Johanns Erben: Auf dem Sprung zum Megaerfolg

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Ganz selten hat man das Glück, eine Band genau am Sprung zum Megaerfolg zu erwischen, um als Medium unterstützend mitwirken zu können. Johanns Erben sind mit Sicherheit so eine Ausnahme. Drei der sieben Bandmitglieder gaben alles roger? anlässlich ihrer neuen Single Guten Morgen Wien ein Interview im Wiener Prater. Dass die Salzburger Lifeband alles andere als kurzlebiger Mainstream ist, weiß auch VolksRocknRoller Andreas Gabalier, der die Band als Vorgruppe auf seiner Tournee engagiert hat.


Text: Roland Hofbauer

Johanns Erben ist wohl eher ein ungewöhnlicher Bandname. Was steckt da dahinter?

Arnold Kendlbacher: Inspiriert durch unsere Väter, Großväter und Onkel, die irgendwie alle Johann heißen und uns schon zu Lebzeiten ein gedankliches Erbe vermachen, war der Name irgendwie greifbar. Aber das war natürlich nicht unser erster Bandname, unsere Ursprungsband heißt eigentlich Die Sumpfkröten.

Mike Winkler: Wir kennen uns alle schon seit Mitte der 90er und machen gemeinsam Musik. Wir haben wirklich ganz unten angefangen. Wir haben auch Konzerte vor drei Leuten gegeben, aber irgendwann hat sich dann der Erfolg eingestellt.

Andreas Fleißner: Die Sumpfkröten sind aber eine klassische Coverband, da spielen wir keine eigenen Sachen. Wir sind sehr gut gebucht und treten seit Jahren am Münchner Oktoberfest und ähnlichen Veranstaltungen auf.

Kendlbacher: Irgendwann waren uns Coverversionen aber zu wenig und wir haben begonnen, eigene Sachen zu schreiben und schnell gemerkt, dass man das nicht mischen kann, das verträgt sich einfach nicht. Also haben wir Johanns Erben ins Leben gerufen und mussten damit wieder ganz von vorne anfangen. Die ganze Band musste sich entscheiden, ob man den Schritt wagen will und auf einmal für die Auftritte keine oder nur wenig Gage bekommt. Aber alle sind mitgezogen.

 Eure Songs wie Loben & Preisen oder Heizung haben Kultpotential. Wer schreibt und textet denn eure Lieder?

Winkler: Irgendwie machen wir das alles gemeinsam. Jeder trägt eine Textzeile, ein cooles Riff oder manchmal auch nur einen blöden Spruch zu einem Song bei und es funktioniert einfach.

Kendlbacher: Es harmoniert einfach. Jeder hat Ideen für Passagen oder ganze Nummern und das Kollektiv macht daraus eine einzigartige Nummer. Das funktioniert natürlich nicht jedes Mal, aber generell ist das unser Konzept.

Fleißner: So hat das auch bei unserer neuen Single Guten Morgen Wien funktioniert. Die kommt im August raus. Wir haben den Song übrigens zum ersten Mal im ausverkauften Münchner Olympiastadion gespielt und die Leute fanden ihn gut.

Kendlbacher: Die Atmosphäre in München war unbeschreiblich. Es war ein unglaubliches Gefühl, auf dieser Bühne vor 72.000 strahlenden Gesichtern zu stehen, und wir hätten diesen Platz mit keinem anderen Ort der Welt getauscht.

 Wer ist denn eigentlich der Chef bei Euch, oder gibt es hier keine Hierarchie?

Winkler: Eindeutig unser Manager und der Arnold ein bisserl (lacht).

Kendlbacher: Wir sind eine Band und jeder hat hier Mitspracherecht, vor allem musikalisch. Ob etwas gut ist oder nicht, wird dann durch das Mehrheitsprinzip entschieden. Ich hab da sicher nicht das letzte Wort.

Winkler: Natürlich wird bei uns auch ein wengerl gestritten oder diskutiert, aber wir haben es noch immer geschafft, uns zusammenzuraufen, das ist das Wichtigste.

 Wie schaut's denn mit den weiblichen Fans aus, wird da viel geflirtet oder seid ihr alle vergeben?

Fleißner: So fifty-fifty (lacht).

Kendlbacher: Na, die Mädels sollen einfach einmal probieren, ob was geht, die werden es dann schon herausfinden.

Winkler: Der größte Aufreißer ist sowieso unser Manager, der Schwaiger Markus, da müss ma froh sein, wenn überhaupt noch was für uns überbleibt.

