Roland Kaiser hat über 90 Millionen Tonträger verkauft und zählt seit über 40 Jahren zur Spitze des deutschen Showgeschäfts. Auch in Österreich genießt der gebürtige Berliner Kultstatus. Er musste sich 2010 einer Lungentransplantation unterziehen. Dennoch steht er nach wie vor auf der Bühne und begeistert mit Hits wie Lieb mich ein letztes Mal, Joana oder zuletzt im Duett mit Maite Kelly. Aktuell wurde der Künstler in Wien mit einem Stern beim Walk of Stars geehrt und wir durften ihn begleiten.
Interview: Roland Hofbauer
Herr Kaiser, seit gut 37 Jahren halten Sie sich an der Spitze des deutschen Schlagers. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Ich denke, es liegt daran, dass die Leute mir meine Authentizität abkaufen. Sie merken, wie viel Freude mir meine Arbeit macht und dass ich mich nicht verstelle. Glaubwürdigkeit ergibt Langfristigkeit.
Ihr Duett mit Maite Kelly "Warum hast Du nicht nein gesagt" ist ein großer Hit. Mit wem wird es das nächste Duett geben?
Ich habe auch bereits einmal eines mit Nancy Sinatra gemacht, aber es wird gar kein nächstes geben. Das hat gut funktioniert und das war es jetzt auch schon, sonst sieht das immer wie ein Abklatsch eines Hits aus.
Mindestens drei Generationen kennen und lieben Ihre Lieder, sowohl 15-Jährige als auch Menschen mit 85 singen bei Ihren Songs leidenschaftlich mit. Können Sie sich diese generationsübergreifende Beliebtheit erklären?
Die Texte sind gut formuliert. Die Leute können die Gefühle nachvollziehen, sich mit den Inhalten identifizieren. Ich glaube aber nicht, dass das ein Roland-Kaiser-Phänomen ist, euer Udo Jürgens zelebrierte den generationsübergreifenden Fan-Kult doch ein Leben lang.
Sie sind, obwohl Sie sensationell aussehen, nicht mehr der Jüngste. Was müsste passieren, damit Sie der Showbranche den Rücken kehren?
Na wenn mir der liebe Gott die Fähigkeit nimmt zu singen, oder wenn mich die Fans abwählen. Das Schlimmste wäre es, vor einer Möbelausstellung aufzutreten, wenn man als Künstler auf leere Sitze schaut.
Mit über 90 Millionen verkauften Tonträgern haben Sie alles erreicht. Was gibt Ihnen die Motivation, weiter auf der Bühne zu stehen?
Bei meinen Konzerten hat sich vieles verändert, denn früher war ich auf der Suche nach Wirkung, wollte auf alles eine Reaktion. Heute habe ich einfach nur einen Heidenspaß und sehe es als Privileg, mein Hobby zum Beruf zu haben. Das ist meine Motivation.
Beinahe jeder Ihrer Texte hat eine Botschaft, erzählt Geschichten und spiegelt ehrliche Gefühle wider. Beruhen Ihre Songs auf persönlichen Erfahrungen? Ich denke da im Besonderen an "Manchmal möchte ich schon mit Dir"!
Meine Lieder sind eine Mischung aus persönlichen Erlebnissen, Beobachtungen und einiges ist natürlich auch erfunden. Natürlich hat man im Freundeskreis schon erlebt, dass ein Kerl mit der Ehefrau seines Freundes heftig geflirtet hat. Wer das war, bleibt aber ein Geheimnis.
Würden Sie sich auch als Juror in eine Castingshow setzten?
Nein, das würde ich nie machen, das traue ich mir gar nicht zu. Ich möchte auch nie derjenige sein, der die Träume anderer zerplatzen lässt.
Warum haben Sie eigentlich Ihren Namen von Ronald Keiler auf Roland Kaiser geändert? Wäre der Erfolg nicht auch als Ronald gekommen?
Es war nicht sicher, ob man als männliches Wildschwein schnell Karriere machen kann, aber vom Klang her ähneln sich die Namen. Mittlerweile reagiere ich auch kaum noch auf Ronald.
Ende 2009 gaben Sie wegen einer chronischen Lungenerkrankung Ihren Abschied bekannt und mussten sich sogar einer Lungentransplantation unterziehen. Wie schwer war diese Zeit für Sie?
Die Option, dass ich sterbe, war natürlich gegeben, aber damit habe ich mich nie beschäftigt. Ich bin ein absoluter Optimist und das ist die beste Art, mit so einer Situation umzugehen. Die Diagnose wurde ja bereits 2000 gestellt, trotzdem bin ich noch neun Jahre live aufgetreten. Meine Ärzte haben das nicht verstanden, aber für mich war das wichtig.
Mit Ihrem sozialen Engagement und der Beliebtheit wären Sie doch ein idealer Politiker. Wäre so ein Posten etwas für Sie?
Nein, in meinem Alter habe ich keine Lust mehr, als Frischling diverse Parteiinstanzen zu durchlaufen, da bleib' ich doch lieber auf der Bühne. Natürlich merke ich, dass ein Rechtsruck durch Europa geht, aber ich bin ein Optimist. Ich sage nicht, die AfD wurde von 13 Prozent gewählt, ich sage 87 Prozent haben diese Partei nicht gewählt.
Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?
Ruhe und Frieden und eine besinnliche Zeit.