Es kann jederzeit passieren. Ganz plötzlich. Männerhorden, teilweise Flüchtlinge. Sie kreisen dich ein, fassen dich an, rauben dich aus. Holen sich dein Selbstwertgefühl. Greifen, schänden und vergewaltigen. Weil unverhüllte Frauen in ihren Augen nichts anderes als Huren sind. Ergebnis: mehr als 100 weibliche Opfer in Deutschland und Österreich. Der feministische Aufschrei blieb aus. Wir wollten von Sonja Ablinger, der Vorsitzenden des Österreichischen Frauenrings, wissen, warum.
Die heurige Silvesternacht wurde zum Albtraum für viele Frauen in Deutschland, aber auch in Österreich. Was sagen Sie zu diesen Vorkommnissen?
Es ist unglaublich, dass so etwas überhaupt passieren kann, aber es kommt immer wieder vor. Vielleicht nicht in der Größenordnung, aber wir haben laufend damit zu kämpfen, dass Frauen von Männern als Objekte gesehen werden. Und Gewalt gegen Frauen wird nach wie vor heruntergespielt.
Eigentlich hätte es Aufschreie der Frauenvereine und Feministinnen geben müssen. Die blieben aber aus. Kann das daran liegen, dass man das Kind nicht beim Namen nennen wollte, weil man die Sexualtäter fast ausschließlich als dunkelhäutig und mit arabischer Herkunft beschrieben hat?
Also, ich sehe das anders. Ich finde, es ging sehr wohl ein Aufschrei durch die Internetforen und auch teilweise in den Medien. Für mich ist es irrelevant, woher die Männer kommen, die Frauen so behandeln. Jeder Mann hat sich zu benehmen, da ist seine Herkunft egal. Aber ich warne auch vor Gruppierungen, die sich plötzlich als Feministen geben, das ist scheinheilig.
Ist es nicht eine Tatsache, dass junge muslimische Männer unverhüllte Frauen als Huren und Freiwild sehen?
Das mag sein, aber das betrifft eher die Minderheit. 70 Prozent der gemeldeten Gewalttaten an Frauen werden in Österreich von Österreichern begangen. Aber das ist nur die Dunkelziffer, da die meisten Frauen keine Anzeige erstatten.
Was sagen Sie zu solchen Aussagen wie jener der Oberbürgermeisterin von Köln, dass Frauen eine Armlänge zu Männern Abstand halten und sich nur in Gruppen bewegen sollen?
Das ist absoluter Schwachsinn, ein Rückschritt bis ins Mittelalter. Hier wird die Frau für Übergriffe mitverantwortlich gemacht. Das erinnert mich an den Fall der Massenvergewaltigung in einem indischen Bus, bei der der Richter meinte, die Frau hätte eben nicht Bus fahren sollen. Unglaublich, wie schwachsinnig hier argumentiert wird. Die Männer haben Frauen zu respektieren, und Männer sollten sich mehr für Frauen einsetzten, wenn sexuelle Übergriffe beobachtet werden.
Ein paar Medien haben versucht, die sexuellen Übergriffe als eine neue Form des Trickdiebstahls zu kalmieren, was halten Sie davon?
Absolut absurd. Ich war zwar selber nicht vor Ort, aber es gibt genug Frauen, die über die Übergriffe gesprochen und sie auch selbst erlebt haben. Fremde Hände an Geschlechtsteilen und Körperöffnungen sind sicher keine Form von Diebstahl.
Wenn unter den Silvester-Tätern nachweislich Flüchtlinge waren ? wie sollte man mit ihnen verfahren? Abschiebung oder der Prozess in Österreich?
Auf jeden Fall der Prozess in Österreich, denn sie sollten sich hier für ihre Taten verantworten und auch verstehen, was sie falsch gemacht haben.
Interview: Roland Hofbauer
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