitsverhältnisse eingegangen. Da erkennt man erst spät, dass manche nur an der eigenen Geldbörse interessiert sind.

 Die Geschichte zeigt, dass jede Band ein Ablaufdatum hat. Wie kann man internen Streit vermeiden?

Schneider: Vermeiden kann man nichts, man kann versuchen zusammenzuhalten. Gegen eine Joko Ono ist man nie gefeit. Stell dir einfach vor, fünf Leute kochen eine Suppe, das ist nie einfach. Im Großen und Ganzen sind wir eine Demokratie, so ähnlich wie Österreich (lacht).

Lehr: Man muss auch einfach einmal zurückstecken und viele Kompromisse eingehen. Das ist wie eine Beziehung. Wenn?s um Texte geht, hat der das Sagen, der die meisten Ideen hat und das ist eindeutig der Thomas.

 Gibt es eigentlich auch Soloprojekte oder Ähnliches?

Schneider: Ja, da läuft bereits einiges. Wenn bei uns jemand Lust hat, dann kann er nebenbei machen was er will.

Lehr: Es gibt auch Projekte von Thomas und von mir, wo wir im Dialekt singen, das sind so Rauschaktionen. Wir wollen richtigen Austropop machen, das Zukunftsprojekt heißt Schneider & Lehr, also eine Hommage an Seiler und Speer.

 Wie schaut es denn aus mit dem Liebesleben, sind Sie liiert und hat man überhaupt Zeit für eine Beziehung als Popstar? Und wie sieht das mit One Night Stands mit weiblichen Fans aus?

Lehr: Man hat es so, wie man es sich richtet. Wir haben großteils weibliche Fans, aber ich muss ehrlich sagen, ich habe noch keine Frau unter den Fans gesehen, die irgendwie meinem Typ entspricht. Das Interesse an einem Fan ist auch nicht so groß, das ist ja nichts Echtes.

Schneider: Vielleicht irgendwann einmal, alles kann passieren. Weißt eh, ein bisserl schmusen gehört zum Leben, da ist nix dabei.

 

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