 Wie schätzt ihr denn die aktuelle Lage der österreichischen Musikbranche ein, hat man mit Austropop überhaupt Chancen auf Erfolg?

Kendlbacher: Im Moment schaut's eigentlich wirklich gut aus. Ich erkenne da sogar einen Hype für österreichische Musik. Ich habe das Gefühl, dass die englischsprachigen Sachen ein bisserl verschwinden und die heimische Kunst boomt.

Winkler: Soviel ich weiß, hat Ö3 voriges Jahr zugestimmt, den Anteil an heimischer Musik auf 14 Prozent anzuheben und wir würden uns auch wirklich freuen, wenn das endlich passieren würde. In Italien und Frankreich sind über 30 Prozent der Musik im Radio in Landessprache, da hinken wir hinterher. Die heimische Musik hat eine irrsinnig hohe musikalische Qualität. Das sieht man, wenn auf großen Festivals Bands wie Seiler & Speer oder Bilderbuch Headliner sind.

Fleißner: Über kurz oder lang wird sich aber die Musik durchsetzen, die die Leute hören wollen. Wenn immer mehr heimische Platten verkauft werden, müssen sie die Musik auch irgendwann spielen.

 Wer sind denn eure Vorbilder, sofern es welche gibt?

Winkler: Ich bin schon, seit ich ein kleiner Bua war, ein Hubert-von-Goisern-Fan, der hat mich entscheidend geprägt. Dieses Crossover war immer schon meins.

 Aber Hubert von Goisern hat doch einmal behauptet, er bekäme von Andreas Gabalier Ausschlag und hat versucht, ihn ins rechte Eck zu stellen. Und jetzt tourt ihr mit ihm, gibt es da keine Bedenken?

Kendlbacher: Wen wir nicht mögen, das sind die ,Eingnahten?, das sind die, die keine andere Musik zulassen, auf die legen wir keinen besonderen Wert.

Winkler: Wie der Arnold sagt, wir äußern uns politisch nicht, und ich muss nicht unbedingt meinen Senf überall dazugeben. Musikalisch zieh ich vor beiden meinen Hut, und wenn sich die zwei nicht vertragen, dann ist das sicher nicht mein Bier. Ich kann mit beiden Musikern was anfangen und mir vieles rausziehen, was mich interessiert, der Rest tangiert mich peripher.

Kendlbacher: Es ist auch total sinnlos, wenn sich Musiker streiten, vor allem über Musikrichtungen. Ein Hubert von Goisern hat extrem viel geschafft und ist in so vielen Dingen Vorreiter gewesen, aber einen Gabalier runterzumachen, der vor 72.000 Menschen spielt, die ihn lieben, das muss nicht sein. Da sollte einfach Respekt vor dem Künstler da sein, und ich kann ja nicht einfach sagen, Hunderttausende Leut´ haben einen Scheiß-Musikgeschmack!

Fleißner: Jede Musikrichtung hat ihre Existenzberechtigung, und auch wenn ich die Musik von Hansi Hinterseer nicht mag, so respektiere ich, was er erreicht hat. Der erreicht und bewegt unglaublich viele Menschen mit dem, was er macht.

Kendlbacher: Ich verstehe das auch jedes Jahr bei der Amadeus-Verleihung aufs Neue nicht, dass über Volksmusik und Schlager so ein spöttischer, abwertender Witz gelegt wird. Ich find´ das ehrlich überhaupt nicht mehr witzig. Vor allem sind das Musiker, die viel verkaufen und erfolgreich sind. Die spielen in München vor 72.000 Menschen und machen positive Werbung für Österreich und haben sich Respekt verdient.

 Wir haben uns ja bei einem Charity-Event zugunsten der Kinderkrebshilfe kennengelernt, wo ihr auch schon im vergangenen Jahr aufgetreten seid. Wie wichtig ist es für euch, etwas zurückzugeben?

Winkler: Immens wichtig. Wir haben seit Jahren immer gewisse Fixtermine, wie zu Weihnachten oder beim Recon Sommerfest im Lungau, wo wir für karitative Einrichtungen spielen und sind eigentlich immer zu jeder Schandtat bereit. Das ist für das Karma und die Seele enorm wichtig.

Kendlbacher: Uns geht's allen gut. Wir sind gesund und gerade deswegen sollte man immer wieder versuchen, etwas zurückzugeben. Wenn wir damit helfen können, würden wir jederzeit einen bezahlten Gig sausen lassen und für den guten Zweck spielen.

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