Wie er da oben sitzt. Mit seinen Ray-Bans. Dieses typische Grinsen. Ein Nicken. Das Projekt Helden von heute - Falco goes school gefällt ihm. In seinem Namen werden junge österreichische Talente gefördert. Kinder mit "einer Mörderstimm", wie er gesagt hätte. Das ist sein Vermächtnis. Falco lebt. Energie stirbt nicht.
Text: Martina Bauer
"Hansi Hölzel alias Falco. Wir wollen ihn hochleben lassen. Ein bissel. Oans, zwoa, drei!" Die Lehrerin des BORG Gastein gibt das Zeichen. Dann setzen die vier Musiker ein. Nach den ersten Takten ist klar, welcher Song das ist. Der Chor singt den größten Hit des Falken: Rock Me Amadeus. Die Jugendlichen, samt dem Solo-Sänger mit Megafon, shaken im Takt. Die Bewegungen der Lehrerin lassen einen Hauch Whoopi Goldberg durch den Raum wehen. Gelebte Leidenschaft.
Seine Lieder werden immer noch gespielt, immer noch gesungen. Nicht nur im Wiener U4. Trotzdem war die Angst vor dem Versagen seine ständige Begleiterin. Was er damals nicht sah: Der Erfolg hat viele Gesichter. Im Leben hat ihn das zerrissen. Aber der Erfolg ist ihm über den Tod hinaus treu geblieben. Und es wirkt versöhnlich. 1,9 Millionen Zugriffe kann die Seite www.falcogoesschool.at bis dato verbuchen. Online ging sie am 19. Februar, dem Geburtstag von Hans Hölzel. Damit erfolgte der Startschuss für das Projekt Helden von heute - Falco goes school. Ins Leben gerufen von der Falco Privatstiftung. Unter deren Vorstand und alles roger?-Herausgeber Ronnie Seunig.
Der Song Helden von heute trifft den Zeitgeist von heute wie damals. No future extrem angesagt ... Aber nicht für musikalisch talentierte und an Pop interessierte Kids. "In der Klassik und bei der volkstümlichen Musik gibt's in Österreich gute Ausbildungsmöglichkeiten. Aber im Pop nicht. Das wollen wir ändern", sagt Musik-Manager, Produzent und Veranstalter Wolfgang Kosmata. Er ist Beirat der Falco Privatstiftung und hatte die Idee für das Projekt.
Nach dem Aufruf gab's genau 100 Einreichungen. Es mag ein Zufall sein, dass auf der Temperatur-Skala nach Celsius die 100 als Siedepunkt gilt. Vielleicht aber auch nicht. Sicher ist: Da bewegt sich was. Da brodelt es in der heimischen Pop-Nachwuchswelt.
Falco goes school ist nicht einfach nur so ein Projektname. Die Verantwortlichen sind tatsächlich in die Schulen gefahren und haben sich die 15 besten Einreichungen angehört. Auch die des BORG Gastein mit Rock Me Amadeus. Die Darbietung wurde auf der Homepage nicht zufällig mehr als 13.000 Mal angeklickt. Mit von der Partie war neben Wolfgang Kosmata auch Rob Bolland, der Komponist und Produzent von Rock Me Amadeus.
Ebenfalls dabei Bella Wagner, die noch von Falco selbst entdeckt wurde. Die Schulen in Vorarlberg besuchte unter anderem Reinhold Bilgeri, für den die Nummer Der Kommissar ursprünglich geschrieben wurde.
Anfang Juni war sie dann beendet, die Tour durch die Schulen, von der Volksschule über die Unter- bis zur Oberstufe. Und Walter Kosmata, der erfahrene Scout mit dem Gespür für musikalisches Potenzial, kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. "Für mich haben schon alle gewonnen, die wir besucht haben.
Da sind so viele Talente dabei, da ist so viel Energie und Freude, dass es echt schwerfällt, da einen Sieger rauszufinden."
Das ist nun Aufgabe der Jury, die sich aus
Wolfgang Kosmata, Hannes Eder (ehemaliger Managing Director Universal Music Austria & Western Balkans, Präsident IFPI Austria),
Mag. Harry Fuchs (Geschäftsführer Österr. Musikfonds),
Mag. Harald Hanisch (Musikproduzent, Vizepräsident Österreichischer Komponistenbund), Peter Kruder (Musiker, Musikproduzent),
Peter Pernica (Musikverleger, Konzertmanager, Künstlermanagement Magnumusic),
Mag. Marcus Ratka (Geschäftsführer Jam Music Lab)
und Mag. Gerhard Riedler (Geschäftsführer Mediaprint) zusammensetzt.
Mit ihrer Stimme und dem Public Voting wird ermittelt, an wen die Siegesprämie von 15.000 Euro fließt.
10.000 gehen an die Schule und 5.000 an den Gewinner persönlich. Allerdings wird damit kein Ibiza-Urlaub drin sein. Das Geld ist zweckgebunden und kann nur in die Ausbildung oder in ein Instrument gesteckt werden. Jedenfalls muss die Ausgabe etwas mit Musik zu tun haben. Es geht um die Förderung von Kreativität und der Liebe zur Musik. So wie sie der Falke hatte und lebte.
Um den Kids sein Schicksal von Frustration zu ersparen, gehört es für die Mentoren dazu, sie auch auf Rückschläge vorzubereiten. Wolfgang Kosmata: "Wir sagen ihnen, dass sie ganz frei sind, die Musik zu machen, die sie möchten. Wir sagen ihnen aber auch, dass sie nicht aufgeben oder gar frustriert sein dürfen, wenn das nicht gleich einschlägt. Das ist einfach wichtig".
Was die Kinder mit dem Projekt-Titel Helden von heute verbinden, zeigte sich in Zeichnungen der burgenländischen Volksschule Oberpullendorf. Für sie sind die Helden von heute primär Menschen, die anderen helfen, für andere da sind und die Welt besser machen. Das gibt Hoffnung, die vielleicht auch in ihrer Musik von Ohr zu Ohr gehen wird. Ein rhythmisches Stille-Post-Spiel. Musik ist Schwingung. Musik ist Energie. Sie kann sich binnen kürzester Zeit über den ganzen Erdball ausbreiten. So wie die Hits von Falco. Und obwohl rein rechnerisch viele von ihnen seine Enkelkinder sein könnten und er schon seit achtzehn Jahren nicht mehr auf dieser Welt ist, wissen die genau, wer Falco ist.
Ihre erste große Bühne bekommen sie am 30. Juli beim großen Abschlussfest in der Excalibur City bei Kleinhaugsdorf. Wer von ihnen mag, kann sich dort noch einmal präsentieren. Natürlich mit professioneller Tonanlage und allem, was zu einem anständigen Gig dazugehört. Wer weiß, vielleicht ist dort dann der nächste musikalische Shootingstar Österreichs zu sehen. Und wenn er aus der Oberstufe kommen sollte, heißt es für ihn dann möglicherweise bald: Nie mehr Schule!
Die Helden von heute sind dann schon andernorts. Vielleicht bei Falco goes Club. Who knows. Waßt eh ...
Abschlussfest am 30. Juli in der Excalibur City!