Thomas Haller ist das Paradebeispiel eines Kämpfers. Trotz einer schweren körperlichen Behinderung hat der Geschäftsmann ein Fuhrunternehmen gegründet und ist als Leistungssportler überaus erfolgreich. Der Dressurreiter nimmt heuer im September zum dritten Mal an den Paralympischen Spielen teil.
Herr Haller, Sie sind Dressurreiter trotz körperlicher Einschränkung, wie kam es dazu?
Meine Behinderung nennt man „spastische Diplegie“. Ich hatte Sauerstoffmangel bei der Geburt, daher ist die Motorik, die vom Gehirn aus gesteuert wird, gestört. Ich bin über die Hippotherapie zum sportlichen Reiten gekommen und hatte eigentlich immer Angst vor Pferden. Als meine letzte Operation, ich war damals 13, misslungen ist, war die beste Art der Rehabilitation die Hippotherapie. Meine Mutter musste mich sehr überreden, überhaupt zum Pferd zu fahren, aber als ich dann sah, wie gutmütig der Haflinger – mit einem riesigen Bauchgurt zum Anhalten – war, habe ich mich getraut, mich auf seinen Rücken zu setzen. Bei der Hippotherapie wird das Pferd geführt. Man macht Übungen, um die Muskulatur zu lockern. Nach gut einem halben Jahr haben die Ärzte gemeint, dass das Reiten für mich die beste Möglichkeit ist, mich beweglich zu halten. Allerdings würden die Kosten nicht weiter getragen werden können. Daher bin ich umgestiegen und habe ganz normal zu reiten begonnen. Aufgeben ist keine Alternative.
Sie sind ein erfolgreicher Geschäftsmann. Wie schwierig ist es, sich als gehandicapter Mensch in der Berufswelt durchzusetzen?
Grundsätzlich musste ich immer 150 Prozent geben, um 100 Prozent akzeptiert zu werden. Allerdings habe ich mir die Akzeptanz mittlerweile erkämpft, und meine Partner schätzen mich, weil ich viel geschaffen habe.
Ich würde sagen, in meinem Bereich, dem Fahrtendienst, ist meine eigene Behinderung ein gewisser Vorteil, weil ich genau deshalb weiß, was andere Menschen mit Handicap brauchen und wie sie zu behandeln sind.
Wenn bei Angeboten die Preise gleich sind, gibt es gewisse Kunden, die lieber mit uns fahren als mit den Mitbewerbern.
Wann kam Ihnen die Idee, bei den Paralympischen Spielen zu starten, und wie schwierig war die Umsetzung?
Hier muss ich sagen, dass nicht mir die Idee kam, sondern dafür musst du dich qualifizieren und dann hoffen, vom Verband geschickt zu werden. In meinem Fall war es so, dass ich im Sommer 2000 einen Anruf vom paralympischen Komitee bekam mit der Frage, ob ich im Oktober nach Sydney mitfahren will. Ich war nicht qualifiziert, aber manchmal gibt es vom internationalen Verband eine Wildcard. Ich hatte nur 24 Stunden Zeit, mich zu entscheiden, also habe ich zu Hause den Familienrat einberufen, denn ich hatte zwei kleine Kinder, und meine damalige Frau musste natürlich zustimmen.
Wie verlief Ihre bisherige olympische Laufbahn, und was sind Ihre Ziele für die kommenden Spiele?
Bis dato war ich am erfolgreichsten 2000 in Sydney mit dem 4. Platz dank meiner damaligen Trainerin Dr. Eva Maria Bachinger. Dabei war ich noch in Athen 2004, in Peking 2008 und in London 2012.
Sie sind Buchautor, Profisportler, Geschäftsmann. Gibt es in Ihrem Leben noch Ziele?
Sportlich ist mein Traum, bei einem der nächsten Championate eine Medaille zu machen.
Im September starten die Paralympischen Spiele, wie bereiten Sie sich darauf vor, wie groß sind Ihre Titelchancen?
Ich habe ein sehr gutes Team, das mich betreut, allen voran meine Frau, die für die mentale Unterstützung verantwortlich ist. Es kommt auf die Tagesverfassung an, und wir werden auf jeden Fall unser Bestes geben.
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