Sie ist fünffache Box-Weltmeisterin und krönte sich im Juli mit ihrem WBC-Titel zur erfolgreichsten Box-Sportlerin des Landes. Golden Baby Eva Voraberger vom Boxteam Vienna verriet alles roger?, warum es aber jetzt erst richtig losgeht, was ihre nächsten Karriereziele sind und wie es ihr privat geht.
Text: Martina Bauer
Mit dem fünften WM-Titel haben Sie den WBC-Titel nach Österreich geholt. Das hat noch kein Mann vor Ihnen geschafft. Was ist das für ein Gefühl?
Das ist die Krönung meiner bisherigen Karriere und einfach großartig.
Sehen Sie sich bereits am Zenit Ihrer Karriere?
Nein - ich sehe mich am Anfang. Vom Körper und vom Kopf her bin ich in der besten Zeit. Die Verbesserung von Taktik und Technik vom vorletzten bis zum letzten Kampf war einfach enorm. Jetzt erst kann ich mich so richtig auf die Gegnerin einstellen. Früher war das alles noch eher Spaß, aber jetzt weiß ich, wie ernst das ist.
Nach dem Kampf, der ja auf SAT1 live übertragen wurde, gab's Loblieder aus dem Mund der Deutschen Ex-Boxerin Regina Halmich. Was bedeutet Ihnen das?
Sehr viel! Sie hat mir auch gratuliert und auf Facebook geschrieben.
Ist das eine zusätzliche Motivation?
Die Deutschen wissen einfach, wie viel man investiert. Da gibt es so viel Wertschätzung und das motiviert zusätzlich. Klar ist Anerkennung wichtig. Die habe ich auch von der Moderatorin und ehemaligen Profi-Kick-Box-Weltmeisterin Dr. Christine Theiss bekommen. Sie hat mich auch interviewt, und es ist schön, wenn so bekannte Sportlerinnen ein Lob aussprechen. Vor allem bei mir als Österreicherin.
Fühlen Sie sich in Österreich zu wenig wahrgenommen?
Von den elektronischen Medien auf jeden Fall. Die Zeitungen sind eh super. Aber der Boxsport hat in Österreich generell nicht so viel Anerkennung wie in Deutschland. International sind wir so gut wie nicht vorhanden. Meistens wird geschrieben, dass ich aus Australien bin, weil sie offenbar nicht glauben können, dass ich aus Österreich komme.
Was ist Ihr absoluter Karrieretraum?
Ich möchte das Boxen in Österreich groß machen. Dass es so wahrgenommen wird, dass man es live im österreichischen TV zeigt. Derzeit bin ich dem ORF völlig wurscht. Die Deutschen würden sich drum reißen, so ein Mädl zu haben.
Gab es Angebote?
Ja, ich habe Angebote bekommen, für Deutschland zu boxen, aber ich habe abgelehnt. Ich bin Österreicherin und will - wie gesagt - das Boxen hier groß machen. Ich trainiere allerdings vor Kämpfen in Deutschland, weil es da mehr Sparringpartnerinnen gibt.
Wo genau?
Im Mach1-Kampfsportcenter in Karlsruhe bei Dominic Junge. Mit dem arbeiten wir zusammen.
Sehr gut, wie es scheint ...
Ja, sehr gut. Quälen tun mich beide (schaut dabei ihren Trainer Peter Pospichal an, Anm.d.Red.). Auch wenn der andere Trainer netter ausschaut (lacht).
Sie haben ein sehr gutes Verhältnis zu Ihrem Trainer?
Ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Als ich 2011 von Graz nach Wien gekommen bin, hat er mich total unterstützt. Auch finanziell.
Wie sind Sie zu Ihrem Trainer und Manager Peter Pospichal gekommen?
Durch meinen vorigen Trainer, Thomas Hettlinger. Obwohl er mich erst gar nicht haben wollte, weil ich damals einen Kampf verloren habe. Er hat mich aber dann doch ins Boxteam Vienna aufgenommen. Damals hatte er noch braune Haare, jetzt sind sie grau und teilweise schon ausgegangen (lacht und zupft an ein paar kurzen Haaren ihres Trainers).
