Es gibt kaum ein österreichisches Wahrzeichen, das weltweit so bekannt ist wie der Wiener Prater mit seinem Riesenrad. Deshalb hat alles roger? den jüngsten Präsidenten des Praterverbandes aller Zeiten, Stefan Sittler-Koidl, um eine ganz private Führung durch einen der ältesten Erlebnisparks der Welt gebeten und mit ihm ein Interview gemacht.
Interview: Roland Hofbauer
Seit wann sind Sie Präsident des Praterverbandes?
Seit 2014 bin ich hier ehrenamtlicher Präsident. Ich bin aus einer alten Praterfamilie, wir sind hier schon seit 1921 Schausteller und ich lebe und liebe den Prater. Der Prater war auch immer ein Spiegel der Gesellschaft, das macht ihn so besonders.
Sie haben dann ja auch in eine andere große Schaustellerfamilie eingeheiratet und sind jetzt sozusagen das Oberhaupt des Denver Clans des Praters, oder?
Es gibt viele Praterfamilien, auch welche, die eine längere Geschichte als unsere Familien haben. Aber wir sind sicher eine Marke und sind auch sehr stolz darauf und sehr interessiert am Geschehen und der Entwicklung des Praters. Ich habe meine Frau übrigens auch im Wiener Riesenrad geheiratet, und danach gab es ein tolles Fest im Prater.
Wie viele Besucher hat denn der Prater im Jahr?
Es gibt eine Zählung aus dem Jahr 2014, da waren wir bei 4,2 Millionen. Mittlerweile sind wir bei über fünf Millionen Besuchern im Jahr.
Sie sind hier aufgewachsen, mit welchen Attraktionen fahren sie heute selber noch?
Ich liebe den Freifallturm, da fällt man aus einer Höhe von 80 Meter und fällt 1,5 Sekunden im freien Fall. Die Attraktion ist höher als das Riesenrad, da spürt man, dass man noch lebt.
Es gab ja früher harte Zeiten im Prater, er hatte einen schlechten Ruf und die Prater-Strizzis hatten Hochkonjunktur. Wie sieht das denn heute aus?
Ich bin hier in den 90ern aufgewachsen, und da ist es hier wirklich zugegangen. Es gab Raufereien, Bandenkriminalität und auch den Straßenstrich. All das gibt es hier heute nicht mehr. Der Prater hat sich gewandelt und wir können wirklich stolz darauf sein, wie er heute ist. Wir haben ein tolles Sicherheitskonzept, es gibt hier weder Ausschreitungen noch andere Probleme.
Sie sind ja sicher mit Ihren Plänen und Visionen für den Prater noch lange nicht am Ende, was möchten Sie weiter verändern oder noch erreichen?
Durch die Tatsache, dass wir ja nicht flächenmäßig wachsen können, bleibt uns nur die Modernisierung und Verbesserung der Fahrgeschäfte. Es gibt hier 250 Schausteller, davon sind 70 Fahrgeschäfte und wir versuchen, diese laufend zu verbessern und sind immer am Puls der Zeit.
Sie haben mittlerweile das ganze Jahr geöffnet, was gibt es denn neu und auch im Winter?
Wir müssen ganzjährig offen haben. Es würde sich gar nicht mehr rentieren, wenn wir im Winter zu hätten. Es gibt Silvester im Prater mit Musik und Feuerwerk, es gibt einen fantastischen Umzug am Faschingssamstag im Februar. Es gibt die Schweizerhauseröffnung, das Praterfest, den 1. Mai, Halloween im Oktober und vieles mehr. Auf unserer Homepage finden Interessierte alle Veranstaltungen.
Kann hier eigentlich jeder einen Stand kaufen oder eröffnen?
Wen jemand stirbt oder aufhört, wird das eigentlich Prater-intern weitervergeben und in der großen Familie geregelt. Aber es gibt auch Ausnahmen, zum Beispiel, wenn jemand ganz besonders tolle Konzepte hat, dann hat er auch die Chance, in die Familie aufgenommen zu werden.
Was würden Sie sich für den Wiener Prater wünschen?
Dass man sich um den Praterstern kümmert, denn diese Zustände dort haben sich der großartige Prater sowie seine Unternehmer einfach nicht verdient. Hier wird alles getan, um den Millionen Besuchern ein tolles Erlebnis zu bieten, und dann muss man von Touristen auf unserer Homepage von den unglaublich widerlichen Zuständen lesen. Hier ist die Politik gefragt, denn ich liebe den Prater und ich möchte, dass hier alle glücklich sind und sich amüsieren. Dann bin ich auch zufrieden.