Madonna tut es, Gerhard Schröder auch und Arnold Schwarzenegger sowieso. Sie alle geben sich dem Genuss des Zigarrenrauchens hin. Viele prominente Namen reihen sich in die lange Liste der sogenannten Aficionados ein. Das einstige Statussymbol reicher älterer Herren gilt heute als trendiges Lifestyle-Produkt. Und Zigarrenclubs bieten den entsprechenden Rahmen, um edle Zigarren in gemeinschaftlicher Runde verkosten zu können.
Text: Regina Zeppelzauer
Wer an Zigarren denkt, dem fallen wohl zuerst Kuba, die Dominikanische Republik, Honduras oder Nicaragua ein. Kaum jemand denkt hingegen an Österreich, dabei wurden bereits im Jahr 1844 von der Österreichischen Tabakregie (1784 unter Joseph II. durch das Tabakpatent gegründet) millionenfach Virginier hergestellt. Diese krumme Zigarre mit dem strohhalmartigen Mundstück erfreute sich in der Monarchie großer Beliebtheit. Auch Kaiser Franz Joseph II. galt als Liebhaber der Virginia, die im Volksmund deshalb auch unter dem Namen "Kaiserliche" bekannt war. Im Jahr 1931 erreichte die Produktion der Virginia in Österreich ihren Höhepunkt - allein in der Zigarrenfabrik Stein wurden damals 75 Millionen Stück hergestellt. Ab Mitte der 1930er-Jahre trat dann die maschinell gefertigte Zigarette ihren Siegeszug an, der Zigarrenabsatz brach ein.
Hollywood-Trend
Lange Zeit spielte die Zigarre nur eine geringe Rolle, galt als Produkt für Angeber. Mittlerweile gibt es aber über 2.500 verschiedene Zigarren in Österreich zu kaufen. Ihren Aufschwung, der in den 1990er-Jahren einsetzte, verdankt das aus Tabakblättern gerollte Genussmittel auch diversen Hollywoodstars. Ein Inspektor Columbo ohne Zigarre im Mund? Unvorstellbar. Auch "Steirerbua" Arnold Schwarzenegger war nicht nur in zahlreichen Filmen damit zu sehen, sondern ist auch privat ein Zigarren-Liebhaber. Überhaupt gilt die Zigarre als Symbol von Macht und Männlichkeit, vor allem in Mafia- und Kriegsfilmen spielt sie eine Rolle. Wen wundert?s, dass man auch privat immer mehr Hollywood-Stars mit Zigarre sieht. Schon Marlene Dietrich galt als Aficionada, die sich ab und an eine kleine Zigarre gönnte. Ihre rauchige Stimme kam also nicht von ungefähr. Auch Madonna, Jodie Foster und Linda Evangelista gelten als Zigarren-Liebhaberinnen. Unter ihren männlichen Kollegen finden sich so klingende Namen wie Sylvester Stallone, Bruce Willis oder Michael Jordan, die dieses Tabakprodukt durchaus zu schätzen wissen.
Genuss vs. Gewohnheit
Während Zigarettenraucher meistens aus Gewohnheit zum Glimmstängel greifen, steht beim Zigarrenraucher der Genuss im Vordergrund. Liebhaber des Zigarrengenusses ritualisieren ihre Leidenschaft meist stilvoll. Eine Zigarre soll nicht schnell geraucht, sondern im richtigen Rahmen entsprechend genossen werden. Gemeinsam rauchen liegt dabei im Trend. Besonders gut geht das in Zigarrenclubs, wo Gleichgesinnte edle Zigarren verkosten und berufliche Kontakte pflegen. Dabei steht natürlich die Zigarre im Mittelpunkt, denn die richtige Handhabung mit dem edlen Tabak macht den wahren Genuss aus.
Das beginnt schon bei der richtigen Lagerung der Zigarre, vorzugsweise in einem Humidor, damit sie nicht austrocknet und dadurch an Aroma verliert. Dann ist auch das Anzünden einer Zigarre beinahe schon eine eigene Wissenschaft. Das falsche Anbrennen hat schon so manchem eine gute Zigarre geschmacklich vermiest. Profis verwenden keine banalen Streichhölzer, sondern spezielle Gasfeuerzeuge. Dabei gilt: Je größer das Ringmaß, desto mehr Flammen sind sinnvoll. Auf keinen Fall inhaliert man den Rauch, eigentlich pafft man eine Zigarre. Und niemals würde ein echter Zigarrenkenner den Zigarrenkopf abbeißen - was in einem Italowestern cool aussieht, kommt im echten Leben weniger gut. Damit beschädigt man das Deckblatt und das kann die Zigarre im schlimmsten Fall ungenießbar machen. Da die meisten Zigarren einen geschlossenen Zigarrenkopf besitzen, muss dieser mit einem Cutter entfernt werden. Daneben gibt es noch Zigarrenschere, V-Cutter oder Zigarrenbohrer, die einen maximalen Schutz für das Deckblatt bieten. Wofür man sich entscheidet, ist letztlich Geschmacksache.
Pures Vergnügen
Das Zauberwort für wahren Genuss heißt Zeit. Denn ein Zigarrenraucher braucht ebendiese, um seiner Leidenschaft zu frönen. Im Schnitt reicht ein Zug pro Minute, zieht man häufiger an seiner Zigarre, brennt sie zu heiß und schmeckt nicht mehr. Apropos Geschmack: Bei vielen Zigarren verbessert sich das Aroma - die richtige Lagerung vorausgesetzt - ähnlich wie bei einem guten Rotwein, weil sie noch nachreifen. Irgendwann haben die Zigarren aber ihren Höhepunkt erreicht und sollten auch geraucht werden. Denn wie schon der Pianist Arthur Rubinstein sagte: "Zigarren sind so köstlich wie das Leben. Das Leben bewahrt man sich nicht auf. Man genießt es in vollen Zügen."