Leben Sie als Profi gut vom Boxen?
Es ist nicht so einfach, in Österreich Sponsoren zu finden. Obwohl die mit mir mittlerweile auch auf SAT1 zu sehen sind. Aber Auto Ludwig hat mich von Anfang an unterstützt.
Wären Sie keine Boxerin, was wäre Ihr Lieblingsberuf?
Ich war ein Jahr lang Friseurin. Das hat mir richtig Spaß gemacht, aber dann habe ich diese Allergie bekommen und musste aufhören. Später habe ich eine private Büro- und Datenverarbeitungsschule absolviert. Aber auch nur, weil die mit dem Boxen kompatibel war. Da habe ich schon zwei Mal am Tag trainiert.
Was war oder ist das größte Opfer für den Sport?
Eigentlich nichts. Ich war von 15 bis 17 genug fort, und Ausgehen ist wirklich nicht alles im Leben. Jetzt kann ich rumreisen, lerne andere Leute kennen, darf nach den Kämpfen auch alles essen. Ich muss auf nichts verzichten.
Wohin soll die Karrierereise noch gehen?
Ich möchte auch den WBC-Titel im Bantam-Gewicht. Das ist eine Klasse über mir und ich will dort gegen die derzeitige Nummer eins, Mariana Juarez, genannt Barbie, kämpfen. Die war auch im Super-Fliegengewicht, also muss ich nachrücken. Ich glaube, dass das ein toller Kampf werden würde.
Welche Nummer sind Sie derzeit in der Weltrangliste?
Im Super-Fliegengewicht bin ich Nummer sieben und in einer darüber, also im Bantam-Gewicht, bin ich die Nummer drei.
Wer war bisher Ihre härteste Gegnerin?
Esmeralda Morino. Die hat mir bei einem der letzten Kämpfe gezeigt, dass ich mehr trainieren muss.
Und gegen wen möchten Sie als nächstes im Ring stehen?
Gegen Aniya Seki. Sie hat den letzten Kampf ja abgesagt. Angeblich wegen eines Bänderrisses, obwohl sie mit High Heels rumläuft. Wenn sie die Auflagen der WBC einhält, werde ich gegen sie um den WBC-Silber-Gürtel im Bantam kämpfen. Wenn nicht, gegen eine andere. Den Gürtel will ich auf jeden Fall. Dann wäre ich die Erste auf der ganzen Welt, die WBC Silber in zwei Gewichtsklassen hat.
Wann könnte der Kampf stattfinden?
Ich hoffe, bereits Anfang November.
Nach dem Kampf ist also vor dem Kampf?
So ungefähr. Viel Zeit zum Relaxen bleibt nicht. Ich habe nur im Juli frei, aber auch da gibt's viele Termine.
Ist Urlaub geplant?
Ja, bei meiner Familie in der Steiermark und bei der Familie meines Freundes in Georgien.
Ihr Freund ist auch Boxer?
Ja, Leo ist auch Profi-Boxer im Boxteam Vienna und in Österreich die Nummer eins.
Sind schon Nachwuchs-Boxer in Planung?
(Lacht) Nein, das wird noch lange dauern. So lange es im Boxen gut läuft, mache ich mir darüber keine Gedanken. Mein Körper wird mir zeigen, wann es genug ist. So lange das Feuer in mir brennt, mache ich weiter.
Wie sieht denn ein entspannter Tag bei Ihnen aus?
Den gibt es selten. Ich gehe dann trotzdem ins Gym, vielleicht ein bisschen Physio, weil die auch wichtig ist, und dann nach Hause aufs Sofa und relaxen.
Gibt es abseits vom Boxen Träume?
Eigentlich nicht. Ich lebe das Boxen und ich will vom Boxen leben können. Der Rest ist mir egal.